Sachtextanalyse zum Onlinetext „Sprachwandel: Geht das nicht auch auf Deutsch?“

Sachtextanalyse zum Onlinetext
„Sprachwandel: Geht das nicht auch auf Deutsch?“

Die Sachtextanalyse wurde anhand des Zeit-Onlinetexts „Sprachwandel: Geht das nicht auch auf Deutsch?“ erstellt.

Anglizismen werden in Zeiten der Globalisierung immer häufiger verwendet. Doch tragen diese zum Verfall der deutschen Sprache bei oder bereichern sie diese?

Annika von Taube bezieht in ihrem Kommentar „Sprachwandel: Geht das nicht auch auf Deutsch?“, publiziert am 18. November 2014 bei Zeit Online, klar Stellung für die Verwendung von Anglizismen.

Eingangs berichtet die Autorin über einige Fälle, in denen Anglizismen eingesetzt werden, zum Beispiel, weil es kein deutsches Wort dafür gibt, das nicht unbeholfen klinge. Anschließend informiert die Autorin noch über die Wahl zum „Anglizismus des Jahres“. Ein Experte, der befragt wurde, kann keine Bedrohung der deutschen Sprache durch die Verwendung von Anglizismen erkennen. Abschließend zieht die Autorin ein Fazit, in dem sie auch einen Lösungsvorschlag für die Kritiker der Anglizismen bereithält.

Bereits in der ersten Zeile stellt die Autorin die Position der Gegner von Anglizismen durch die Metapher „vergewaltigen die deutsche Sprache und treiben sie in den Tod“ (Z. 1 f) überspitzt dar. In der darauffolgenden Zeile zeigt sie dann, dass sie genau gegenteiliger Meinung ist und Anglizismen sogar einen Preis verleihen wolle.

Danach wertet sie ihre eigene Position auf, indem sie ein Beispiel anführt, in dem die Verwendung des Anglizismus sprachlich schöner ist als das Benutzen des deutschen Wortes, denn dieses klinge unbeholfen (Z. 12). Anschließend verringert die Autorin die Gegensätze zwischen den Positionen durch die Aussage, dass es sein mag, dass es nichts gibt, „was sich in der deutschen Sprache nicht ausdrücken ließe“ (Z. 15 f). Im Folgenden argumentiert sie allerdings wieder, dass die Anglizismen viele Sachverhalte sehr gut auf den Punkt bringen (vgl. Z. 16 f).

Am Begriff „Crowdfunding“ wertet die Autorin Gegnerpositionen ab, denn die Übersetzung „‚Gruppenfinanzierung‘ klingt nach ältlichem Provinzverein“ (Z. 22). Durch die darauf folgende Aussage, dass „Crowdfunding nach energetischem Start-Up“ (Z. 23) klingt, wertet sie zusätzlich dazu noch ihre eigene Position auf.

Ein Universitätsprofessor, der befragt wurde, stützt ihre Position zusätzlich mit seiner Meinung.

Sprachlich lässt sich feststellen, dass die vielen verwendeten Anglizismen dazu beitragen, dass die Sprache des Artikels eher umgangssprachlich ist. Diese Anglizismen werden sicherlich auch mit einer gewissen Ironie verwendet und außerdem zeigen sie, dass Anglizismen selbst aus vielen Sachtexten nicht mehr wegzudenken sind.

Um die Argumente der Autorin auf ihre Stärke hin zu überprüfen, werden diese im Folgenden erörtert und mit eigenen Erfahrungen verglichen.

Das erste und wahrscheinlich schwächste Argument ist, dass die deutsche Übersetzung vieler Anglizismen unbeholfen klingt. Dieses Argument zielt lediglich auf die Schönheit der Sprache ab, aber Sprache dient in erster Linie der Kommunikation. Solange man also das deutsche Wort genauso gut versteht wie den Anglizismus, sollte man auch das deutsche Wort verwenden.

Das zweite Argument ist, dass die englischen Wörter oft sehr kurz sind und die Sachverhalte auf den Punkt bringen. Hier ist den Kritikern zuzustimmen, dass man Anglizismen aus Faulheit benutzt, besonders da man im Deutschen dazu neigt, bei Wortneuschöpfungen (Neologismen) bekannte Wörter zu neuen zu verknüpfen.

Das nächste Argument ist, dass häufig bei der Übersetzung die Herkunft des Wortes verloren geht, insbesondere bei Begriffen aus dem digitalen Umfeld. Dem kann ich so nur zustimmen, ein Beispiel für einen solchen Fall wäre das Wort App beziehungsweise Applet, das übersetzt Anwendung bedeutet, dabei ist die Bedeutung im digitalen Umfeld die einer Erweiterung des Funktionsumfangs eines Smartphones.

Ein weiteres Argument ist, dass Anglizismen unsere Sprache erweitern. Im Bezug auf Worte, für die es (noch) keine deutsche Übersetzung gibt, kann ich dem zustimmen. Allerdings erweitern Anglizismen unsere Sprache auch nur, wenn die Bedeutung einer großen Masse bekannt ist, sonst sind sie sinnlos.

Auch die zunehmende Globalisierung ist ein Argument für die Anglizismen. Denn bei der zunehmenden Vernetzung der Wirtschaft benötigt man auch einheitliche Fachbegriffe, die eben auf Englisch sind, da Englisch die Lingua Franca ist.

Ich würde mich schlussendlich der Position der Autorin anschließend, solange die Anglizismen, die eingeführt werden, auch dem Fortschritt, sei es dem politischen, technischen, wirtschaftlichen oder sprachlichen, dienen.


„Da man in der deutschen Sprache neuerdings
wohl nicht mehr ohne Anglizismen auskommen will,
werden Stirnfalten wohl bald zu »Headlines«!“

Willy Meurer (*1934),
deutsch-kanadischer Kaufmann, Aphoristiker und Publizist.

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