Lisa Tetzner

Lisa Tetzner wurde 1894 in Zittau geboren und wuchs dort als Tochter eines Arztes in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Wegen einer Entzündung im Knie, die sie mit elf Jahren hatte, konnte sie zeitweise nicht laufen und war darum auf den Rollstuhl angewiesen. Sie hatte ihr Leben lang immer wieder mit den Folgen dieser Erkrankung zu kämpfen, weshalb sie andere Menschen, die auch krank waren, gut verstand und ihnen oft half. Bis zur siebten Klasse besuchte Lisa Tetzner die öffentliche Schule und danach die Höhere Töchterschule, die sie mit der zehnten Klasse abschloss.

In den 1950er Jahren setze sie sich sehr für die fantastische Kinderliteratur ein, die damals in Deutschland nur schwer angenommen wurde. Ab 1955 bis zu ihrem Tod widmete sich Lisa Tetzner nur noch dem Schreiben eigener Kinder- und Jugendbücher. Lisa Tetzner ist eine der wichtigsten deutschen Schriftsteller aus der Zeit des Nationalsozialismus. Da sie zuerst Erzählerin und Herausgeberin von Märchen war, hat ihr erstes Kinderbuch Hans Urian. Die Geschichte einer Weltreise noch märchenhafte und fantastische Züge. Später verzichtete sie darauf, um die soziale und politische Wirklichkeit direkter, kritischer und unverstellt darzustellen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie auch Bücher für Erwachsene geschrieben, die wie ihre Kinder- und Jugendbücher persönliche Erlebnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus beinhalten.

Tetzners Arbeit war von Anfang an beeinflusst von den Erfahrungen der eigenen Krankheit und den Erlebnissen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie wollte mit ihren Büchern und dem Märchenerzählen aufklären, verändern und helfen. Einige ihrer Bücher sind wichtige Zeitzeugnisse, darum werden sie auch heute noch veröffentlicht und gelesen.

Lisa Tetzners Hauptwerk ist die neunbändige Kinderbuchodyssee Die Kinder aus Nr. 67, die sie 1933 in Berlin begann und 1949 im Schweizer Exil beendete. Es gilt gleichzeitig als das wichtigste Kinderbuch des deutschsprachigen Exils. Die einzelnen Bände erschienen erst als Einzelbücher, später wurden sie dann unter dem Titel Die Kinder aus Nr. 67 als Serie herausgegeben. Darin wird aus der Perspektive verschiedener Kinder wirklichkeitsnah das Leben in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland geschildert. Ausgangspunkt der Handlung ist die Freundschaft zwischen Erwin und Paul. Sie und noch andere Kinder leben mit ihren Familien in einer Berliner Mietskaserne. In jedem Band wird ein anderes dieser Kinder als Hauptfigur und dessen persönliche Geschichte eingeführt. Ihre Wege und ihre Flucht vor den Nationalsozialisten sind sehr unterschiedlich verlaufen. Trotzdem verbindet alle irgendetwas miteinander und sie treffen Jahre später als junge Menschen in der Schweiz zusammen.

Die Texte hatten es nach dem Krieg schwer, den Weg in die Regale der Buchhandlungen zu finden, weil es Menschen gab, denen Tetzners politisches Engagement in ihren Büchern nicht recht war. Erst als 1979 die ersten beiden Bände von Die Kinder aus Nr. 67 verfilmt wurden, erreichten sie mehr Leser. Mittlerweile sind alle Bände weit verbreitet und in über zwölf Sprachen übersetzt worden.

Ebenso wichtig und ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur ist Lisa Tetzners Jugendbuch Die Schwarzen Brüder. Sie schrieb dieses Buch zusammen mit ihrem Mann. Es handelt von den Kindern armer Tessiner Bauern, die von ihren Eltern an Menschenhändler nach Mailand verkauft wurden. Sie müssen dort unter unmenschlichen Bedingungen dunkle und oft heiße Schornsteine von innen mit ihren nackten Händen putzen. Weil die Arbeit so schwer und ungesund war, starben viele dieser Kinder an Krankheiten oder Unterernährung. Doch sie hielten zusammen und begannen sich gegen diese Ausbeutung zu wehren.

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