Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel

Autor: Elisabeth Zöller

Klappentext:

Dem Führer treu ergeben?

„Die fünfzehnjährige Paula verehrt den Führer. Begeistert marschiert sie mit ihren Mädels beim BDM, aus voller Kehle schmettert sie „Die Fahne hoch“, und wenn sie den Hitlerjungen Werner sieht, leuchten ihre Augen. Sie will etwas tun für das Deutsche Reich. Doch dann verlangt ihr Vater etwas, das für sie unmöglich ist. Und allmählich sieht Paula ihre vermeintlich heile deutsche Welt mit anderen Augen.

Der neue Roman von  Elisabeth Zöller, die für »Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens« mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis und für ihr Engagement gegen Gewalt mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. „

Die Schuld der Väter

„Die fünfzehnjährige Paula liebt ihren Vater über alles. Sie teilt seine Ansichten, verehrt Hitler und ist begeistert beim BDM. Doch nach und nach entdeckt sie, dass ihr Vater maßgeblich an der Deportation von Juden beteiligt ist. Und ihr Weltbild gerät ins Wanken. – Hautnah erlebt der Leser Paulas anfängliche Begeisterung und die schmerzliche Loslösung vom nationalsozialistischen Gedankengut.

Nach dem großen Erfolg von »Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens« greift Elisabeth Zöller erneut ein wichtiges Thema des Nationalsozialismus auf: Wie konnte jemand ein liebevoller Familienvater sein und gleichzeitig mit einem Befehl unendlich viele Menschen in den Tod schicken? Und wie sollen seine Kinder damit umgehen?“

Presseinformation des Verlags:

„…“

Eine Leseprobe:

»Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben – nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die danebenstehen und sie gewähren lassen.«
ALBERT EINSTEIN

»Diese Jugend lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn [sie] mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolke in die Hitler-Jugend, [ … ] und dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben.«
ADOLF HITLER

1. Der Geheimbriefkasten

»Ja, die Unterschrift ist von ihm! Adolf Hitler, im August 1941. Der Führer persönlich! Ich hab jetzt noch Herzklopfen. Wie alle zugeschaut haben – mit glänzenden Augen! Das muss ich unbedingt Mathilda zeigen. Und natürlich meinen Eltern und Hans, einfach allen! Ich umfahre die von Bomben zerstörte Hörsterstraße, erreiche endlich unser Haus in der Sonnenstraße und stelle mein Fahrrad an die Hauswand.

Meine Mutter reißt die Haustür auf, und mein Vater steht lächelnd hinter ihr im Türrahmen.

„Erzähl, Paula!“, bestürmt Mama mich gleich. „Wie war es? Wir sind so stolz auf dich, mein Kind.“

Der Nachmittag war so aufregend! Wo soll ich bloß anfangen?

Die holzvertäfelte Aula der Annette-Schule war heute ganz besonders feierlich geschmückt. An der Stirnseite hingen zwei entrollte Hakenkreuzfahnen von der verzierten Stuckdecke bis zum Boden. Das Rednerpodest schmückte ein mit Blumen umkränzter Reichsadler, und um Türen und Fenster wanden sich Efeugirlanden. Die Aula ist auch die Turnhalle der Schule. Immer liegt ein leicht süßlicher Schweißgeruch in der Luft. Dann sind die Mädelschaften1) einmarschiert, alle in blauen Röcken und weißen Blusen, die schwarzen Halstücher ordentlich geknotet. Wie wir gestrahlt haben!

„Nun erzähl doch endlich!“ Meine Mutter lässt nicht locker und reißt mich aus meinen Gedanken.

„Festlich war es, Mama. Wir haben uns so zusammengehörig gefühlt, und ich war stolz, dabei zu sein. Wie mit einer Stimme haben wir Die Fahne hoch gesungen, und der absolute Höhepunkt war, dass die Obergauführerin2) eine Rede gehalten Und mich zur Schaftführerin3) ernannt hat.“ Ich schaue erst Mutter, dann Vater an und lasse meine Worte wirken. „Sie sagte, der Führer brauche Mädchen wie mich, die ihm treu und zuverlässig folgen.“

Mama hat ganz leuchtende Augen, so sehr freut sie sich für mich.

Ich berichte mit klopfendem Herzen: „Dann hat sie gesagt, dass ich wohl bald Scharführerin4) werde, wenn ich so weitermache.“

„Und das erzählst du so nebenher? Mensch, Mädchen. Unsere Prinzessin.“ Mein Vater nimmt mich in den Arm und wirbelt mich lachend herum. Fast ist es so wie vor zwei oder drei Sommern, als wir ausgelassen auf den Promenadenwiesen herumtollten. Heute sind solche Momente selten geworden. Seine Arbeit beansprucht ihn stark.

„Jetzt kommt mal rein, ihr beiden!“, ruft meine Mutter.

„Zur Feier des Tages gibt es Apfelkuchen mit Schlagsahne. Ich habe so etwas ja doch geahnt. Hans wartet schon in der Küche. Hoffentlich hat er uns noch etwas Kuchen übriggelassen.“

Der Tisch ist mit unserem Sonntagsgeschirr gedeckt. Zwiebelmuster. Das Hochzeitsgeschenk von Oma und Opa. Frisch gebrühter Bohnenkaffee dampft in den Tassen. Hans sitzt mit der Kuchengabel in der Hand auf der Eckbank. …«

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1) Mädelschaft: „Gruppierung im BDM mit ca. 10 Mitgliedern. Die Gruppentreffen zu Freizeitaktivitäten mit ideologischem Hintergrund fanden wöchentlich statt und wurden von jeweils einem Mädchen, der Schaftführerin, geleitet. Während des Krieges wurden die Gruppen auch zu Arbeitseinsätzen herangezogen.“

2) Obergauführerin: „Dienstgrad innerhalb des BDM, höchste Leiterfunktion.“

3) Schaftführerin: „Dienstgrad innerhalb des BDM, Leiterin einer Mädelschaft mit ca. 10 Mitgliedern. Durch die spezielle Ausbildung und Bewährung konnte die Schaftführerin als nächste Stufe in der Hierarchie zur Scharführerin aufsteigen. „

4) Scharführerin: „Dienstgrad innerhalb des BDM, Leiterin einer Mädelschar, die aus 3 – 4 Mädelschaften, also bis zu 40 Mitgliedern,  bestand. Je höher eine Leiterin aufstieg, desto mehr bestand ihre Arbeit aus Organisation, Vorträgen und Schulungen.“

Vita / über Elisabeth Zöller:

„Elisabeth Zöller ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen Deutschlands. Ihr Roman »Schwarzer, Wolf, Skin« erregte großes Aufsehen. Für ihr Buch »Anna rennt« erhielt sie den Katholischen Jugendbuchpreis, für »Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens« den Gustav-Heinemann-Friedenspreis. Für ihr Engagement gegen Gewalt wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie in Münster.“

Literaturpreise und Auszeichnungen:

  • Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2005
  • Bundesverdienstkreuz 2007

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 12/2014: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

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Buchcover:

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel - von Elisabeth Zöller ist erschienen in der S. FISCHER Verlag GmbH/FISCHER Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH

Vaters Befehl oder Ein deutsches Mädel - von Elisabeth Zöller ist erschienen in der S. FISCHER Verlag GmbH/FISCHER Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH

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Verlag: S. Fischer Verlag; 2. Auflage (17. Februar 2012).
Lesealter: ab 12 – 15 Jahre.
Seitenanzahl: 272 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-596-85447-4.
ISBN-13: 9-783596-85447-9.
Preis: EUR 12,99.

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