Gegen die Diktatur der Gewinner

Wie wir verlieren können, ohne Verlierer zu sein

Autor: Tim Leberecht

Klappentext:

Gegen die Diktatur der Gewinner
Wie wir verlieren können, ohne Verlierer zu sein

„Tim Leberecht, scharfsinniger Vordenker für einen neuen Humanismus in Wirtschaft und Gesellschaft, prophezeit: In Zeiten der Digitalisierung und der ständigen Optimierung müssen wir neu lernen, mit Niederlagen umzugehen. Verlieren wird sogar zur unerlässlichen Kernkompetenz. Welche Arten des Verlierens es gibt und wie wir gut damit zurechtkommen, verrät er in diesem leidenschaftlichen, gesellschaftskritischen Aufruf zu mehr Menschlichkeit.

Wie Sie Kunden gewinnen, wie Sie Menschen gewinnen, wie Sie im Leben gewinnen: Das Dogma vom Gewinnen-Müssen ist ungebrochen. Über das Verlieren spricht keiner – aus Angst, als Versager dazustehen. Tim Leberecht sieht darin jedoch eine große Chance: Denn nur eine Gesellschaft, in der wir verlieren können, ohne als Verlierer abgestempelt zu werden, ist eine humane Gesellschaft. Leberecht stellt die vorherrschende Winners-take-all-Mentalität infrage, geht auf verschiedene Arten des Verlierens ein und beschreibt Strategien, wie wir mit Niederlagen und Verlusten produktiv umgehen können. Sie reichen von sozialer staatlicher Fürsorge über Raum für Negativerfahrungen in der Arbeitswelt bis hin zum bewussten persönlichen Verzicht.

Eine scharfsinnige Beobachtung unserer Gesellschaft, ein radikaler Tabubruch, der die Verletzlichkeit in einer durchoptimierten Welt als Stärke begreift, und die anregende Utopie einer zutiefst menschlichen Gesellschaft der guten Verlierer.“

Presseinformation des Verlags:

Die Ära des Gewinnens ist vorbei.
Wird VERLIEREN zur neuen Kernkompetenz?

Überleben in der Abstiegsgesellschaft –
Ein Plädoyer gegen die Siegerkultur

„Schneller, höher, weiter, ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen: Das Dogma vom Gewinnenmüssen ist ungebrochen. Über das Verlieren spricht keiner – aus Angst, als Versager dazustehen. Tim Leberecht sieht darin jedoch eine große Chance:

Denn nur eine Gesellschaft, in der wir verlieren können, ohne als Verlierer abgestempelt zu werden, ist eine humane Gesellschaft. In Zeiten der Digitalisierung und der ständigen Optimierung müssen wir neu lernen, mit Niederlagen umzugehen. Verlieren wird sogar zur unerlässlichen Kernkompetenz.

Leberecht beschreibt verschiedene Arten des Verlierens und erklärt, welche Strategien helfen, mit Niederlagen und Verlusten konstruktiv umzugehen. Sie reichen von neu gedachter staatlicher Fürsorge über Raum für Negativerfahrungen in der Arbeitswelt bis hin zu Ritualen und persönlichem Verzicht.

Wenn Verlieren zu einer Neudefinition von Stärke wird –
für Dich, das Unternehmen, die Gesellschaft

„Wie wir Kunden gewinnen, wie wir Menschen gewinnen, wie wir im Leben gewinnen: Das Dogma vom Gewinnenmüssen ist ungebrochen. Über das Verlieren spricht keiner – aus Angst, als Versager dazustehen. Tim Leberecht sieht darin jedoch eine große Chance: Nur eine Gesellschaft, in der wir verlieren können, ohne als Verlierer abgestempelt zu werden, ist eine humane Gesellschaft. Leberecht beschreibt verschiedene Arten des Verlierens und erklärt, welche Strategien uns dabei helfen, mit Niederlagen und Verlusten konstruktiv umzugehen. Sie reichen von neu gedachter staatlicher Fürsorge über Raum für Negativerfahrungen in der Arbeitswelt bis hin zu Ritualen und persönlichem Verzicht. Eine scharfsinnige Beobachtung unserer digitalen Gesellschaft, ein radikaler Tabubruch, der die Verletzlichkeit in einer durchoptimier­ten Welt als Stärke begreift, und die anregende Utopie einer zutiefst menschlichen Gesellschaft der guten Verlierer.

