Befreiung vom Überfluss

Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie.

Autor: Niko Paech

Klappentext:

»Souverän ist nicht, wer viel hat,
sondern wenig braucht.«
– Niko Paech –

„Nach einer anstrengenden Arbeitswoche möchte man sich auch mal etwas gönnen: das neueste Smartphone, ein neues Auto, ein iPad, einen Flachbildfernseher. Ruckzuck steckt man im Teufelskreis aus Konsumwunsch und Zeitmangel. Und nicht nur das: Der stete Ruf nach »mehr« lässt Rohstoffe schwinden und treibt die Umweltzerstörung voran.

Noch ist die Welt nicht bereit, von der Droge »Wachstum« zu lassen. Aber die Diskussion über das Ende der Maßlosigkeit nimmt an Fahrt auf. Der Nachhaltigkeitsforscher und Umweltökonom Niko Paech liefert dazu die passende Streitschrift, die ein »grünes« Wachstum als Mythos entlarvt. Dabei gelten »grünes« Wirtschaftswachstum und »nachhaltiger« Konsum als neue Königswege. Doch den feinen Unterschied hier »gutes«, dort »schlechtes« Wachstum hält Niko Paech für Augenwischerei.

In seinem Gegenentwurf, der Postwachstumsökonomie, fordert er industrielle Wertschöpfungsprozesse einzuschränken und lokale Selbstversorgungsmuster zu stärken.

Das von Niko Paech skizzierte Wirtschaften wäre genügsamer, aber auch stabiler und ökologisch verträglicher. Und es würde viele Menschen entlasten, denen im Hamsterrad der materiellen Selbstverwirklichung schon ganz schwindelig wird. …“

Presseinformation des Verlags:

„Niko Paech gilt als Deutschlands radikalster Wachstumskritiker – und er lebt, was er predigt, besitzt weder Handy noch Auto noch Eigenheim. An der Green Economy lässt er kein gutes Haar und wirbt in seiner Postwachstumsökonomie für regionale Selbstversorgung und die Eindämmung der Industrieproduktion.“

Eine Leseprobe:

Kapitel I

Über seine Verhältnisse leben – ein vermeintliches Menschenrecht

„Um die These zu verstehen, derzufolge sich unser Wohlstand einer umfassenden ökologischen Plünderung verdankt, lohnt sich ein Blick auf die Schuldenkrise in der EU. Bemerkenswert ist die gedankliche Basis, auf welcher die zur Schicksalsfrage stilisierte Rettung Griechenlands und anderer ökonomisch maroder EU-Länder verhandelt wird. Ganz gleich ob im neoliberalen oder linken Lager, überall dringt dieselbe Logik durch: Die zu unfassbarer Monstrosität gediehenen »Rettungsschirme« seien zwar teuer und ihr Erfolg so ungewiss, dass damit bestenfalls Zeit zu gewinnen sei. Aber das andernfalls drohende Scheitern des Euro sei eben noch teurer und obendrein unsozialer, gerade für ein Land wie Deutschland. Käme es nämlich zur Wiedereinführung der D-Mark, müsste deren Wert wohl ungebremst steigen, währenddessen andere Währungen an Wert verlören. Folglich würden deutsche Exporte erschwert, was eingedenk aller ökonomischen Rückkoppelungen unweigerlich eine Senkung des Bruttoinlandsproduktes, also der Finanzierbarkeit des derzeitigen Wohlstandsniveaus bedeutete. In diesem Fall müssten sich deutsche Bürger mit jenem materiellen Wohlstand zufriedengeben, der kraft eines weniger übergreifenden und nicht so beschleunigten Leistungsaustauschs möglich wäre. Wie schrecklich! Gemessen am schwarzmalerischen Lamento amtlicher EU-Lobbyisten müsste Deutschland vor Einführung des Euro eine von allen Außenbeziehungen abgeschiedene, auf einem erbarmungswürdigen Versorgungsniveau dahinvegetierende Armutsökonomie gewesen sein.

Die große Mobilmachung.

