Burn On

Burn On:
Immer kurz vorm Burn Out:
Das unerkannte Leiden und was dagegen hilft
(Verdeckte Depressionen erkennen,
behandeln und loswerden;
Psychologie-Ratgeber zur Selbstheilung)

Autor: Prof. Dr. med. Bert te Wildt
Autor: Timo Schiele

Klappentext:

»Permanent gestresst und erschöpft zu sein
gehört längst zum guten Ton.
Das geschäftige Ausgebranntsein
ist zur allgemeinen Betriebstemperatur geworden.«
Prof. Dr. Bert te Wildt und Timo Schiele

  • Ein Leiden, über das noch niemand spricht
  • Ein gesellschaftlicher Weckruf
  • Direkte Hilfe für alle Betroffenen

Zwar wissen wir alle um die Gefahren eines Burn Outs, doch grassiert längst eine neuartige Störung, deren negative Konsequenzen häufig unerkannt bleiben: der Burn On. Während uns diese chronische Erschöpfungsdepression immer weiter »funktionieren« lässt, raubt sie uns jegliche Lebensenergie.

Die renommierten Experten Prof. Dr. Bert te Wildt und Timo Schiele beschreiben erstmals das Burn-On-Syndrom, bei dem es trotz hohen Leidensdrucks nicht mehr zum Zusammenbruch, wohl aber zu gravierenden seelischen und körperlichen Folgen kommt.

Ihr Buch bietet konkrete Hilfe für Betroffene und ist ein gesellschaftlich dringend notwendiger Weckruf.“

Presseinformation des Verlags:

»Burn Out« war gestern, »Burn On« ist heute:
Bert te Wildt und Timo Schiele über ein noch unerforschtes Leiden,
das unsere Gesellschaft fest im Griff hat
Verlagsgruppe Droemer Knaur – Erscheinungstermin ab 1. Juni 2021 bei Droemer


»Burn Out« war gestern, »Burn On« ist heute – Ein gesellschaftlicher Weckruf und direkte Hilfe für alle Betroffenen

»Burn Out« war gestern, »Burn On« ist heute – Ein gesellschaftlicher Weckruf und direkte Hilfe für alle Betroffenen


»Burn Out« war gestern, »Burn On« ist heute
Ein gesellschaftlicher Weckruf und direkte Hilfe für alle Betroffenen

„Was ein Burn Out ist, muss man heutzutage niemandem mehr erklären – der psychische Zusammenbruch als Folge eines zu hohen Leistungsdrucks ist allgemein als Krankheitsbild bekannt. Doch die krankhafte Erschöpfung muss nicht immer im Burn Out enden. Um weiterhin funktionieren zu können, arbeiten viele Menschen immer am Limit und verschleppen die Erschöpfung, statt zusammenzubrechen – ein noch viel zu wenig beachtetes Krankheitsbild, für das die beiden Experten, Prof. Dr. med. Bert te Wildt und Timo Schiele von der Psychosomatischen Klinik im Kloster Dießen am Ammersee den Begriff Burn on geprägt haben. In der heutigen Arbeitswelt wird ständige Leistungssteigerung gefordert, oftmals weit über die persönlichen Belastungsgrenzen hinaus. Gerade durch die Corona-Krise mit der anhaltenden Mehrfachbelastung aus Arbeit im Homeoffice, Kinderbetreuung, ständiger Verfügbarkeit, Existenz- und Zukunftsängsten, kann sich das Gefühl des ständigen Ausgebranntseins noch steigern. Das Phänomen Burn On ist ein bislang unerforschtes Leiden, dessen gravierende seelischen und körperlichen Folgen häufig unbemerkt bleiben, obwohl es unsere Gesellschaft längst im Griff hat. Prof. Dr. Bert te Wildt und Timo Schiele beschreiben erstmals Symptome, Krankheitsverlauf, Therapie- und Präventionsansätze des Burn-On-Syndroms. Ihr Buch bietet konkrete Hilfe für Betroffene an und ist ein gesellschaftlich dringend notwendiger Weckruf für uns alle.