»Kurz vor dem Verlieren liegt das Aufgeben – unsere letzte Chance, das Verlieren proaktiv zu gestalten. Durch das Aufgeben bewahren wir unsere Würde und setzen uns sinnvoll in Bezug zu Vorgängen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.« Tim Leberecht“

Untenstehend finden Sie ein ausführliches Thesenpapier. Hier eine kurze Skizze:

Seine Diagnose:

  • Wir leben in einer Ära des dreifachen Verlusts: Des Verlusts des Privaten, des Glaubens an die eigene Unverwundbarkeit und des unseres Planeten.
  • Wir leben in einer Verlustgesellschaft: Die Mittelschicht schwindet, ein Drittel der Menschen in Deutschland ist sozial und politisch nicht eingebunden.
  • Die Ära des Gewinnens ist vorbei: Gewinnstreben hat zuviel Kollateralschäden erzeugt.

Seine Forderungen:

  • Fail fast ist hip, aber schnelles Scheitern reicht nicht. Wir müssen lernen zu verlieren. Das ist eine Chance!
  • Humanisierung der Arbeitswelt und der Unternehmenskulturen heißt, auch negative Emotionen zu gestatten.
  • Statt Effizienz sollte Schönheit zum neuen Gestaltungsprinzip werden.
  • Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine echte Alternative auf dem Weg zu einer solidarischen Gesellschaft der Verlierer.
  • Wir brauchen nicht nur mehr weibliche Führungskräfte, sondern eine Feminisierung der Führung.
  • Statt Human-centered Innovation brauchen wir Humane Innovation.

Eine scharfsinnige Beobachtung unserer digitalen Gesellschaft, ein radikaler Tabubruch, der die Verletzlichkeit in einer durchoptimier­ten Welt als Stärke begreift, und die anregende Utopie einer zutiefst menschlichen Gesellschaft der guten Verlierer.“

Tim Leberecht ist Unternehmer, Publizist und Kurator. Er ist Mitgründer und Co-CEO der Business Romantic Society, die Organisationen bei Visionsentwicklung und Transformation hilft und den internationalen Thinktank House of Beautiful Business unterhält. 2015 erschien sein Buch »Business-Romantiker«. Er schreibt für Harvard Business Review, Forbes, ada, t3n und die Süddeutsche Zeitung und ist gefragter Redner auf Konferenzen wie DLD, Re:publica, SXSW und TED.

Thesenpapier:

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„Tim Leberecht: Gegen die Diktatur der Gewinner – Wie wir verlieren können, ohne Verlierer zu sein, Droemer, Erscheinungstermin: 5. Mai 2020)

Kernthesen

Alexa, Corona, Klima: Wir leben in einer Ära des Verlusts.

Wir leben in einer Zeit des Verlusts. Und dieser Verlust hat drei Namen: Alexa, Corona, Klima. Alexa steht für den Verlust des privaten Selbst. Das Coronavirus für den Verlust der Kontrolle, den Verlust des Glaubens an die eigene Unverwundbarkeit. Und Klima steht für den ultimativen Verlust – den unseres Planeten. Alle drei Krisen offenbaren einen systemischen Defekt: eine Entfremdung von der Natur, von den Anderen, von uns Selbst. Eine unheilige Allianz zwischen Turbo-Kapitalismus, Digitalisierung und Wachstumswahn. Wie bereits Karl Polanyi in seinem Buch „The Great Transformation“ darlegte, kann eine Marktgesellschaft, die sich konsequent in allen Bereichen Marktmechanismen unterwirft, nicht überleben, weil sie in letzter Konsequenz die elementaren Ressourcen – Mensch und Natur – auflöst.

Wir leben in einer „Verlustgesellschaft“.

Die Polarisierung unserer Gesellschaft schreitet voran. Die Mittelschicht verschwindet langsam aber sicher. 37 Prozent der Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status in Deutschland geht es heute schlechter geht als vor fünf Jahren. 68 Prozent der Ostdeutschen und 60 Prozent der Westdeutschen haben Angst vor einem sozialen Abstieg in der Zukunft. Eine Studie der Organisation More in Common deutet zudem auf eine „andere Teilung“ Deutschlands hin, nicht zwischen Ost und West, sondern zwischen der Elite, der (schwindenden) Mitte und schließlich einem „unsichtbare Drittel“ aus Enttäuschten, die sich weitgehend nicht mehr mit der Gesellschaft identifizieren und nicht mehr aktiv am politischen Prozess teilnehmen. Mit anderen Worten: Ein Drittel aller Menschen in Deutschland ist sozial und politisch nicht eingebunden. Das ist besorgniserregend.

