Der Glühwürmchensommer

Originaltitel: L’été des lucioles

Autor: Gilles Paris
Übersetzerin: Carina von Enzenberg

Klappentext:

Ein magischer Sommer am Meer

„Eine Mutter, die den lieben langen Tag nur Bücher liest. Eine zweite Mutter, die Landschaften ohne Menschen malt. Und ein Vater, der nicht erwachsen werden will. Ganz normale Familien sehen anders aus. Und doch wünscht sich der neunjährige Victor nichts sehnlicher als das. In einem denkwürdigen Sommer an der Côte d’Azur könnte sein Wunsch in Erfüllung gehen – wenn er auf die Magie der Glühwürmchen vertraut.“

»Poetisch.
Zauberhaft.
Herzergreifend.«
Le Point

»Ein Herzensbuch!«
Questions de femmes

»Ein Roman, in dem
die eigene Kindheit widerhallt.«
Le Nouvel Observateur

„Warum haben sich Victors Eltern getrennt, obwohl sie sich noch lieben? Was hält seinen Vater davon ab, die Ferienwohnung seiner Familie in Cap-Martin zu betreten? Und was sucht seine Mutter Claire, eine Buchhändlerin, in all den Büchern, die sie pausenlos liest und mit gelben Post-its beklebt? Das Leben von Victor Beauregard ist ein einziges Fragezeichen. Aber in diesem Sommer an der Côte d’Azur ist vieles anders. Es gibt Gewitter ohne Regen und Myriaden von Glühwürmchen, die die nächtliche Küste in ein Lichtermeer verwandeln. Es gibt eine alte Baronin, die Victor von früher erzählt und ihm rät, einfach den Glühwürmchen zu folgen. Und es gibt vor allem neue Freunde: ein seltsames Zwillingspaar, das ihm die verwunschenen Villen an der Steilküste zeigt und das Geheimnis von Victors Vater zu kennen scheint.“

Presseinformation des Verlags:

„… Claire Beauregard ist Buchhändlerin im französischen Bourg-en-Bresse. Auch im Urlaub am Meer liest sie den lieben langen Tag Romane und beklebt sie mit gelben Post-its, auf denen sie Kaufempfehlungen für ihre Kundschaft notiert. In diesem Sommer an der Côte d’Azur stellen denkwürdige Ereignisse die Bücher jedoch in den Schatten. Es ist der »Glühwürmchensommer«, von dem Gilles Paris in seinem gleichnamigen Roman erzählt und den wir Ihnen besonders ans Herz legen möchten. Ich habe selten ein Buch mit so poetisch-magischer Atmosphäre und ähnlich liebenswürdigem Personal gelesen. …“

Eine Leseprobe:

„Ich habe zwei Mamas und einen Papa, der nicht erwachsen werden will. Ich drehe den Füller zwischen meinen Fingern und starre die Wand wie einen Spiegel an. Mit der linken Hand drücke ich meine Stirnlocke platt, während ich über meinem Spiralheft brüte. Was ich zu erzählen habe, wird Mama kaum glauben können, und sie wird die Erste sein, die mein Buch zu lesen kriegt. Dabei ist alles wahr. Ich muss nichts erfinden und auch nicht schwindeln, um das zu erklären, was die Baronin »die Magie der Glühwürmchen« genannt hat. Es ist alles in meinen Ferien passiert. Mit schwarzem, schön fettem Filzstift habe ich den Titel meines Buchs auf den Deckel meines Spiralhefts geschrieben: Der Glühwürmchensommer.

Zuerst einmal: Ich bin neun Jahre alt und heiße Victor Beauregard. In meiner Schule, der École Saint-Louis in Bourg-en-Bresse, werde ich von den Fieslingen »Knollnase« genannt. Das ist Quatsch, denn ich habe eine hübsche Stupsnase, genau wie Mama. Der Französischlehrer sagt »Monsieur Beauregard« zu mir. Die Netten nennen mich einfach nur »Victor«, so wie Alicia, Papa und Mama.

Meine Eltern haben sich zwei Jahre nach meiner Geburt getrennt. Dafür kann ich nichts. Sie haben sich einfach nicht mehr so geliebt wie früher. Behaupten sie jedenfalls.

Mein Papa ist Fotograf und arbeitet für Reiseführer. Er fängt mit seiner Kamera Seen, Wälder, Dörfer, Berge und Sonnenuntergänge ein, aber nie Menschen, außer Alicia und mir. Und Mama, aber das war lange vor der Geburt meiner großen Schwester Alicia. Eine kleine Schwester habe ich nicht, zum Glück, denn Mädchen sind kompliziert. Sie spielen mit Puppen und heulen wegen nichts und wieder nichts. Alicia ist vierzehn, und abgesehen von Papas Fotos, die sie gerahmt und über ihr Bett gehängt hat, interessiert sie sich nur für Jungs. Ab und zu reißt sie mit ihnen sogar für ein paar Tage aus, und dann ist Mama »verrückt vor Sorge«. Sie kann nicht ruhig dasitzen, sondern läuft von einem Zimmer ins andere, als wollte sie mit ihren Schritten unsere Wohnung in Bourg-en-Bresse vermessen. Aber Alicia kommt immer zurück. Sie verkündet jedes Mal: »Das ist nicht der Richtige«, und verkriecht sich in ihrer Bude. Ich höre dann unten ihre Tür wie eine Ohrfeige knallen. Mama rennt zu ihr, und ich sehe mir mit Pilar irgendeinen Blödsinn im Fernsehen an oder drehe meine Schildkröte Katouta auf den Rücken und spiele mit ihr.