Timo Schiele und Bert te Wildt besitzen jahrelange klinische Erfahrung und vereinen in ihrem neuen Buch ihr Wissen als Psychologe und Arzt, Verhaltenstherapeut und Tiefenpsychologe. Gemeinsam wollen sie dem noch viel zu wenig beachteten Phänomen des Burn On und seinem schleichenden zerstörerischen Prozess mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Sie zeigen, wie viele Menschen heute still unter dieser verheerenden Form einer fortgesetzten und verschleppten Erschöpfungs-Depression leiden, bei der es trotz hohem Leidensdruck nicht mehr zum Zusammenbruch kommt. Stattdessen verschmilzt das Arbeitsleben mit der Freizeit und das Privatleben wird so straff wie ein eigener Job organisiert. Erholungsphasen und Freizeit werden genau durchgeplant, damit man in der Arbeit wieder funktionieren kann, doch obwohl uns der Burn on weiter funktionieren lässt, raubt er uns doch zunehmend alle Lebensenergie. Mit ihrem Buch wollen die Autoren dabei helfen, die Anzeichen eines Burn On zu erkennen, damit man sich davor schützen und auch rechtzeitig Hilfe zur Behandlung bekommen kann und sie fordern gleichzeitig auch zum gesellschaftlichen Umdenken auf.“

Interview mit Bert te Wildt und Timo Schiele:

»In der aktuellen Krise lenkt uns wenig von uns selbst ab – das ist eine Chance«

„Die aktuelle Situation bietet vielen Menschen die Gelegenheit, auf uns selbst zu achten. Arbeiten und leben wir gerne immer unter Druck – oder gibt es schon Zeichen einer chronischen Erschöpfungsdepression? – Prof. Dr. Bert te Wildt und Timo Schiele beschreiben erstmals das Burn-On-Syndrom, bei dem es trotz hohen Leidensdrucks nicht zum dramatischen Zusammenbruch, sehr wohl aber zu gravierenden seelischen und körperlichen Folgen kommt.“

Wie fühlt sich Burn On an und wie grenzen Sie Burn On von Burn Out ab?

Im Falle eines Burn Out geraten Menschen in eine negative Spirale aus Überarbeitung und immer weiter abnehmender Leistungsfähigkeit. Viele versuchen, dies durch die Erhöhung der Arbeitsstunden zu kompensieren, was für Betroffene und Angehörige schon ein erstes Warnzeichen darstellen kann. Charakteristischerweise entsteht zudem ein regelrechter innerer Widerwille gegen die eigene Tätigkeit, weil es kaum mehr Erlebnisse von Erfolg und positiver Identifikation gibt. Verschlimmert sich der Zustand, weil er nicht erkannt wird oder Hilfe ausbleibt, führt der Burn Out als akute Erschöpfungsdepression zum psychischen Zusammenbruch.

Und genau dieser Zusammenbruch passiert beim Burn On nicht: Diese chronische Form der Erschöpfungsdepression schleicht sich ein und höhlt die Betroffenen häufig regelrecht innerlich aus. Aus Angst vor dem persönlichen Crash steuern die Betroffenen gegen, um immer weiter an der Belastungsgrenze möglichst erfolgreich weiterarbeiten zu können. Der Moment, der das Fass zum Überlaufen bringt, fehlt hier – und das macht es für die Betroffenen so schwer, etwas zu verändern. Dabei stehen sie ständig unter Spannung. Ihr Aktionismus ist ebenso maßlos wie ihre Erschöpfung.

Wie kann man sich diesen Zustand konkret vorstellen?

Wenn einem eigentlich immer alles zu viel wird und man trotzdem irgendwie einfach weiter „funktioniert“, dann leidet man vermutlich unter einem Burn On. Wir erklären diesen Zustand gerne mit einem Bild: Stellen Sie sich einen Kunstturner vor, der vor Ihnen mit einem gequälten Lächeln stolz in einen scheinbar mühelosen und doch schmerzhaften Spagat geht, und der nicht bemerkt, wie der Boden unter seinen Beinen rissig wird, bis sich ein Abgrund unter ihm auftut. Mit unglaublicher Kraft muss er immer weiter für die nötige Anspannung sorgen, um nicht in die Tiefe zu fallen. Und genau dieser brennende Spagat wird zum Dauerzustand, zum Burn On.