Die Ära des Gewinnens ist vorbei.

Wir haben schon zu lange in einer Diktatur der Gewinner gelebt. Und dies bezieht sich nicht nur auf eine gewisse Gruppe an Entscheidern und Machern, die Macht und Geld haben, einer Elite an vorwiegend weißen Männern, sondern damit gemeint ist eine Diktatur des Prinzips des Gewinnens, zu dem es keine Alternative gibt. Das Prinzip des Gewinnens um fast jeden Preis ist das Problem: von der Klimakrise zur Spaltung unserer Gesellschaft. Wir sind bereits alle am Verlieren, auch wenn sich manche noch als Gewinner wähnen. Und immer mehr wird klar, was wir zu verlieren drohen, wenn Gewinnen die einzige Option ist: alles. Jahrelang wurde uns eingebläut, dass wir spielen um zu gewinnen. Aber das Gewinnen hat zu viel Kollateralschaden erzeugt. Gewinnmaximierung entpuppt sich immer mehr als Maximierung der Gewinner. Was wir jetzt brauchen ist keine Gewinnerkultur, sondern die Solidarität einer Gesellschaft der guten Verlierer. Es geht nun darum, gegen die Diktatur des Gewinnens zu kämpfen, die sich wie ein roter Faden durch unsere ganze Gesellschaft zieht. Nicht das Gewinnen um jeden Preis sollte belohnt werden, sondern das Verlieren. Nicht das Gewinnen sollten wir lehren, sondern das Verlieren. Nicht nur die Solidarität mit Verlierern sollten wir demonstrieren, wir sollten zu einer Gemeinschaft an Verlierern werden. Nur eine Gesellschaft, in der man verlieren kann ohne Verlierer, ohne Loser zu sein, ist eine menschliche, eine zivilisierte Gesellschaft.

Das Verlieren wird immer mehr zum Alltag werden – das ist eine Chance!

Mit der nächsten Phase der Digitalisierung wird das Verlieren immer mehr zum Alltag werden. Das liegt zum einen daran, dass wir liebgewonnene tradierte Strukturen und Verhaltensweisen aufgeben müssen, und zum anderen daran, dass uns die Volatilität und Flüchtigkeit der New Work zunehmend zur emotionalen Agilität zwingt: dazu, in Netzwerken zu denken; immer häufiger zwischen verschiedenen Identitäten, Kulturen und Projekten zu wandeln; Beziehungen schnell einzugehen und ebenso schnell wieder aufzulösen; und uns dabei ständig neu zu erfinden. Wir werden in immer flacheren und dezentralen Hierarchien Autorität verlieren, wir werden die Kontinuität und Stabilität fester, langfristiger Anstellungen verlieren. Wir werden nicht nur immer mehr neue Projekte starten, sondern immer öfter auch alte zu Grabe tragen müssen. Wir werden uns verabschieden vom Vertrauten und uns immer wieder neu erfinden müssen. Verzicht zu üben – was angesichts der Klimakrise unausweichlich ist – bedeutet nicht nur weniger Konsum, sondern vor allem eben auch eine andere Haltung: statt Wachstum, Optimierung und Effizienz müssen wir lernen loszulassen, Dinge zu verlieren, ja, zu besseren Verlierern zu werden. Verlieren ist die eigentliche Herausforderung.

„Fail Fast“ ist hip, aber schnelles Scheitern reicht nicht: wir müssen lernen zu verlieren.

„Fail fast“ heißt es schön modisch, und deutsche Unternehmen versuchen sich seit neuestem an einer Kultur des Scheiterns, die ihre Manager von einem ihrer zahlreichen Silicon Valley Trips mitgebracht haben. In unseren Unternehmen, seien wir ehrlich, ist Verlieren aber immer noch tabu. Das Scheitern eines Projektes, ein Macht- oder Gesichtsverlust führt oft dazu, dass der betreffende Manager angezählt ist. Da können Firmen noch so viele „Fuck Up Nights“ hosten (in denen Führungskräfte offen von ihren schwersten Irrtümern und Niederlagen erzählen) und von Fehlerkultur predigen. Scheitern ist nur dann ok, wenn es sofort wieder zum Gewinnen führt. Und verlieren, das will keiner. Wir alle scheitern einmal. Aber nicht scheitern können, sondern Verlierenkönnen ist die wichtigere zivilisatorische Qualität. Es wird höchste Zeit, dass wir es wieder erlernen.

