Die Thermen der Römer

Die Architektur, Technik und Ästhetik der römischen Thermen.

Autor: Ernst Künzl

Klappentext:

Meisterwerke der Ingenieurskunst und Zeugen des römischen Alltagslebens.

„Der tägliche Gang ins Bad war für die Römer mehr als eine Frage der Sauberkeit. Schwitzen im Heißbad, wohlige Entspannung im Warmbad und Erfrischung im Kaltbad waren Wellness pur, Muße und Freizeitvergnügen. Kein Wunder, dass die Römer die meisten Thermal- und Mineralquellen in ihrem Reich aufspürten: vom Golf von Neapel über Vichy in Frankreich und Baden-Banden in Deutschland bis nach Bath in England. Die exzellenten römischen Ingenieure und Architekten errichteten von Bath bis Vichy behagliche Badehäuser, darunter Luxusoasen wie die Trierer Bauten oder die Kaiserthermen in Rom mit Bibliothek, Park und Sportplätzen. Viele waren heilige Orte, in denen Archäologen später wertvolle Weihegaben fanden, Heilbäder mit Behandlungsräumen und Touristenmagnete mit florierendem Souvenirgeschäft. Eindrucksvoll führt Ernst Künzl dem Leser in diesem Buch vor Augen, welch hohen Stellenwert die Thermen in der Antike hatten, wie sie betrieben und genutzt wurden, und welche Spuren letztlich noch heute im gesamten Gebiet des Imperium Romanum – besonders auch in Deutschland – zu entdecken sind. Zahlreiche Abbildungen veranschaulichen diese einzigartigen Zeugnisse römischer Kultur und Zivilisation. Der renommierte Autor beschreibt auch die heute noch betriebenen Kurbäder römischen Ursprungs.“

Presseinformation des Verlags:

Ein rein(lich)es Vergnügen.

„Luxuriöse Bäder, monumentale Aquädukte, aufwändig angelegte Heiligtümer und mit Marmor ausgestatte Heilthermen, die das Rom der Antike mit Wasser versorgten – der Anblick der ausgeklügelten und ästhetisch anspruchsvollen Thermenbauten faszinierte. Es habe auf der ganzen Erde nie etwas »Bewundernswerteres gegeben«, urteilte – nicht ganz ohne Lokalpatriotismus – der römische Schriftsteller Plinius der Ältere. Der bekannte Archäologe und Autor von Bestsellern zur Antike, Ernst Künzl, widmet sich in seinem neuen Buch »Die Thermen der Römer«, das im Konrad Theiss Verlag erscheint, der legendären römischen Badekultur. Gewohnt anschaulich und informativ führt er in Technik, Architektur und Ästhetik der römischen Thermen ein.“

Kulturgeschichte des Badens, Reinigens und Heilens.

„Der Sachbildband liefert Laien und Antike-Fans einen spannend erzählten Überblick zum Thema, der auf dem aktuellen Forschungsstand und auf neuesten archäologischen Erkenntnissen aufbaut. In dem reich bebilderten Buch nimmt der ehemalige Direktor der römischen Abteilung am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz den Leser an die Hand und führt ihn durch die Kulturgeschichte des Badens, Reinigens und Heilens. Der Autor erzählt von der Entwicklung der Thermen und der Badekultur nach dem Untergang des römischen Reiches bis hin zum neuen Badeboom, den das deutsche Kaiserreich im 19. Jahrhundert erlebte.“

Wassergötter, Rituale und Architektur der Thermen.

„Ernst Künzl beschreibt die römischen Wassergötter, antike Bräuche und erklärt die technischen und architektonischen Grundlagen von Thermen und Aquädukten – z. B. Aufbau und Funktionsweise der berühmten Caracallathermen in Rom. Er widmet sich den Kaiserthermen in Trier und der Geschichte von Kurorten wie Neapel oder Baden-Baden. Der Autor lässt zeitgenössische Schreiber zu Wort kommen, die nicht nur den alltäglichen Betrieb, sondern auch die wilden Exzesse in den Badeanlagen beschreiben. Der Leser erfährt, dass es in den zu den Badeanstalten gehörenden Toiletten keine Privatsphäre gab und dass Chirurgen in Nebenräumen von Thermen sogar Operationen durchführten – ihnen und den Patienten kam das fließende saubere Wasser zugute.“

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:

  • Die Römer und das Wasser.
  • In der Nachfolge Roms: Bäder und Kurorte.
  • Technische Spitzenwerke: die römischen Aquädukte.
  • Die großen Thermen in Rom.
  • Vorläufer in Griechenland.
  • Die römische Republik: Stabianer Thermen in Pompeji.
  • Öffentliche Bäder der Hauptstadt Rom: Agrippa, Nero, Titus.
  • Die Trajansthermen, Prototyp der Kaiserthermen Roms.
  • Die Caracallathermen.
  • Die Diokletiansthermen.
  • Kaiserthermen als Trostpflaster: Badepaläste für das Volk von Rom.
  • Prunkthermen des Nordens: die Barbarathermen in Trier.
  • Trier als Residenz: der Kaiserthermenplan.
  • Die Gymnasion-Thermen-Komplexe Kleinasiens.
  • Ströme frischen Wassers: die römische Hydrotechnik.
  • Deutschlands Römerquellen.
  • Aachen (Aquae Granni).
  • Bad Bertrich.
  • Bad Cannstatt (Stuttgart – Bad Cannstatt).
  • Bad Gögging (Neuburg an der Donau – Bad Gögging).
  • Bad Niedernau (Rottenburg – Bad Niedernau).
  • Bad Vilbel.
  • Baden-Baden (Aquae).
  • Badenweiler.
  • Nierstein (Buconica).
  • Wiesbaden (Aquae Mattiacae).

Eine Leseprobe:

Die großen Thermen in Rom.

Vorläufer in Griechenland.

„Als die Römer die ersten Badeanlagen ins Auge fassten, hatten sie schon lange in der Wasserwirtschaft für Maßstäbe gesorgt. Sie hatten viel eher auf frisches Trinkwasser als auf private oder öffentliche Bäder Wert gelegt. Zwar gab es schon einige Privatbäder – wir hören von einem dunklen, wenig luxuriösen Bade eines Adeligen aus dem Scipionen-Geschlecht aus dem 2.Jahrhundert v. Chr. –, aber keine dieser Anlagen war städtebaulich oder politisch bemerkenswert.

In Griechenland wäre die Entwicklung wohl anders verlaufen, wenn nicht die verfeinerte Kultur der kretisch-mykenischen Bronzezeit im 2. Jahrtausend v. Chr. untergegangen wäre. Es dauerte so bis in das 5. Jahrhundert v. Chr., dass in Griechenland wieder eine größere Badeanlage entstand, bezeichnenderweise im panhellenischen Wettkampfzentrum und Heiligtum Olympia. Die dortige Badeanlage umfasste ein Schwimmbad unter freiem Himmel, eine Sitzbadewannenreihe und ein Schwitzbad. Man modernisierte das Bad mehrmals, zuletzt um 100 v. Chr., als man eine Bodenheizung einbaute. Dies geschah aber bereits zu einer Zeit, als Griechenland von den Römern beherrscht wurde, und Olympia in der römischen Provinz Achaea lag.

Gleichwohl wurden öffentliche Badeanlagen in der griechischen Welt zu oft archäologisch nachgewiesen, um als Ausnahmen zu gelten. Wir dürfen im Gegenteil mit ihnen als einem städtebaulichen Element rechnen. Bäder lagen neben Tempeln in Heiligtümern wie auf der Insel Aigina vor Athen. In Gortys in Arkadien nahm das beim Tempel des Heilgottes Asklepios gebaute Bad aus der Zeit um 300 v. Chr. einen Raum ein, welcher den des Tempels sogar übertraf. Im griechischen Sizilien, wie das griechische Unteritalien als Großgriechenland (Magna Graecia) direkter südlicher Nachbar Roms, konnten die Römer in großen Städten wie Syrakus und Gela Badehäuser studieren, in denen Schwitzbäder mit Sitzbadewannenanlagen kombiniert waren. Auf Sizilien (Gela) wie im griechischen Mutterland (Gortys) waren Unterbodenheizungen (Hypokaustheizungen) schon um die Wende vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. bekannt.“

Trier als Residenz: der Kaiserthermenplan.