Wie äußert sich das für Betroffene im Alltag?

Man kann es daran erkennen, dass alle Lebensbereiche dem betriebsamen Arbeitsmodus unterworfen haben. Patienten, die mit der Diagnose der chronischen Erschöpfungs-depression bei uns in der psychosomatischen Klinik aufgenommen werden, erzählen uns, dass sie im Berufsleben durch die oft fristgebundenen Aufgaben zwar noch performen, im privaten Bereich aber prokrastinieren, da sich auch die Dinge, die man immer genossen hat, inzwischen wie eine Verpflichtung anfühlen. Sie schieben Einladungen vor sich her, haben keine Kraft, sich bei Freund*innen zu melden und verlieren auch den Draht zu sich selbst. Was keine unmittelbar negativen Konsequenzen nach sich zieht, lassen sie schleifen. Alles, was sie aus sich selbst heraus anpacken konnten, kommt zu kurz. Langfristig führt das zu einer großen Freudlosigkeit. Betroffene empfinden sich als leere Hülle, die ohne eigenen Inhalt völlig fremdgesteuert und automatisiert durchs Leben geht, und das oft schon seit Jahren.

Hat die Corona-Pandemie vermehrt zum Burn On geführt?

Ganz besonders belastet sind momentan natürlich Menschen in helfenden Berufen, vor allem in Medizin und Pädagogik. Auch berufstätige Eltern sind seit über einem Jahr massiven Belastungen ausgesetzt. Es mag in der Pandemie ein Segen sein, dass wir mit den digitalen Technologien viel im Homeoffice erledigen können, aber es führt auch zu einer räumlichen und zeitlichen Entgrenzung von Arbeit. Andererseits haben viele Menschen in den letzten Monaten ihren zuvor sicheren Job verloren oder bekommen als Selbständige keine Aufträge mehr. Man darf sich in diesen Zeiten glücklich schätzen, wenn man überhaupt Arbeit hat – dementsprechend haben viele von uns Durchhalteparolen im Kopf. So arbeiten sie fleißig weiter, achten darauf, eben nicht zusammenzuklappen. Das zehrt ungemein an den seelischen wie auch an den körperlichen Kräften. Man kann nicht mehr, muss aber doch irgendwie diszipliniert bleiben und weiter „funktionieren“. Diese Art zu denken und zu handeln kann allerdings direkt in den Burn On fuhren. Gerade in der Pandemie schämen sich viele Menschen dafür zuzugeben, dass sie nicht mehr können.

Was kann ich tun, um aus einem Burn On herauszukommen?

Der erste Schritt ist sicherlich, Innezuhalten und die eigene Haltung ehrlich zu hinterfragen. Muss es wirklich immer und unter jeder Voraussetzung weitergehen? Möchten wir der Arbeit und ihren sich in alle Lebensbereiche ausdehnenden Ansprüche wirklich unsere Gesundheit und Zufriedenheit opfern? Auch wenn der Begriff der Achtsamkeit aktuell inflationär benutzt wird: die Inhalte, die sich dahinter verbergen, können ganz konkret helfen, besser für sich Sorge zu tragen. Wir können nur jedem dazu raten, sich ernsthaft die Frage zu stellen, ob die Arbeit noch in einem umfassenden Sinne unserem Leben dient oder es nicht längst umgekehrt ist. Wer die Grenze zu einem Burn On überschritten hat, braucht professionelle Hilfe, zumindest eine ambulante Psychotherapie. Oft braucht es aber auch eine Auszeit im Rahmen einer stationären Psychotherapie. In unserer Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen am Ammersee haben wir ein spezifisches Behandlungssetting für Menschen mit Burn Out und Burn On.

Wie beuge ich am besten vor?

