Wege aus der Wachstumsgesellschaft

12 international renommierte Wissenschaftler schreiben wie Nachhaltigkeit funktionieren kann.

Autor: Harald Welzer
Autor: Klaus Wiegandt

Klappentext:

Was sind die zentralen Probleme auf dem Weg in eine nachhaltige Entwicklung?

„International renommierte Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen diskutieren über die Probleme der Industrienationen auf dem Weg in eine nachhaltige Entwicklung. Und sie zeigen Möglichkeiten auf, wie das Leben aussehen kann – und wie verlockend es ist, wenn es nicht von verschwenderischem Konsum und stetigem Wachstum angetrieben wird.

Mit Beiträgen u.a. von Hans Diefenbacher, Dirk Messner und Wolfgang Ullrich. Herausgegeben von Harald Welzer (»Selbst denken«) und Klaus Wiegandt, Vorstand des »Forums für Verantwortung« .

Presseinformation des Verlags:

„…“

Eine Leseprobe:

Harald Welzer und Klaus Wiegandt

Wege aus der Wachstumswelt

„Es ist inzwischen mehr als vier Jahrzehnte her, dass die vielzitierte, aber selten gelesene Studie »Limits to Growth« von Dennis Meadows und einer Reihe weiterer Autorinnen und Autoren erschienen ist. In einer Zeit hoher Wachstumsraten und Gewinn- und Lohnsteigerungen in den westlichen Gesellschaften wagte dieses Buch die so banale wie schockierende Mitteilung, dass ein endlicher Planet nicht unendlich Material für die Produktion von Gütern und Senken für die anfallenden Emissionen bereithalten kann. Das Buch schlug sofort hohe Wellen, obwohl es, von heute aus betrachtet, alles andere als alarmistisch war. Vielmehr legte es auf dem damals neuesten Stand der Computer- und Szenariotechnik mögliche künftige Entwicklungen vor, und zwar in einem Horizont von 100 Jahren.

Dabei richtete sich der Blick der Autoren vor allem auf die exponentiellen Steigerungsverläufe beim Ressourcenverbrauch, bei der Bevölkerungsentwicklung und den anfallenden Müllmengen. Dieser Blick birgt das eigentlich Alarmierende: Dass die Ausbeutung wie die Vermüllung des Planeten keinen linearen Verlauf, sondern einen exponentiellen nehmen würden, ließ die Frage nach dem Zeitraum für ein mögliches Umsteuern wichtig werden. Bei linearen Verläufen kann man relativ gelassen beobachten, wann es zu einem kritischen Maß kommt, und rechtzeitig gegensteuern; bei exponentiellen hat man es mit möglichen Kipp-Punkten zu tun, jenseits deren ein Umsteuern nicht oder kaum mehr möglich ist. Die Vorwarnzeit ist kürzer; Maßnahmen zur Gegensteuerung müssen schon dann ergriffen werden, wenn dem Augenschein nach alles noch ganz in Ordnung zu sein scheint.

So harmlos und rational das Buch 1972 argumentierte, so hysterisch und irrational fielen die Reaktionen aus – und zwar von allen politischen Seiten. Während die Konservativen hier Systemveränderer am Werke sahen, die der kapitalistischen Welt die permanente Wohlstandsvermehrung ausreden wollten, sahen die Linken in Dennis Meadows und seinen Mitstreitern Büttel des Kapitals, die die Arbeiter um ihren Anteil an den Segnungen des Wirtschaftswachstums bringen wollten.

Beide Sichtweisen muten von heute aus betrachtet bizarr an, ging es doch schlicht darum, zur Kenntnis zu nehmen, dass auf der Erde physikalische Gesetze gelten. Aber die »Limits to Growth« hatten den empfindlichsten Nerv moderner Gesellschaften getroffen: Wachstum, also das pulsierende Herz eines Typs Ökonomie, der zur Lösung von Problemen jeglicher Art nichts anderes zu bieten hat als Expansion. Wachstum wurde historisch entfacht durch die Nutzung fossiler Energien und die damit verbundenen Produktivitätsfortschritte und Wohlstandssteigerungen zuvor unvorstellbarer Dimension und verbreitete sich in den letzten 200 Jahren in Form einer Art säkularer Theologie über die Welt, deren Glauben verspricht, dass es für jeden von allem immer mehr geben würde. Und zwar bis in alle Ewigkeit.

Tatsächlich hat es Nobelpreisträger für Ökonomie gegeben, die allen Ernstes behaupteten, dass die Vorräte für mindestens weitere 7 Milliarden Jahre reichen würden (Julian Simon) oder gleich der Auffassung waren, die Menschheit könne ganz ohne natürliche Ressourcen auskommen (Robert Solow). Wenn schon die Wissenschaft solchen Phantasien frönen konnte, ohne dass man den Herren wegen offenkundigem Wahnsinn die Lehrstühle entzogen hätte, verwundert es kaum, dass auch der weit überwiegende Teil der Unternehmer, Manager, Politiker und anderen Menschen nachgerade für Ketzerei hielt, was »Die Grenzen des Wachstums« mitzuteilen wagten. Letztlich war das Buch der Versuch, Aufklärung gegen Glauben zu setzen, und das zieht immer irrationale Reaktionen nach sich.

Heute, bald ein halbes Jahrhundert später, hat sich daran nur so viel verändert, dass die Welt durch die seither beständig gestiegenen Verbräuche von Material und Energie und die die Traglast der Senken überfordernden Emissionen jeder Art sich exakt so entwickelt hat, wie die pessimistischste Lesart der Studie befürchtet hatte. Als bedürfte es noch weiterer Beweise für die Überlegenheit des Glaubens über den Verstand, propagieren aber auch heute noch nahezu alle Angehörige der politischen und ökonomischen Eliten das Wachstum. Inzwischen ist noch, was in der bipolaren Welt des Kalten Krieges noch gar nicht vorhersehbar war, die Globalisierung dazugekommen, also die rasend schnelle Verbreitung der wachstumswirtschaftlichen Praxis über den ganzen Planeten. Das hat das Erreichen der finalen Wachstumsgrenzen noch einmal näher gerückt. …

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 08/2013: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

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„Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter.
Der Mensch beherrscht die Natur,
bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.“

Albert Schweitzer (1875 – 1965)
war ein deutsch-französischer Arzt, evangelischer Theologe,
Organist, Philosoph und Pazifist.

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„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet,
der letzte Fisch gefangen ist, werden die Menschen feststellen,
dass man Geld nicht essen kann.“

Diese oft zitierten Worte werden dem weisen Indianerhäuptling Seattle (um 1786 – 1866)
zugeschrieben, der um 1855 eine engagierte Rede gehalten haben soll, welche die Weißen zur Achtung der Natur ermahnte.
In Wirklichkeit stammt der eingangs erwähnte Satz aus einer Prophezeiung des kanadischen Stammes der Cree.

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Buchcover:

Wege aus der Wachstumsgesellschaft von Harald Welzer und Klaus Wiegandt erschienen in der S. FISCHER Verlag GmbH

Wege aus der Wachstumsgesellschaft von Harald Welzer und Klaus Wiegandt erschienen in der S. FISCHER Verlag GmbH

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Verlag: FISCHER Taschenbuch Verlag, 1. Auflage (16. Mai 2013).
Seitenanzahl: 240 Seiten.
Bindung: Taschenbuch.
ISBN-10: 3-596-19616-7.
ISBN-13: 9-783596-19616-6.
Preis: EUR 9,99.

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