Gestern ist heute

Heinz Haber und Robert Jungk im Disput um die Zukunft.

Autor: Wolfram Huncke

Klappentext:

Heinz Haber und Robert Jungk verband eine lange intensive Freundschaft, begonnen nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA. Dabei hatten die beiden oft recht unterschiedliche Ansichten: Haber, der populäre Physiker und „Fernsehprofessor“, sah die Entwicklung von Wissenschaft und Technik als Fortschritt für die Menschheit; Jungk kritisierte ungezügeltes Wirtschaftswachstum, war Vordenker für eine „nachhaltige Gesellschaft“ und brachte die Technikfolgenabschätzung nach Europa. Diese unterschiedlichen Sichtweisen machen die Dispute so spannend, die Wolfram Huncke in den achtziger Jahren aufzeichnete. Sie sind noch heute erstaunlich aktuell.“

Presseinformation des Verlags:

„Überschätzt der Mensch nicht seine Kontrollfähigkeit? Haben wir sie nicht längst überzogen, weil wir zu viele Risiken mit dem immer gleichen Leichtsinn angehen?“
Robert Jungk

„In dem Moment, in dem ein Mensch geboren wird, übernimmt er ein Risiko.“
Heinz Haber

100. Geburtstag von Robert Jungk und Heinz Haber:
Gespräche über die Risiken der Wissenschaft und die Zukunft unserer Welt.

„Fast am selben Tag geboren und in langer intensiver Freundschaft gegenseitig verbunden, hatten die beiden Wissenschaftler Robert Jungk und Heinz Haber oft recht unterschiedliche Ansichten. Im Mai 2013 jähren sich die Geburtstage der Wissenschaftler zum 100. Mal. Beide prägten die Debatten um Segen und Fluch der Technik bis heute. Es finden verschiedene Veranstaltungen zu ihren Ehren statt.

Robert Jungk (* 11. Mai 1913 in Berlin; † 14. Juli 1994 in Salzburg) hatte sich der Aufgabe verschrieben, als Wissenschaftsjournalist auf die Risiken und sozialen Folgen von technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften wie der Atomkraft aufmerksam zu machen. Er war aktiv in der Friedensbewegung und erhielt 1986 den alternativen Nobelpreis.

Heinz Haber (* 15. Mai 1913 in Mannheim; † 13. Februar 1990 in Hamburg), der populäre Wissenschaftler und „Fernsehprofessor“ hingegen sah die Entwicklung von Wissenschaft und Technik als Fortschritt für die Menschheit. Als Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift Bild der Wissenschaft setzte er sich auch in Fernsehsendungen wie Professor Haber Experimentiert oder Was sucht der Mensch im Weltraum? dafür ein, naturwissenschaftliche Zusammenhänge einem breiten Publikum näherzubringen.

Diese unterschiedlichen Sichtweisen prägen ihre Auseinandersetzungen, in denen Jungk und Haber zwar oft aneinandergerieten, ohne je den Respekt voreinander zu verlieren. In dem Band „Gestern ist heute“ trägt der Wissenschaftsjournalist Wolfram Huncke 10 faszinierende Gespräche zwischen den beiden zusammen, die er Anfang der 1980er Jahre dokumentierte. Obwohl die Aufzeichnungen mehr als 20 Jahre zurückliegen, sind sie weiterhin hochaktuell, denn bei der Lektüre drängt sich immer wieder die Frage auf, was die Industrienationen in den letzten Jahrzehnten bei der Lösung bis heute drängender Fragen eigentlich unternommen haben.

In ihren Gesprächen entwerfen Jungk und Haber weitreichende Zukunftsbilder, diskutieren kontrovers über das Leben mit den Gefahren der Industriegesellschaft, fragen nach der Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Menschheit und der Erde und streiten über die Nützlichkeit des Computers. Illustriert werden die Unterhaltungen mit zahlreichen Fotos und Infoboxen, die Hintergrundinformationen zu Personen und zu teilweise längst vergessenen Katastrophen und Ereignissen geben.“

Ein spannendes Buch – ein Buch das informiert, herausfordert und vor allem dazu anregt, über Segen und Risiken des wissenschaftlichen Fortschritts und damit nicht weniger als über die Zukunft der Menschheit nachzudenken.

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:

  • Vorwort: Freunde streiten um die Zukunft.
  • Sorgen um Morgen.
  • Verplanen die Großtechniken unsere Zukunft?
  • Leben mit den Risiken der Industriegesellschaft.
  • Der Oppenheimer-Komplex: Wissenschaftler und ihre Verantwortung.
  • Reformiert die Wissenschaft!
  • Humane Technik – aber wie?
  • Zukunftsbilder entwerfen.
  • Ein Gespräch über die Jugend.
  • Der Computer – Werkzeug oder Prothese?
  • ….