Wirklich menschliche Unternehmen schaffen nicht nur für positive Emotionen Platz, sondern auch für negative.

Wir reden zwar von Humanisierung der Wirtschaft und der Arbeitswelt, und wollen emotionale und „authentische“ Unternehmenskulturen schaffen. Aber damit meinen wir meistens positive Emotionen – Freude, Happiness oder „Flow“ – die helfen, unsere Produktivität zu erhöhen. Negative Emotionen wie Melancholie oder Traurigkeit sind nach wie vor außen vor. Ein menschliches Unternehmen ist aber nicht das, das uns immer glücklich macht, sondern ein Unternehmen, das uns erlaubt, auch einmal traurig zu sein.

Wir sind gefangen in einem neuen „eisernen Käfig“.

Mehr als 100 Jahre, nachdem Max Weber in seinem Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ den eisernen Käfig der wissenschaftlichen Rationalität und Bürokratisierung beklagte – die Entzauberung der Welt – sind wir wieder gefangen in einem eisernen Käfig, der uns lähmt: diesmal ist es der eiserne Käfig des digital-kapitalistischen Reduktionismus. Dieser Käfig ist selbstgestrickt und hinter den systemischen Defekten verbergen sich letztlich unzulängliche Mindsets: Effizienzdenken, Gewinnenmüssen – und Humanismus. Um diese Mindsets zu verändern sind drei Tabubrüche nötig: Schönheit statt Effizienzdenken, Verlierenkönnen statt Siegermentalität, Spiritualität statt Humanismus.

Die Digitalisierung muss endlich über reine Effizienzgewinne hinausgehen – wir brauchen eine neue digitale Gesellschaft!

Drei Jahre lang habe ich sowohl die traditionelle deutsche Industrie als auch die Digitalszene hierzulande bereist und festgestellt: Deutschland ist immer noch erschreckend schwach auf die neue Wirtschaftswelt vorbereitet. Wir müssen uns noch von viel mehr liebgewonnenen Traditionen und Verhaltensmustern verabschieden, um zukunftsfit zu werden. Anstatt nach Silicon Valley zu reisen und die Start-up Kultur zu glorifizieren, sollten wir uns auf unsere eigenen Werte besinnen: Ethik, Ästhetik und Solidarität. Statt exponentiellem Wachstum sollten wir lernen loszulassen und uns mit weniger zufrieden zu geben. Wie Technologie dabei helfen kann, zirkuläres Wirtschaften zu ermöglichen und die Polarisierung der Gesellschaft zu überwinden, das ist die größte Herausforderung und Chance der Digitalisierung.

Statt Effizienzdenken müssen wir Schönheit zum Gestaltungsprinzip machen.

Schönheit war einst ein gesellschaftliches Prinzip, ja, eine moralische Grundfeste zivilisierter Gesellschaften. Man könnte auch sagen, dass im Streben nach Schönheit eine Kernqualität menschlichen Daseins liegt. Wenn wir im Einklang mit der Natur und anderen Lebewesen co-existieren wollen, brauchen wir ästhetische Intelligenz. Und ästhetische Intelligenz, das ist nicht nur eine sinnliche Erfahrung, nicht nur Kosmetik, nicht nur „pretty“ und harmonisch, sondern eine Weltsicht, die Schönheit als etwas Transzendentes begreift, als einen moralischen Standpunkt, der jedem Menschen nicht nur ein produktives Leben, sondern ein schönes Leben ermöglichen will. Denn alles Schöne auf der Welt ist ineffizient. Alles Neue entsteht aus Vorstellungskraft und Leidenschaft – beides höchst ineffiziente Qualitäten: Fantasie verschwendet Zeit, Leidenschaft Energie, aber ohne beides ist echte Innovation, echter Fortschritt nicht möglich. Effizienz hingegen schafft nichts neues, teilt lediglich auf und verbraucht nur Existierendes. Wer in Effizienz investiert, investiert in ein endliches Nullsummenspiel. Schönheit dagegen ist unendlich.

Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist eine echte Alternative.

Wir müssen das BGE viel intensiver diskutieren – nicht nur als Antwort auf Automatisierung und die von ihr verstärkten sozialen Ungleichgewichte, sondern als Mittel, um unsere Definition von Erfolg und Misserfolg, von Gewinnen und Verlieren, von Grund auf neu zu formulieren. Das BGE erlaubt uns, Erfolg nicht länger nur an Produktivität und wirtschaftliche Leistung zu koppeln. Sie ist genau die Utopie, die wir brauchen, um eine neue, menschlichere Gesellschaftsform zu erdenken.

Wir brauchen nicht nur mehr weibliche Führungskräfte, wir brauchen eine Feminisierung von Führung.

Die Diktatur der Gewinner ist vor allem eine Diktatur der gewinnenden Männer. Es wird Zeit, feminin zu führen und Empathie, Kollaboration und Selbstverzicht zu praktizieren anstelle von Macho, Ego und Durchsetzungsvermögen. Wenn das 21. Jahrhundert tatsächlich das feminine Jahrhundert werden soll, dann wird dies nicht nur mehr Macht für Frauen implizieren müssen, sondern eine konsequente Feminisierung unserer Unternehmen und Institutionen, einschließlich der Politik. Beispiele sind Ada Colau, die Bürgermeisterin von Barcelona, das neue finnische Kabinett um Premierministerin Sanna Marin oder die Deutsche Kristina Lunz, Mitgründerin des Centers for Feminist Foreign Policy. Keine Frage: die Welt wäre besser, wenn mehr Frauen und Männer aus der „Diktatur der Gewinner“ ausscheren würden. Weniger Macho, mehr Softie, weniger Aggressivität, mehr Sensibilität, weniger Allwissen und Allmacht und Selbstüberschätzung, und mehr Zweifel, mehr Selbstzweifel.

Wir brauchen eine Technologie, die nicht nur in Nullern und Einsern denkt. Quantum?

Wir müssen den Dualismus zwischen Natur und Technologie überwinden, und nicht nur binär denken, nicht länger nur in Einsern und Nullen, sondern wie in der Natur auch, all das zulassen und wertschätzen, was zwischendrin liegt. Es gibt eine Technologie dafür: Quantum Computing. Quantum Computing beruht auf der Quantenphysik. Quantum Computing kann die romantische Spielart der Digitalisierung sein: weil es uns bewusst macht, dass es keine objektiven Daten gibt, sondern dass unsere eigene Position jeden Datensatz, jede Form von Realität beeinflusst; weil es uns zeigt, dass wir alle miteinander verwoben sind – im Prinzip des „Verschränkung“ – als Teil von etwas, das größer ist als wir selbst; weil es zulässt, dass wir Eins und Null zugleich sind und noch vieles mehr; und weil es uns wieder den ganzen schönen Zauber der Welt erschließt anstatt ihn auf binäre Lösungen zu reduzieren.

Statt „Human-centered Innovation“ brauchen wir „humane Innovation“

Die Idee, den Menschen ins Zentrum der Welt zu stellen und den Mitteln der aufklärerischen, wissenschaftlich Vernunft zu vertrauen ist ebenso überheblich wie kurzsichtig. Es ist genau dieser Humanismus, der uns von unserer eigenen Umwelt, von der Natur entfremdet hat, der uns reduziert hat auf weitgehend körperlose Verstandeswesen, die die Natur ausbeuten, um sich selbst auszudrücken, zu erhöhen, zu überwinden. Dies trifft insbesondere auf Technologie und Innovation zu. Wir sollten uns auch hier von der Art des Anthropozentrismus verabschieden, der sich hinter gängigen Begriffen wie „Human-Centered Innovation“ verbirgt. „Human-Centered Innovation“ kreist nur um sich selbst, zielt letztlich auf Bequemlichkeit ab, aber was wir mehr denn je brauchen ist extreme Empathie. Statt „human-centered“ brauchen wir humane Innovation. Humane Innovation bedeutet, das Wohlergehen allen Lebens auf dem Planeten in den Mittelpunkt zu stellen.

