Roms vergessener Feldzug

Die Schlacht am Harzhorn.

Eine archäologische Sensation: germanisch-römisches Schlachtfeld am Harzhorn.

»Roms vergessener Feldzug« ist beim Theiss Verlag als Begleitband zur Ausstellung im Braunschweigischen Landesmuseum erschienen.

Autor / Herausgeber: Braunschweigisches Landesmuseum

Klappentext:

Der Sensationsfund: Ein Schlachtfeld, das es eigentlich nicht geben kann.

„Bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass sich die Römer nach der Varusschlacht nicht noch einmal so weit nach Germanien gewagt hätten. Im Jahr 2008 trauten Wissenschaftler ihren Augen kaum, als Hobbyarchäologen Funde vom Harzhorn vorlegten, die eine ganz neue Geschichte erzählen: Über 200 Jahre nach Varus überraschten die Germanen hier, 60 km von Braunschweig entfernt, offenbar ein riesiges römisches Heer. Ein Fund, der die Historiker zwingt, die Geschichtsbücher umzuschreiben.

Die Ausstellung im Braunschweigischen Landesmuseum zeigt erstmals die Original-Fundstücke: Waffen, Teile von Wagen, Zelten und Pferdegeschirr, Pfeilspitzen, die noch in Felsspalten steckten. Der reich bebilderte Begleitband beleuchtet nicht nur die Schlacht und ihre archäologische Entdeckung, sondern berichtet auch vom Leben der Römer und Germanen in dieser Zeit.“

Presseinformation des Verlags:

„Es war vor fünf Jahren, als ein Waldstück in der Nähe von Braunschweig Schauplatz einer wissenschaftlichen Sensation wurde: Archäologen entdeckten auf dem Höhenzug, am sogenannten Harzhorn, ein germanisch-römisches Schlachtfeld. Die Funde wurden auf das 3. Jahrhundert n. Chr. datiert – bisher war man davon ausgegangen, dass die Römer nach der vernichtenden Varusschlacht im Jahr 9. n. Chr. keine Feldzüge mehr in Germanien unternommen hatten. Ein Irrtum – denn die Harzhorn-Funde bewiesen das Gegenteil. Der Soldatenkaiser Maximinus Thrax führte sein riesiges Heer 235/236 n. Chr. tief in die Germania magna … Die ganze spannende Geschichte und natürlich die Funde zeigt ab dem 1. September eine Ausstellung im Braunschweigischen Landesmuseum – im Theiss Verlag erscheint dazu der Begleitband »Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn«.

Hervorragend konserviert – unzählige Relikte eines Kampfes, der jetzt endlich auch archäologisch nachgewiesen werden konnte.

Die archäologischen Fundstücke lagen nur wenige Zentimeter unter dem Waldboden und waren zudem durch die kalkhaltige Erde hervorragend konserviert. So hatten unzählige Relikte eines großen Kampfes zwischen Römern und Germanen die Jahrtausende überdauert. Die Ausstellung zeigt die spektakulären Fundstücke des am besten erhaltenen Schlachtfeldes, das bislang aus der Antike bekannt ist, zum ersten Mal der Öffentlichkeit. In dem die Ausstellung begleitenden Buch berichten Experten über die Ergebnisse der Ausgrabungen und auch vom Leben der Römer und Germanen in dieser Zeit. Und natürlich werden im Buch auf etwa 340 Abbildungen sowohl die Funde als auch zahlreiche Zeitdokumente präsentiert. …“

Eine Leseprobe:

Ausgelöschte Geschichte

Der Feldzug des Maximinus Thrax in das Innere Germaniens 235/236 n. Chr. in der historischen Überlieferung

Martin Hose

Im Jahr 1620 hat der Philologe Claude de Saumaise in seiner Edition der antiken sogenannten Hisoria Augusta, also Kaisergeschichte, die überlieferten 300 bis 400 Meilen für das Vordringen des römischen Kaisers Maximinus Thrax (reg. 235 -238 n. Chr.) in germanisches Gebiet auf 30 bis 40 Meilen reduziert. Aufgrund quellenkritischer Analyse muss man davon ausgehen, das diese Konjunktur wohl zurecht geschah und – ähnlich wie bei anderen Übertreibungen in der Historia Augusta – die ‚Verlängerung‘ der Wegstrecke der normenkorrigerenden Arbeit der Historiographie der Zeit nach dem Tod des Kaisers geschuldet ist.

