Digitale Ethik

Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert

Autor: Sarah Spiekermann

Klappentext:

„In ihrem gesellschaftskritischen Sachbuch entwickelt Sarah Spiekermann eine Ethik für die Technologien der Zukunft – und zugleich ein Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung im Zeitalter der Digitalisierung. Apps, die unaufgefordert Informationen zuschicken; Autos, die von Google-Rechnern gesteuert werden; Sprachassistenten, die Bestellungen für uns vornehmen – immer mehr Menschen fragen: Was macht die Digitalisierung mit mir und meinem Leben?

Sarah Spiekermann kritisiert, dass wir zu passiven Empfängern einer entmündigenden Technik degradiert werden. Sie fordert deshalb ein radikales Umdenken: Wir brauchen eine Technik, die uns dient, statt uns zu beherrschen. Die Digitalisierung darf nicht länger vom Gewinnstreben der IT-Konzerne getrieben sein, sondern muss Werte wie Freundschaft, Privatheit und Freiheit verwirklichen helfen. Denn nur so werden wir unser Menschsein in einer digitalisierten Lebenswelt sichern können: „Wir müssen versuchen, den Wert zu entdecken, der mit Technik geschaffen werden kann. Und das ist nicht Geld, nicht Effizienz, nicht Gewinnmaximierung. Sondern Zufriedenheit, Freundschaft und Wissen.“

In ihrem Sachbuch »Digitale Ethik« entwirft die Expertin für ethische Technikentwicklung ein Werte-System für das Zeitalter der Digitalisierung, das auf traditionellen Werten aufbaut.

Sarah Spiekermann, Jahrgang 1973, ist Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihre berufliche Karriere begann in Unternehmen des Silicon Valley. Diese Erfahrungen ließen sie zu einer Expertin der IT-Branche werden. Heute beschäftigt sie sich mit ethischen Fragen der Digitalisierung. Sarah Spiekermann ist eine vielgefragte Keynote-Speakerin. Sie hat viele Jahre lang in Gremien der EU-Kommission und der OECD gearbeitet und entwickelt heute mit dem weltweit größten Ingenieursverband IEEE den ersten Ethikstandard für Technikentwicklung.“

Presseinformation des Verlags:

Ein Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmung im Zeitalter der Digitalisierung

„Die Digitalisierung hält in alle Bereiche Einzug: Apps, die unaufgefordert Informationen zuschicken; Autos, die von Google-Rechnern gesteuert werden; IT-Systeme, die Arbeitnehmer in die Depression treiben – immer mehr Menschen fragen: Was macht die Digitalisierung mit mir und meinem Leben?

Sarah Spiekermann fordert: Wir müssen mehr denn je die Werte hinterfragen, die durch Technik entstehen – dabei geht es nicht um Geld oder Effizienz. Sondern um Zufriedenheit, Gemeinschaft und Wissen. Nur so können wir in einer digitalisierten Welt ein gutes Leben führen. Der renommierten Expertin für ethische Technikentwicklung geht es nicht darum, wie Unternehmen dank ethischer Feigenblätter noch mehr Geld mit der Digitalisierung verdienen können oder mit dem Abhaken einiger Wertprinzipien einer falsch verstandenen Ethik Genüge tun. Vielmehr zeigt sie, wie wir im Zeitalter der digitalen Transformation privat und am Arbeitsplatz klassische Werte beleben – damit wir nicht länger falschen Idealen hinterherlaufen, sondern wieder zum selbstbewussten Gestalter unseres privaten und beruflichen Lebens werden.

Jetzt ist noch Zeit, über eine menschengerechte Form der Digitalisierung nachzudenken und Korrekturen vorzunehmen, sagt Sarah Spiekermann. Sie kritisiert die Ideen des Transhumanismus als Ideologie der Lieblosigkeit, nimmt das Effizienzdenken der IT-Branche unter die Lupe und beschreibt ihr Fortschrittsdenken als Irrweg.

Sarah Spiekermann, Jahrgang 1973, ist Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien. Ihre berufliche Karriere begann im Silicon Valley. Diese Erfahrungen ließen sie zu einer profilierten Kritikerin der IT-Branche werden. Heute beschäftigt sie sich mit ethischen Fragen der Digitalisierung. Sarah Spiekermann ist eine vielgefragte Keynote-Speakerin und berät die EU-Kommission und die OECD. Sie lebt mit ihrem Mann im Burgenland.“

Eine Leseprobe:

VORWORT

„In diesem Buch beschreibe ich die individuellen, ökonomischen und technischen Bedingungen für einen menschengerechten Fortschritt im digitalen Zeitalter. Es enthält eine Vision davon, wie wir die Kräfte der Digitalisierung nutzen könnten, um uns zu stärken, statt zu schwächen. Allerdings erfordert diese positive Zukunft, dass wir alle in unseren unterschiedlichen Rollen als Privatpersonen, Manager, Investoren, Unternehmer oder Politiker umdenken. »Don’t be evil« reicht nicht. »Be good« ist das Schlagwort. Und damit enthält dieses Buch eine andere Zukunftsvision als die, die uns als Verpackungsbeilage aus dem Silicon Valley rübergeschoben oder von kapitalmarkt-gesteuerten Investoren heute betrieben wird.