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Eine Leseprobe:

REBELLION GEGEN DAS PRINZIP DES GEWINNENS

„Immer haben wir geglaubt, dass wir vorankommen, wenn wir alles noch besser machen, wenn wir ständig optimieren. Immer höher, immer weiter, immer schneller. Immer muss etwas wachsen. Die meisten von uns wurden so gedrillt, von Anfang an. Man hat ein Dogma daraus gemacht, das vom ewigen Gewinnenmüssen, vom Besser-sein-Müssen, vom Effizienter-sein-Müssen. Bis heute gilt es ungebrochen. Nicht ohne Folgen: Wer da nicht mitmacht, wer sich aus der Sichtweise der Gewinner für das Verlieren entscheidet, ist raus aus dem Spiel. Hat nichts mehr zu sagen. Hat Niederlagen einzustecken. Hat keine Stärke bewiesen. Ist nicht durchsetzungsfähig. Und deshalb macht man weiter mit, hält den Mund, aus Angst, in der Diktatur der Gewinner als Versager oder Loser dazustehen.

Ja, es ist eine Diktatur. Denn nicht viele Lebenskonzepte gelten, sondern nur ein einziges. Es ist das Lebenskonzept der Erfolgreichen, der Mächtigen, derjenigen, die Karriere machen, die maximieren können. Ständig geht es allein da-rum: Wie Sie Menschen gewinnen, wie Sie Kunden gewinnen, wie Sie mehr Geld gewinnen, wie Sie im Leben gewinnen. Ein klar vorgeformter Weg. Mit Verhandlungstaktiken für Gewinner. Alles andere wäre aussichtslos. Kann ja gar nicht funktionieren. Wäre ein Scheitern. Fehlschläge. Sinnlos. Wäre keine Leistung. Ein Verlust der eigenen Freiheit.

Schließlich wollen wir alle gewinnen, und wer verliert, sucht nach Ausreden und Auswegen. Das Gewinnen ist bahnbrechend, hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Das Gewinnen bringt uns die süße Euphorie, die sämtliche Zweifel und Sorgen für ein paar glorreiche Momente vergessen lässt. Sie weckt in uns Hoffnung und lässt uns an ein Happy End glauben. Das Gewinnen ist schließlich der ultimative Triumph unserer Willenskraft über widrige Umstände, das Aufbäumen gegen die Niederlage.

Aber stimmt das so? Gehört das Verlierenkönnen nicht auch zum Leben? Müssen wir nicht lernen loszulassen, also etwas verlieren, um Neues zu wagen? Kann man auch verlieren, um beim Verlieren nicht wirklich zu verlieren?

Wir werden in Zukunft alle verlieren. Zunächst im Berufsleben. Angesichts von Automatisierung, Gig Economy und flexibler Arbeitsstrukturen werden wir die Stabilität und Kontinuität traditioneller, langfristiger Beschäftigungsverhältnisse verlieren. In flachen und dezentralen Organisationen werden wir Autorität verlieren. Wir werden Ad-hoc-Netzwerke bilden und in »Pop-up-Organisationen« arbeiten, die nicht für die Ewigkeit gebaut sind. Wir werden Projekte und Beziehungen viel schneller und viel häufiger betreten und verlassen. Die Flüchtigkeit des New Work zwingt uns zunehmend auch zur emotionalen Agilität, dazu, häufiger zwischen verschiedenen Identitäten, Kultu-ren und Projekten zu wandeln. Wir werden öfter loslassen müssen. Wir werden lieb gewonnene tradierte Strukturen und Verhaltensweisen aufgeben müssen. Wir werden uns verabschieden vom Vertrauten und uns immer wieder neu erfinden müssen.“

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 06/2020: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:


„Es ist leichter, anständig zu verlieren,
als anständig zu gewinnen.“

Friedrich Löchner (1915 – 2013),
Pseudonym: Erich Ellinger, deutscher Pädagoge, Dichter und Autor

Buchcover:

Gegen die Diktatur der Gewinner - Wie wir verlieren können, ohne Verlierer zu sein - von Tim Leberecht ist erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG

Gegen die Diktatur der Gewinner – Wie wir verlieren können, ohne Verlierer zu sein – von Tim Leberecht ist erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG


Verlag: Droemer HC Verlag, 1. Auflage (4. Mai 2020).
Seitenanzahl: 256 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-42627-818-9.
ISBN-13: 978-3-42627-818-5.
Preis: EUR 20,00.

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