Die Prävention beginnt bei dem eben beschriebenen achtsamen Umgang mit sich selbst. Wo bemerke ich, dass meine Lebensführung nicht mehr mit meinen Werten übereinstimmt? Wo ist in meinem Leben der professionelle Ausnahmezustand zur Normalität geworden – und möchte ich das so beibehalten? – Es ist im Alltag hilfreich, bereits während der Tätigkeit, von der man eine Pause braucht, auf sich zu achten. Fragen Sie sich am besten regelmäßig selbst, wie Sie sich fühlen, bevor die Belastungsgrenze überschritten ist und man emotional ausgelaugt ist. Viele Menschen gehen jetzt im Zuge der Pandemie einen Schritt zurück und fragen sich: Wie und wie viel will ich eigentlich arbeiten, heute und in Zukunft? Wir lernen, dass wir innehalten und Pausen machen müssen. Vielleicht kann man in der momentanen Situation auch eine Chance sehen: Im Moment lenkt uns wenig von uns selbst ab.“

Eine Leseprobe:

Vorwort

„Wer kennt sie nicht, die bange Selbstvergewisserung, dass bald sicher alles besser werden dürfte. Bald, also wenn der nächste Umzug geschafft, der nächste Junggesellenabschied geplant und vollzogen, die nächste Hochzeit besucht und der nächste Geburtstag von Freunden oder Verwandten in einer Stadt am anderen Ende Deutschlands gefeiert ist. Wenn der nächste Vortrag oder Auftrag erledigt, das neue große Projekt gestemmt und eine wieder viel zu kurze Frist eingehalten worden ist. Dann werden wir drei Kreuze machen, ja dann, dann ist das Leben wieder genießbar, dann geht es wieder richtig los. Dann dürfen die Beine hochgelegt, Bücher gelesen, Freunde angerufen und getroffen, Feste gefeiert und Hobbys wiederbelebt werden.

Bedauerlicherweise kommen wir nur leider niemals an diesen Punkt, weil uns der unersättliche Arbeitsmodus längst in Fleisch und Blut übergegangen ist, bis nicht einmal mehr die schönsten Dinge des Lebens Wohlgefühl und Ruhe verheißen, weil sie entweder – wie alles andere – generalstabsmäßig durchgeplant und durchexerziert werden oder weil wir gar nicht erst dazu kommen. Gelebt wird später, erst einmal haben wir zu funktionieren.

Wir haben den Eindruck, dass es vielen Menschen geht wie uns selbst manches Mal: nicht unbedingt so richtig schlecht, aber auch nicht wirklich richtig gut. Es dominiert allzu oft das Gefühl, dass so vieles auf der Strecke bleibt, wenn professionelle und private To-do-Listen in die nächste, die übernächste und immer weiter entfernt liegende Wochen verschoben werden. Das Schlimme dabei ist, dass die Prokrastination, diese vertrackte »Verschieberitis«, nicht nur die für die meisten Zeitgenossen unangenehmen Dinge betrifft wie zum Beispiel die Steuererklärung, die regelmäßige Ablage des persönlichen Briefverkehrs, die Erneuerung des Personalausweises oder die Rücksendung eines Paketes, sondern im Gegenteil ganz besonders die Dinge, die für viele Menschen zu den Freuden des Alltags gehören oder zumindest gehören könnten. Gerade noch geschafft wird die Pflichterfüllung, wenn andernfalls zeitnah negative Konsequenzen zu erwarten wären. Ansonsten gehen wir gewissenhaft jeden Morgen zur Arbeit beziehungsweise an den Rechner im Homeoffice, halten vor allem berufsbezogene Pflichten ein, leben ein »funktionierendes« Leben. Wir mögen unter der Oberfläche seelisch und körperlich tief erschöpft sein, aber wir beißen die Zähne zusammen und setzen für unsere Umwelt ein Lächeln auf.

Was uns und unseren Arbeitsplatz angeht, haben wir allerdings wirklich allen Grund zur Freude. Unsere tägliche Arbeit verrichten wir, Timo Schiele und Bert te Wildt, gemeinsam mit einem großen Team in einem ehemaligen Kloster, das auf besonders schöne Art und Weise zu »unserer« Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen umfunktioniert wurde. Seit drei Jahren sind wir im Team damit beschäftigt, diese Klinik für Menschen aufzubauen, von denen die meisten auf die eine oder andere Art und Weise erschöpft sind, beruflich und/oder privat. Bei dieser Herkulesaufgabe verausgaben wir uns mitsamt unseren Kolleg*innen oft. Tatsächlich empfinden wir unsere Arbeit dennoch als eine absolut wunderbare Aufgabe. Wir denken gerne daran, wie glücklich und dankbar wir uns schätzen dürfen. Unsere Angehörigen machen all das tapfer mit, wozu nebenbei mal die Wohnraumsuche, Umzüge und eine Familiengründung gehören. Das wird irgendwie gehen. – Aber manchmal stellt sich die bange Frage, wie lange unsere Körper und Seelen das wohl so mitmachen werden. Wie werden wir mittel- und langfristig mit der Dauerbelastung umgehen? Und würden wir es überhaupt bemerken, wenn sich schleichend eine chronische Erschöpfung einstellte?