Dieses Buch heißt »Digitale Ethik«, weil es nicht darum geht, Unternehmen zu erklären, wie sie mit ein paar ethischen Feigenblättern noch mehr Geld mit der Digitalisierung machen können oder wie sie mit dem Abhaken einiger Wertprinzipien der Ethik Genüge tun. Vielmehr will ich zeigen, wie wir auf allen Ebenen der Gesellschaft besser und weiser mit dem Digitalen umgehen sollten, um in eine wertvollere Zukunft einzutreten. Meine Zielfunktion ist also nicht das Geld. Meine Zielfunktion ist ein gutes Leben, die Eudaimonia, bei der das Geld nur eine Randbedingung ist.

Wenn ich sage, dass es mir hier um menschengerechten, wertvollen Fortschritt geht, dann werden mir viele Startupper und Silicon-Valley-Visionäre entgegenhalten, dass sie doch alle nun schon seit Jahren mit der Digitalisierung das Leben zu verbessern suchen. Ich verstehe, dass viele ehrliche und gute Absichten haben. Aber gute Absichten reichen leider manchmal nicht aus. Man muss auch das Richtige wollen können. Man braucht einen nüchternen Verstand in der Abschätzung dessen, was das Digitale kann und was nicht – wo es guttut und wo es schädlich ist. Man muss in der Lage sein, theoretisches Wissen mit emotionaler Intelligenz zu verbinden, um eine auch gefühlt angenehme Zukunft zu erschaffen. Ob die Digitalisierung mit all ihrem exorbitanten Energie- und Ressourcenverbrauch dem Menschen und der Natur letztlich dient, ist offen. Die Beantwortung dieser ethischen Frage würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Vielmehr betrachte ich die Digitalisierung als Realität, die heute und in Zukunft unser Leben bestimmen wird, ob wir das wollen oder nicht – und möchte, dass wir weise mit ihr umgehen. Diese Weisheit aber erfordert in erster Linie ein positives Menschenbild. Das Menschenbild, auf das dieses Buch fundamental aufbaut, hat Goethe einmal so beschrieben: »Wenn wir Menschen behandeln, wie sie (scheinbar) sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie so behandeln, wie sie sein sollten (wenn wir das Gute in ihnen bejahen), so machen wir sie zu dem, was sie werden können.«1

Dieser Spruch hat mich beim Schreiben dieses Buches begleitet, und ich glaube, dass auch viele meiner wunderbaren Freunde und Kollegen dieses Menschenbild mit mir teilen – all jene, die mir in unterschiedlichen Phasen geholfen haben, dieses Werk fertigzustellen. Mein allergrößter Dank gebührt meinem Mann, Professor Dr. Johannes Hoff, ohne dessen Wissen und die langen Gespräche über viele Jahre ich mir nie die philosophischen Grundlagen hätte erarbeiten können, die diesem Text zugrunde liegen. Größter Dank geht auch an meine Kollegen von der Wirtschaftsuniversität Wien, Professorin Dr. Bernadette Kamleitner und Professor Dr. Rupert Sausgruber sowie Professor Dr. Axel Polleres und insbesondere auch an meinen Arbeitgeber, die Wirtschaftsuniversität Wien, deren Rektorat mich ein knappes Jahr freigestellt hat, um dieses Buch zu schreiben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Dr. Wilfried Stadler, Dr. Ben Wagner, Dr. Clemens Billek und Bill Price haben mir wertvolles Feedback auf einzelne Kapitel gegeben, ebenso wie meine Doktoranden Jana Korunovska, Kathrin Bednar, Till Winkler und Soheil Human. Meine Studentin Dragana Saric und meine Sekretärin Hannah Waltl haben viele Kleinarbeiten übernommen und Recherchen. Mein Lektor Jürgen Bolz hat geduldig die Entstehung begleitet, und Dr. Thomas Tilcher hat als Redakteur das Manuskript mit Argusaugen bearbeitet. Mein Agent Daniel Graf hat mir immens geholfen, die Idee zum Buch zu fas-sen; er hat einige Kapitel redigiert und den Verlag gefunden. Und schließlich sind da noch all die anderen Freunde, Bekannten und Kollegen, von denen ich im Laufe meines Lebens lernen durfte, sodass es möglich wurde, dieses Werk zu vollenden. Danke.“

1. INS SILICON VALLEY UND ZURÜCK

„Ich war 22 Jahre alt, als mich erstmals das digitale Fieber ergriff. Es war im Jahr 1996, und wie so oft nahm mein durchkontrolliertes Leben eine unerwartete Wendung: Ich stieg beim Silicon-Valley-Unternehmen 3Com ein. Als Letzte meines Studienjahrgangs ohne Praktikumsplatz sandten mich meine Oxforder Professoren zu dieser Firma, die mein Leben verändern sollte. 3Com stellte Produkte her, die mir auch nach dreifachem Erklärungsversuch zunächst unverständlich blieben: grüne Plastikplatten mit Chips und Schaltkreisen und schwarze Boxen mit Blinklichtern, mit denen man etwas besuchen konnte, was kurz vorher ein paar Hundert Kilometer südlich bei der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in der Schweiz erfunden worden war – das World Wide Web. 3Com war Marktführer im Bereich der ersten Netzwerktechnologien, die erste Autobahnauffahrt ins Internet. Ohne es zu wissen, war ich in einem der Geburtshäuser der Digitalisierung im Silicon Valley gelandet.