Eigentlich ist der Germanienfeldzug des Maximinus Thrax als historisches Ereignis zweimal ausgelöscht worden. Denn im Jahre 1620 hatte der französische Philologe Claude de Saumaise die Angabe in der „Historia Ausgusta“ benannten späteren Biographiensammlung, Maximinus sei 300 oder 400 Meilen in germanisches Gebiet vorgedrungen, als ungeheuerliche Übertreibung eingestuft. Diese gehe vielmehr auf einen Überlieferungsfehler im Rechenschaftsbericht des Kaisers zurück, den derselbe Text mitteilt. So reduzierte er die Wegstrecke auf 30 bzw. 40 Meilen und machte aus einer großen Expedition ein regionales Ereignis. Da die Historia Augusta als einzige Antike Quelle konkrete Entfernungsangaben für den Zug des Kaisers mitteilt, hatte dies für den Fund des Harzhornschlachtfeldes erhebliche Konsequenzen: Maximinus‘ Unternehmen wurde als Versuch gedeutet, den alten Limes wiederherzustellen, und die bei den antiken Historikern erwähnte Schlacht lokalisierte man im Schwäbischen, etwa bei Osterburken oder Öhringen.

Die Historiographie der hohen Kaiserzeit

Freilich: Das es zu Fehlinterpretationen kommen konnte, ist kein Zufall, sondern Resultat der speziellen Leistung der Historiographie in der hohen Kaiserzeit. Denn sie war, sofern sie der Zeitgeschichte galt, zu einem wirkungsvollen Instrument geworden, mit dem zunächst die Senatsaristrokatie, dann in einem allgemeinen Sinne die Elite des Imperium Romanum auf die Kaiser einwirken konnte. …

Der Kaiser strebte in der Regel danach, seine Stellung hin zu einer Monarchie zu vereindeutigen, der Senat versuchte, dies zu begrenzen. Instrumente des Kaisers waren verschiedene Formen monarchischer Repräsentation, die über die antiken Medien – Münzen, Inschriften, Statuen und Texte – kommuniziert wurde. Hiermit repräsentierte er sich als erfolgreicher Feldherr, als Gelehrter, als Freund der Künste oder sogar selbst als Künstler, und in Zusammenhang mit diesen öffentlichen Bildern versuchte er, immer eindeutigere Formen der Monarchie zu etablieren. Die Möglichkeiten des Senats, dem entgegenzutreten, waren zu Lebzeiten des jeweiligen Kaisers gering. Doch nach dessen Tod oder gar nach einem erfolgreichen Attentat konnte man die früheren Versuche des toten Kaisers, seine Machtspielräume zu erweitern, als Grenzverletzung bzw. Übertretung darstellen. Wirkungsvoller als die bloße Entfernung von Statuen oder das Ausradieren von Inschriften – was eine gängige Praxis darstellte – war es, die panegyrischen Darstellungsformen aufzugreifen und in der Historiographie zu bearbeiten: So wurde aus Neros Versuch, sich als Künstler zu modellieren, eine infantile Spielerei, aus einem erfolgreichen Feldzug des Caligula ein sinnloses Unternehmen, bei dem die Legionäre als Beute Muscheln suchten. Die wichtigste Strategie lag darin, selbst vernünftigen Maßnahmen der Herrscher die Logik zu entziehen, indem man die Zusammenhänge, in die sie eigentlich gehörten, in der Darstellung ignorierte oder niedere Beweggründe für richtiges Handeln andeutete. …“

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Das Braunschweigische Landesmuseum arbeitet in seinem Buch »Roms vergessener Feldzug« einen – wie der Titel schon sagt – Feldzug Roms unter Maximinus Thrax auf, der lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Dabei lassen sie das Ereignis mit all seinen Hintergründen und Folgen für den Leser wieder auferstehen. Doch der Leser lernt nicht nur den Feldzug, sondern auch die Bewaffnung der Soldaten, Machtinstrumente wie Historiographie und antike Medien der damaligen Zeit kennen.

Die Hergänge der Schlacht werden mit detailgetreuen Zeichnungen erläutert und auch sonst gibt es zur Veranschaulichung des Textes viele Bilder mit Ausgrabungsfunden, Rekonstruktionszeichnungen etc., die das Gelesene noch einmal illustrieren. Doch nicht nur die Schlacht am Harzhorn steht im Fokus, sondern auch die Schlachtfeldarchäologie im Allgemeinen. Außerdem widmet sich ein Teil des Buches den Gegnern der Römer wie den Germanen und anderen Nationen des 3. Jahrhunderts nach Christus.

Fazit:

____

Verlag: Theiss Verlag GmbH, 1. Auflage (1. September 2013).
Seitenanzahl: 352 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-806-22822-1.
ISBN-13: 9-783806-22822-9.
Preis: EUR 39,95.

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