Eine Leseprobe:

„Paolo Freire (1921–1997). Der in Recife (Brasilien) geborene Pädagoge vertrat die Auffassung, dass in jedem Menschen genügend Entwicklungsmöglichkeiten zum Erlernen von Lesen und Schreiben in wenigen Wochen vorhanden seien, wenn nur die richtigen pädagogischen Instrumente eingesetzt werden. Für Freire waren Lesen und Schreiben, so Jungk in seinem Buch Jahrtausendmensch (1973), Instrumente einer Bewusstmachung menschlicher und gesellschaftlicher Zusammenhänge, auf die die Lernenden entsprechend hingewiesen werden müssen. Freire gilt als Mitbegründer einer Pädagogik, in der der Lernende nicht als „Hörer“ oder „Kultur-Konsument“ begriffen, sondern zum Einsatz seiner schöpferischen Kräfte motiviert wird. …“

„Der Atomstaat. Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit, Robert Jungks einflussreichstes Buch in der Debatte um die Atomkraft, erschien zuerst 1977. Der Autor wählte den Buchtitel in Anlehnung an Eugen Kogons Der SS-Staat, eine Abrechnung mit dem Nationalsozialismus, und widmete seine Analyse diesem bedeutenden Publizisten. „Mit der technischen Nutzbarmachung der Kernspaltung“, so eröffnete Jungk sein Buch, „wurde der Sprung in eine ganz neue Dimension der Gewalt gewagt. Zuerst richtete sie sich nur gegen militärische Gegner. Heute gefährdet sie die eigenen Bürger.“ Jungk formulierte hier erstmals die These, die der von ihm stets belebten Kernenergie-Diskussion eine neue, beängstigende Perspektive verleihen sollte: die Sorge vor Terror gegen Kernkraftwerke. „Diese Erfindung der Menschen“, so Jungk weiter in seinem Buch, „muss zudem so streng wie keine andere vor den Menschen selbst bewahrt werden: Vor ihren Irrtümern, ihren Schwächen, ihrem Ärger, ihrer List, ihrer Machtgier, ihrem Hass. Wollte man versuchen, die Kernkraftanlagen dagegen völlig immun zu machen, so wäre die unausweichliche Folge ein Leben von Verboten, Überprüfungen und Zwängen, die in der Größe der unbedingt zu vermeidenden Gefahren ihre Rechtfertigung suchen würden.“ Jungk richtete sich gegen eine Großtechnik, die wie keine andere geeignet sei, die persönliche Freiheit einzuschränken, Repression und Bespitzelung zu fördern. Der Kampf gegen „diese unser Leben immer stärker beherrschende Großtechnik“ werde „die nächsten Jahre und Jahrzehnte stärker bestimmen, als es der Klassenkampf je tat“, so die düstere Prognose im Nachwort der Taschenbuchausgabe von 1979. …“

Pressestimmen:

  • Stuttgarter Zeitung: „Das Buch passt in eine Gegenwart, in der ein marode gewordener Mythos der Großtechnik Kernenergie mit einem Schlag zusammengebrochen ist und seine Vergangenheit neu betrachtet werden kann.“
  • bild der wissenschaft: „Ihre gegenseitige Wertschätzung durchdringt das ganze Buch und unterscheidet sich wohltuend vom aufgeregten und grimmigen Gegeneinander in vielen heutigen Talkshows. Substanz statt Veitstanz.“
  • www.rezensions-seite.de: „Ein wichtiges Buch, um zu verstehen, sich durchaus auch zu empören und dann dagegen zu halten.“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

„Träume nicht vom Gestern, lebe das Heute!“

Natunika (*1973),
Musikerin, Malerin und Autorin.

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Buchcover:

Gestern ist heute - Heinz Haber und Robert Jungk im Disput um die Zukunft von Wolfram Huncke ist erschienen in der S. Hirzel Verlag GmbH & Co.

Gestern ist heute - Heinz Haber und Robert Jungk im Disput um die Zukunft von Wolfram Huncke ist erschienen in der S. Hirzel Verlag GmbH & Co.

Verlag: Hirzel Verlag, 1. Auflage (1. April 2011).
Seitenanzahl: 119 Seiten.
Bindung: Broschiert.
ISBN-10: 3-777-62135-8.
ISBN-13: 9-783777-62135-7.
Preis: EUR 19,90.

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