Wie wir bei vielen unserer Patient*innen sehen können, bricht die krankhafte Erschöpfung nicht notwendigerweise mit dem Knall eines Burn Out durch. Nicht immer kommt es zu einem dramatischen Zusammenbruch. Um die »Funktionsfähigkeit« nicht zu riskieren, kultivieren viele Menschen, Sie wie wir, die Arbeitsleistung permanent am Limit, der sich alles andere zu unterwerfen hat, doch wir bleiben gerne bei der Stange. Denn alles hat sich dem Mantra der Geschäftigkeit unterzuordnen. Dazu gehören Freizeit und Urlaub; sie werden generalstabsmäßig durchgeplant. »Mein Hauptziel für die Behandlung ist, dass ich zurück zu alter Leistungsfähigkeit finde und wieder voll funktionsfähig in die Arbeit einsteigen kann.« So oder so ähnlich beschreiben viele Betroffene ihr Behandlungsanliegen. Die eigene Qualität beziehungsweise den eigenen Erfolg bemessen viele vor allem daran, ob sie fit sind für den Job, für den sie ach so sehr brennen.

Sollten wir also aufhören, dauerhaft zu brennen, um das nicht zu vergessen? Nur wer wirklich in der Lage ist, für etwas zu brennen, kann auch einen Burn Out erleiden, heißt es so euphemistisch schön. Ein Burn Out ist immer ein Weckruf, der zumindest nicht zu überhören ist. Und das wünscht man niemandem. Den schleichenden Burn On aber dürften wir mindestens genauso wenig mögen. Wer möchte schon über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg unbemerkt verglühen? In unserer Klinik erleben und behandeln wir nicht selten Patient*innen, die über einen langen Zeitraum eine Dauererschöpfung samt larvierter Depression und körperlicher Begleiterscheinungen kultiviert haben, bis sie irgendwann, manchmal sogar erst im Rentenalter, bemerken, dass sie am Leben vorbeigelebt – oder besser gesagt: vorbeigearbeitet – haben.

Es erscheint uns beiden allerdings nicht als eine Übertreibung zu sagen, dass wir selbst unsere Arbeit lieben. Jedoch müssen nicht zuletzt auch wir besonders aufpassen, dabei nicht unter die Räder zu kommen. Dass wir in der Aufbauphase der Klinik mit vielen Überstunden in unserer Freizeit noch ein solches Buch schreiben, ist natürlich absurd. Bereits die Entwicklungsphase des Buchprojektes, noch bevor die ersten Zeilen geschrieben waren, war tatsächlich von gemischten Gefühlen geprägt. Einerseits begleiteten uns Vorfreude und die Überzeugung, dass wir ein relevantes Phänomen beschreiben würden. Andererseits gab es auch deutliche Zweifel an der Machbarkeit dieses Unterfangens und die bange Frage, ob wir damit nicht selbst genau das tun, wovor wir im Buch warnen würden. Vielleicht sind dieses Spannungsfeld und die damit verbundene Ambivalenz ja sogar hilfreich gewesen. Spannend ist unser Buch hoffentlich auch deshalb, weil wir zwei unterschiedliche Perspektiven einbringen: zwei Generationen, ein Psychologe und ein Arzt, ein Verhaltenstherapeut und ein Tiefenpsychologe. Das hat uns erst einmal viel Gesprächsstoff geliefert, um das Thema des Buches in uns reifen zu lassen.