3Com war eine ungeheuer reiche Firma, die junge Leute wie mich aufsog, so wie es das Silicon Valley bis heute tut. Eigentlich eingestellt als Praktikantin für die Organisation eines Firmentrainings, saß ich kurz darauf schon in einer gläsernen Fabrik in Irland, um mit dem Europachef von 3Com die europäische Telekomstrategie auszuarbeiten. Am Wochenende brachte ich mir in einem Do-it-yourself-Studium die Welt der Hardware, Software und Netzwerke bei. Ich war stolz auf meinen ersten Firmenwagen, und dank Esther Dysons Blog Release 1.0 – einem der ersten Blogs überhaupt! – wurde mir eins klar: Wenn ich die Welt verändern will, dann nur über die IT.

Die New-Economy-Jahre, die für mich nun folgten und die mich in unterschiedliche Unternehmen und Institutionen führten, waren ungeheuer spannend. Wir Mitstreiter in der ersten Internetphase, dem Web 1.0, hatten das Gefühl, dass etwas vollkommen Neues geboren wird. Ein faszinierendes Ei, das aus dem Modem schlüpft. Ein neues Lebewesen, das, wenn auch technischer Natur, die Welt zu einem globalen Dorf zusammenwachsen lässt – ein gigantisches Friedensprojekt. Ein bunter Raum voller Kreativität, in dem wir Menschen uns neu entfalten können würden.

Nach meiner Zeit bei 3Com in Dublin, London und Warschau begann ich bei A.T. Kearney, einer der angesehensten Strategieberatungen, und ich insistierte darauf, nur Projekte für Telekommunikationsunternehmen betreuen zu wollen. Junge Berater werden oft zunächst in wechselnden Branchen eingesetzt. Und Frauen in der IT? Nur IT? Meine Vorgesetzten waren einigermaßen überrascht. Aber ich setzte mich durch und verbrachte so manche schlaflose Beraternacht bei den damaligen Platzhirschen der Telekombranche, die alle das rasante Internet- und Mobilfunkwachstum bewältigen mussten. Anschließend promovierte ich an der Humboldt-Universität in Berlin. Fachbereich? Natürlich Wirtschaftsinformatik, denn nur in diesem Brückenfach zwischen Betriebswirtschaft und Informatik war mir die Möglichkeit gegeben, mich aus gesellschaftlicher Sicht mit der neuen digitalen Welt zu beschäftigen. …“

2. MENSCHENGERECHTER FORTSCHRITT DURCH WERTETHIK

Wie könnte eine digital durchwobene Welt der Zukunft aussehen, in der wir wertvollen und menschengerechten Fortschritt erzielen? Ich behaupte, dass wir eine neue Technologie- und Unternehmenskultur brauchen, die beim verantwortlichen Handeln jedes Einzelnen ansetzt. Viele Leute denken bei Ethik spontan an die zehn Gebote. Um solch eine konkrete Handlungsanleitung geht es hier aber nicht. Mit digitaler Ethik ist hier weniger die klassische Moral gemeint. Stattdessen brauchen wir ein bewussteres Wirklichkeitsverständnis, das es uns erlaubt, die Welt der Werte wiederzuentdecken und damit das Streben nach dem Guten, Wahren und Schönen neu zu beleben. Leider haben wir in der Moderne dieses in der Antike formulierte Ideal ins Märchen verbannt. Können wir es wiederentdecken?

Das Dead End der klassischen Produktplanung

Ich beginne mit dem Status quo: An der Wirtschaftsuniversität Wien unterrichte ich das Fach Innovationsmanagement, und dazu gehört, dass ich Studierenden beibringe, wie man heute den Einsatz von Informationstechnik plant und nutzt, damit das Unter-nehmen am Fortschrittsball bleibt. Eine typische Aufgabe besteht darin, eine Produkt-Roadmap zu entwickeln. Es handelt sich dabei um den Plan für die technische Weiterentwicklung einer Firma – eine Weiterentwicklung, die man vor allem im Hinblick auf Digitalisierung heute für selbstverständlich hält. Das Denken in permanent abzuarbeitenden Produkt-Roadmaps entspricht einer einfachen Formel: neu = gut und digital = besser. …“

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 05/2019: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:


„Wer Maschinen als intelligent oder smart bezeichnet, ist naiv.“

Sarah Spiekermann (*1973),
Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Buchcover:

Digitale Ethik - Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert - von Prof. Sarah Spiekermann ist erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG

Digitale Ethik – Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert – von Prof. Sarah Spiekermann ist erschienen bei der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG


Verlag: Droemer HC Verlag (1. April 2019).
Seitenanzahl: 304 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-426-27736-0.
ISBN-13: 9-783426-27736-2.
Preis: EUR 19,99.

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