Verschwiegen wird inmitten der angstgetriebenen Euro-Rettungsdiskussion, wie gut es der Ökosphäre, insbesondere dem Klimaschutz täte, wenn der gnadenlos auf Expansion und Mobilität gebürstete europäische Wirtschaftsraum entschleunigt würde. Nichts drangsaliert die Umwelt Europas harscher als ein mit Engelszungen gepriesenes Integrationsprojekt, das einzig der ungehinderten und umso ruinöseren Raumdurchdringung dient. Die europäische Entwicklungslogik ist von bestechender Schlichtheit: Demnach ist alles einzuebnen, was der Ausdehnung von industrieller und landwirtschaftlicher Produktion, dem Gebäude- und Infrastrukturneubau, bis in die letzte Nische reichenden Schiffs- und LKW-Transporten sowie einem kerosintriefenden Bildungs-, Projekt- und Party-Nomadentum im Wege sein könnte. Dieser Entgrenzungsprozess mehrt Freiheitsgrade und Optionenvielfalt. Investoren können so jede institutionelle und räumliche Beengtheit überwinden: Eine grenzüberschreitende Abschöpfung betriebswirtschaftlicher Effizienzpotenziale, die in komparativen Kostenunterschieden bestehen, oder die Erschließung entfernt liegender Vermarktungsmöglichkeiten fällt umso leichter, wenn schlicht keine Grenzen, Währungsrisiken, Transportkosten, Planungsträgheiten, hinderlichen Genehmigungspraktiken oder gesetzlichen Disparitäten vorhanden sind. »Harmonisierung« nennt sich so etwas in Sonntagsreden. …

Haben jetzt – zahlen später

Das Verschuldungssyndrom liefert ein weiteres Indiz dafür, dass moderner Wohlstand nur durch einen schmalen Grat von institutionalisierter Verantwortungslosigkeit getrennt ist. Wenn sich Produzenten vorübergehend verschulden, um Inputfaktoren für die nächste Planungsperiode vorzufinanzieren, kann dies nur in der Erwartung geschehen, dem Schuldendienst systematisch nachkommen zu können. Andernfalls würde die resultierende Zahlungsunfähigkeit den Betrieb nicht fortbestehen lassen. Ein solches Regulativ scheint für Staaten nicht zu existieren. Schuldenfinanzierte Geschenke auszuschütten kennt prinzipiell keine Obergrenze, insbesondere dann nicht, wenn es gilt, die oben skizzierte Expansionsdynamik durch Subventionen vor Stillstand – einem der Todfeinde des sogenannten Fortschritts – zu bewahren.

Das Haben-jetzt-zahlen-später-Prinzip verkörpert eine Entgrenzung zeitlicher Art. Um sich nicht mit dem zufriedengeben zu müssen, was kraft eigener Leistungen gegenwärtig erreichbar ist, wird der Vorrat an zukünftigen Möglichkeiten geplündert. Es erfolgt ein Vorgriff auf Leistungen, die noch gar nicht erbracht wurden. Das gegenwärtige Verschuldungssyndrom ist nicht nur ein Gradmesser für Gier und Ungeduld, sondern für organisierte Verantwortungslosigkeit – und zwar im buchstäblichen Sinne: Jene, denen eine Antwort auf die Frage nach den Folgen eines gegenwärtigen Lebens über die Verhältnisse zu geben wäre, leben noch nicht. Werden Schulden hinreichend weit in die Zukunft verlagert, schränken sie umso eklatanter Optionen und Freiheitsgrade nachfolgender Generationen ein. …“

Postwachstumsökonomie – Vortrag von Niko Paech

Pressestimmen:

  • taz: „Nachhaltigkeit befreit von Überfluss, sagt Volkswirtschaftler Niko Paech. Die gute Nachricht dabei: Das kann uns glücklicher machen.“
  • Umweltjournal: „Eine Streitschrift für eine entschleunigte und entrümpelte Welt.“
  • www.media-spider.com, 08/2013: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

___

Verlag: Oekom Verlag, 1. Auflage (3. April 2012).
Seitenanzahl: 155 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-865-81181-7.
ISBN-13: 9-783865-81181-3.
Preis: EUR 14,95.

Dieser Beitrag wurde unter Sachbücher abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.

Weitere interessante Fachartikel

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Noch keine Bewertungen)
Loading...