Mama ist Buchhändlerin. Sie schreibt mit Leuchtmarkern kurze Bemerkungen auf Post-it-Zettel und klebt sie auf die Deckel der Bücher, die ihr gefallen haben, um die Blicke der Kunden darauf zu lenken. Außerdem führt sie einen Blog, in dem sie erzählt, wovon die Bücher handeln, was sie kosten, wie viele Seiten sie haben und wie man sie mit einem Wort beschreiben könnte. Oft sind sie »menschlich« oder »fesselnd«. Sie kündigt darin auch einen Monat vorher die Autogrammstunden der Schriftsteller an, die sie jeden Samstag vom Bahnhof abholt. Mama liest ganz einfach immer, außer unter der Dusche oder wenn sie schläft. Und weil sie ständig mehrere Bücher gleichzeitig liest, türmen sich auf dem Boden neben ihrem Bett die Bücher zu Stapeln, aus denen die Lesezeichen ihrer Buchhandlung herauslugen.
In der Küche ist morgens immer schon der Frühstückstisch gedeckt, und Mama hält uns, die Lesebrille auf der Nase, die Wange zum Gutenmorgenkuss hin, ohne das Buch in ihrer Hand loszulassen. Beim Frühstück kritzelt sie Notizen für ­ihren Blog oder ihre Kunden auf Karteikärtchen. Pilar trinkt ihren Milchtee nie mit uns. Sie malt im Atelierzimmer die Landschaften ihrer Kindheit, die sie drüben, im fernen Argentinien verbracht hat.

Pilar, meine zweite Mama, ist ein Jahr, nachdem Papa weggegangen ist, zu uns gekommen. Alicia und mir hat sie sofort gefallen, weil sie so einen komischen Vornamen hat, den ich kaum aussprechen konnte, und einmal habe ich Mama und Alicia sogar zum Lachen gebracht, weil ich sie »Pinard«, Fusel, genannt habe. Vor allem Alicia, die ab und zu selbst ein Gläschen trinkt, hat sich darüber amüsiert. Aber wir haben Pilar auch deshalb sofort gemocht, weil sie so nett zu uns ist und immer gut auf Mama aufpasst.

An dem Tag, als sie sich zum ersten Mal in der Buchhandlung begegnet sind, hat Mama ihr das Buch Die tiefe Rose geschenkt. Mama hatte morgens ein Ausstellungsplakat an die Tür ihrer Buchhandlung geklebt, ohne etwas über die Malerin zu wissen. Pilar hat die Buchhandlung aus Neugier betreten, und als sie wieder rausgekommen ist, war sie in Mama verliebt.

Verliebtsein bedeutet, dass das Herz wegen einem anderen Menschen verrücktspielt und einem das ganze Blut in den Kopf steigt. Sagt Alicia. Normalerweise schlägt das Herz langsam, und niemand kann es hören.
Der gedeckte Frühstückstisch in der Küche, die Einkäufe, die Zigaretten, das ist Pilar. Zigaretten der Marke Vogue – so dünn wie Gänseblümchenstängel – die sie beide rauchen. Wobei ­Pilar Mamas Zigarette immer zuerst anzündet, bevor sie sie ihr gibt. Mama hat zu mir gesagt, dass jede von ihnen die Hälfte einer magischen Frucht ist. Wenn eine von ihnen weg ist, muss man warten, bis sie wieder da ist, um in den Genuss des vollen Geschmacks zu kommen. Mama ist ohne Pilar also einfach nur ein halber Apfel. Schon möglich, aber dafür ist sie die Schönere von beiden. Mama ist blond, hat ­einen Pagenschnitt und haselnussbraune Augen. Pilar hat lange braune Haare, die ihr im Sommer zu warm sind, und Augen so grün wie Erbsen. Pilar legt uns gern Geschenke unters Kopfkissen, und wir müssen dann immer lange warten, bis wir uns bei ihr bedanken können, weil sich meine Zweitmama nur selten frühmorgens blicken lässt. Außerdem tut Pilar jedes Mal so, als könnte sie sich an nichts erinnern, wenn wir uns abends mit einem Kuss bei ihr bedanken. …

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 06/2015: „…“
  • WDR 5 „Bücher“, Andreas Wallentin, 28.03.2015: „Gilles Paris ist ein poetisches, einfühlsames und hochspannendes Buch gelungen, mit dem er hoffentlich auch die Herzen der deutschen Leser gewinnt. Das Buch weckt Vorfreude auf den kommenden Sommer.“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

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„Ist Trennung im Leben schwerer als Trennung im Tode?“

Theodor Toeche-Mittler (1837 – 1907),
deutscher Historiker und Verleger.

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Buchcover:

Der Glühwürmchensommer - von Gilles Paris ist erschienen im Bloomsbury Berlin Verlag

Der Glühwürmchensommer - von Gilles Paris ist erschienen im Bloomsbury Berlin Verlag

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Verlag: Bloomsbury Berlin Verlag; 1. Auflage (30. März 2015).
Seitenanzahl: 224 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-827-01229-5.
ISBN-13: 9-783827-01229-6.
Preis: EUR 16,99.

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