„Die Trierer Kaiserthermen waren ein Parallelbau zu den 298 begonnenen Diokletiansthermen in Rom. Seit 293 war Trier im Rahmen der tetrarchischen Reichsverfassung Kaiserresidenz geworden. Nicht jede Residenz der Tetrarchen wie Mailand, Thessaloniki oder Nikomedeia wagte es, die stadtrömischen Kaiserthermen als Maßstab zu nehmen. In Trier tat man es: Constantius Chlorus residierte in Trier, der Vater des später epochemachenden Kaisers Konstantin des Großen, und es ist deshalb vielleicht bezeichnend, dass ausgerechnet er mit dem Bau von Kaiserthermen im Stile Roms begann. Der Trierer Bau wurde in der geplanten Form nie vollendet. Den Grund kennt man nicht, doch war es vermutlich der frühe Tod des Augustus Constantius. Der Bau blieb vorerst unvollendet liegen, bis lange nach der konstantinischen Dynastie unter Kaiser Valentinian (364–375) die Anlage unter neuem Vorzeichen vollendet wurde. Bei gleicher Ausdehnung auf der gesamten Insula hat man die Palästra stark vergrößert und zu einem langen, rechteckigen, von Säulenhallen umstellten Platz gemacht, der wie ein riesiges Forum aussieht. Der Bau im Norden beschränkt sich auf das ehemalige Caldarium und auf das Tepidarium, das nun zu einem Vestibül zum Platz hin wurde. Aus dem Badecaldarium wurde ein thronsaalähnlicher Dreikonchenraum. Nördlich davon baute man ein diesmal recht kleines Bad ein. Der große freie Platz und die vielen kleinen seitlichen Räume führten zum Vorschlag, hier die Kaserne der kaiserlichen Leibgarde anzunehmen.

In der Planung der ersten Phase umfasste die Grundfläche das Areal einer ganzen Doppelinsula mit ca. 140 x 260 m, also etwas mehr als 36.000 m2. Bei allem Respekt vor der Dominanz dieses Planes im Trierer Stadtbild muss man doch gegenüber Rom feststellen, dass die Zahlen viel bescheidener ausfallen: Die Trajansthermen mit 84.000 m2 und die Caracallathermen wie Diokletiansthermen mit 125.000 m2 Grundfläche stellen ganz andere Dimensionen dar. Man hatte in Trier die lokalen Häuserblocks (insulae) als gegebene Größe, und man verzichtete klugerweise darauf, für die geplanten Thermen gleich zwei weitere Häuserblocks zu räumen, musste man doch schon an der gewählten Stelle ältere Häuser niederreißen.

Die Trierer Kaiserthermen hatten in der Planung insgesamt mehr Ähnlichkeit mit den Trierer Barbarathermen als mit den zeitgleich erbauten Diokletiansthermen in Rom. Der Badetrakt stand nicht frei, sondern war von zwei Höfen umgeben, dem für das Publikum gesperrten Wirtschaftshof im Osten und dem Eingangsplatz im Westen, den Palästra zu nennen schwerfällt, weil er wohl kaum allein für den Sport gedacht war. Die gesamte Anlage war strikt zweigeteilt. Den Eingangsplatz, der als Forum diente, umgaben Portiken und Nebenräume auf allen drei Seiten. Diese waren als Gesellschaftsräume für die gesellschaftlichen, intellektuellen oder körperbezogenen Aktivitäten gedacht, welche sich in den Thermennebenräumen abspielten konnten. Sollte man eine Bibliothek geplant haben, so war diese ebenso hier zu suchen wie Vortragssäle oder auch Räume für ambulant praktizierende Ärzte.

Der Besucher betrat in der Planung den Badetrakt auf beiden Seiten neben dem Frigidarium und ging dann von den Garderobenräumen beiderseits des Frigidariums am Tepidarium vorbei zum ausgedehnten Caldarium. Dieses bestand aus der großen Dreikonchenanlage mit drei seitlichen Wannen sowie im Durchgang zum Tepidarium zusätzlich aus einem kleineren Raum mit zwei seitlichen Heißwasserwannen. Ähnlich wie in den Barbarathermen nahm man auch hier auf das nördliche Klima Rücksicht: Die beiden Wasserwannen an den Schmalseiten des Frigidariums konnten beheizt werden. Ganz kalt war das halbrunde Wasserbecken im Westen des Frigidariums zum Hof hin, welches die Rolle der Natatio der römischen Thermen spielt.

Vom Hof aus boten sich in der Planung die Thermen ähnlich wie die Barbarathermen mit einem großen Fassadenprospekt dar, nur war dieser hier ganz anders geartet; er blickte gleichsam nach innen, wies mit dem halbrund hervorspringenden Bauteil der Natatio am Frigidarium vom Hof weg zu den Innenräumen. Dies war an dieser Stelle eine ganz andere Konzeption als die der Diokletiansthermen.