Unterm Strich hat sich bei uns allerdings das Empfinden durchgesetzt, dass uns besonders die eigenen Grenzgänge zwischen Schöpferkraft und Erschöpfung einen lebendigen Zugang zu unserem Thema ermöglicht haben. Ehrlich gesagt, hatten wir sogar gehofft, dass uns die Beschäftigung mit dem Thema Burn On selbst dabei helfen werde, bei all dem Stress gesund zu bleiben. Es ist schon paradox: Allein das gewählte Thema mag als Rechtfertigung dafür herhalten, dass wir in dieser anstrengenden Situation des Klinikaufbaus überhaupt ein Buch schreiben. Ansonsten dürfte man uns – und das tun vielleicht einige Angehörige, Freund*innen und Kolleg*innen auch – getrost für verrückt erklären (… um uns dann bei uns »einliefern« zu lassen).

Als Psychotherapeuten sind wir tagtäglich damit beschäftigt, unseren Patient*innen zu widersprechen, wenn sie sagen: Ich will endlich wieder funktionieren! Drückt doch meine Resettaste! Stellt mich wieder her! Wir alle sind aber keine Maschinen und sollten auch nicht versuchen, uns mit ihnen zu messen und gleichzustellen. So wie wir Ärzt*innen und Therapeut*innen zuallererst und letztendlich menschliche Wesen sind, sind es unsere Patient*innen eben auch. Das Leben vor allem dem Diktat der Funktionalität, der Disziplin und der Arbeit zu unterwerfen ist unmenschlich und macht krank. Das kann weder für die Gesundheit von Patient*innen noch für die von Psychotherapeut*innen dienlich sein.

Wenn wir Kolleg*innen, Freund*innen und Verwandten unsere wirklich besonders schöne Klinik zeigen, kommt immer wieder die gleiche Reaktion. Spaßhaft heißt es dann so oder so ähnlich: Ich leide auch an Dauer-Burn-Out! Was muss ich tun, um hier reinzukommen? – Um ganz ehrlich zu sein, wir ertappen uns selbst manchmal bei ähnlich gelagerten Fantasien. Vermutlich steckt in diesem vermeintlichen Spaß jedoch viel mehr Ernst, als ihnen und uns bewusst ist. Dass es in unserer Umgebung viele Menschen mit den Anzeichen chronischer und bisweilen auch krankhafter Erschöpfung gibt, steht für uns außer Frage. Seit wir uns damit beschäftigen, begegnet uns der Burn On allerorten.

Wir widmen uns daher diesem Thema, weil wir überzeugt davon sind, dass der Burn On ein real existierendes Krankheitsphänomen ist, das wegen der Folgen für jeden Einzelnen, aber auch für unsere Gesellschaft der Anerkennung bedarf. Während wir mit seiner Erforschung in der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen begonnen haben, möchten wir unsere Beobachtungen und Einschätzungen mit Ihnen teilen. Denn wir sehen einen dringen-den Handlungsbedarf. Wir hoffen daher, dass dieses Buch vielen Leser*innen (und auch uns selbst) dabei helfen möge, Anzeichen eines Burn On bei sich zu erkennen, sich vor einer entsprechenden krankhaften Entwicklung zu schützen und sich selbst zu helfen oder – falls es dafür schon zu spät sein sollte – Hilfe zu bekommen. Damit möchten wir auch einen Beitrag für eine Gesellschaft leisten, in der gegenüber der Überbetonung von Arbeit und Leistung andere Wertvorstellungen wieder mehr in den Vordergrund rücken.“

Timo Schiele & Bert te Wildt
Psychosomatische Klinik Kloster Dießen

„…“

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 07/2021: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:


„Burn-out:
Oft hirnverbrannte Diagnose für Menschen
mit eingebrannter Neurose.“

Gerhard Uhlenbruck (*1929),
deutscher Immunbiologe und Aphoristiker.

Buchcover:

Burn On – Immer kurz vorm Burn Out – Das unerkannte Leiden und was dagegen hilft – von Prof. Dr. med. Bert te Wildt und Timo Schiele ist erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG

Burn On – Immer kurz vorm Burn Out – Das unerkannte Leiden und was dagegen hilft – von Prof. Dr. med. Bert te Wildt und Timo Schiele ist erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG


Verlag: Droemer HC; 1. Edition (1. Juni 2021).
Seitenanzahl: 304 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-426-27848-0.
ISBN-13: 9-783426-27848-2.
Preis: EUR 20,00.

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