In Trier konnte man in der späten Kaiserzeit vielleicht auch deshalb auf die Nutzung der Kaiserthermen verzichten und die Anlage umbauen, weil mit den Thermen am Viehmarkt neben den Barbarathermen eine zweite größere Badeanlage zur Verfügung stand. Die Ausgrabung der Viehmarktthermen 1987 bis 1994 ist eines der bemerkenswerten archäologischen Ereignisse in Trier nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Seit 1998 ist das Grabungsareal in einem glasverkleideten Museumskubus der Öffentlichkeit zugänglich. In der ersten Bauphase vom Jahre 80 an war das Gebäude eine repräsentative Schöpfung, ohne dass man den genauen Zweck benennen kann; eine Badeanstalt scheint es nicht gewesen zu sein. Zu Thermen wurde das Gelände erst in der zweiten Bauphase Anfang des 4. Jahrhunderts umgebaut, und es liegt nahe anzunehmen, dass dies mit der veränderten Planung der Kaiserthermen zusammenhing: Bei den Kaiserthermen verzichtete man auf den Badecharakter, während man umgekehrt den Bau am Viehmarkt zu einem Thermenbau umänderte. …“

Zitat von der Innenseite des Schutzumschlags:

„Ein paar Bahnen schwimmen und anschließend ein Sonnenbad nehmen: so mag ein heutiger Besucher seinen Schwimmbadbesuch planen. Undenkbar für die alten Römer. Schwimmen zu können war nicht erstrebenswert und Sonnenbräune war kein Schönheitsideal – braungebrannt waren nur die Körper von Sklaven, Bauern und Handwerkern! Den Römern ging es darum, ihre Körper zu trainieren, sich zu waschen, den Kreislauf durch Wechselbäder zu stärken und natürlich gesellschaftliche Kontakte zu pflegen. Öfter als unsereins heute besuchten sie öffentliche Badeanlagen – viele von ihnen hatten zu Hause nicht einmal eine Toilette, geschweige denn Waschräume. Die berühmten Kaiserthermen in Rom konnten im 2. Jahrhundert über den Tag verteilt aber nur ca. 20.000 Besucher fassen, zu wenig für die rund 800.000 Einwohner zählende Stadt. Es muss daher mehrere hundert kleinere Badeanlagen gegeben haben, von denen heute jedoch kaum noch Spuren erhalten sind. Da die Römer auch in den fernen Provinzen nicht auf die Annehmlichkeiten der Thermen verzichten wollten, bauten sie selbst in den entlegendsten Regionen des Römischen Reiches Badehäuser und Heilthermen – aus römischer Sicht ein wichtiges Element der Romanisierung.“

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Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Das Buch nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise zu den Quellen und Thermen des römischen Reiches und seinen Provinzen. Der Leser erfährt beispielsweise, dass die Vorläufer der römischen Thermen bereits in Griechenland zu finden sind und auch etwas über die Welt der Bäder im Mittelalter bis hin in das späte 20. Jahrhundert, welches seinerseits neue Badeanlagen mit historischen Namen schuf. Der Autor beschreibt sehr anschaulich, die architektonischen und technischen Spitzenleistungen der Wasserversorgung der römischen Thermen über ein System von unter- und oberirdischen Wasserleitungen – den sogenannten Aquädukten.

Die erste große Wasserleitung Roms wurde bereits 312 v. Chr. gebaut, die Aqua Appia. Sie versorgte die Stadt mit Quellwasser sehr guter Qualität über eine Distanz von über 17 km, wobei sie bis auf ungefähr 880 m nur unterirdisch verlief. Rom verfügte bis zum frühen 3. Jahrhundert über 11 Fernwasserleitungen. Die Aqua Marcia – mit ungefähr 90 km – war die längste Wasserleitung, die je für Rom gebaut wurde. Östlich von Rom verlief die Aqua Marcia auf einer Bogenreihe – einer über etwa 10 km langen Wasserbrücke. Damit gab sie das Architekturmuster von Aquädukten für Generationen vor.

Dieses Buch ist sehr aufschlussreich und interessant geschrieben. Die detaillierten Schilderungen des Badebetriebes in den grandiosen römischen Thermen werden so genau beschrieben, dass der Leser sogleich den Wunsch nach einem Besuch des Caldariums (Heißbaderaum) verspürt, um dann mit seinem erwärmten Körper ins Frigidarium (Kaltwasserbad) einzutauchen.

Durch die vielen Bilder, Karten, Rekonstruktionen und ausführlichen Informationen über Technik und Architektur vermittelt das Buch dem Leser ein umfangreiches Hintergrundwissen von der römischen Badekultur und den Badehäusern des römischen Reiches.

Fazit:

Ein hervorragendes Buch, das den hohen Stellenwert der Thermen im römischen Alltagsleben anschaulich aufzeigt.

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com: „…“

Verlag: Theiss Verlag GmbH, 1. Auflage (13. März 2013).
Seitenanzahl: 160 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-806-22181-2.
ISBN-13: 9-783806-22181-7.
Preis: EUR 34,95.

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