Graben für Germanien – Archäologie unterm Hakenkreuz

Brisant:
Archäologie im Dienste des Nationalsozialismus.

Große Ausstellung:
10.03.–08.09.2013 im Focke-Museum Bremen.

Autor / Herausgeber:
Focke-Museum – Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Klappentext:

„In den frühen Dreißigern entdeckten Kinder beim Spielen eine Urne verziert mit Hakenkreuzen – ein Fund, der NS-nahen Archäologen wie gerufen kam, suchten sie doch Belege für die Überlegenheit einer germanischen Hochkultur. Wie prägte Ideologie die Wissenschaft, wie wurde Wissenschaft wiederum zur Untermauerung der Ideologie instrumentalisiert?

Die Ausstellung im Focke-Museum1) entlarvt diese Verflechtungen. Sie zeigt, welche Rolle die führenden Wissenschaftler dieser Zeit und zentrale Personen wie Hitler, Himmler oder der NS-Ideologe Rosenberg spielten. Der Begleitband zur Ausstellung reicht von den antiken Quellen über die ideologische Debatte um Germanien bis zu den Nachkriegskarrieren der Beteiligten und der Weitergabe falscher Informationen in der heutigen rechten Szene. Zahlreiche Abbildungen der Exponate – sowohl Funde als auch zeitgenössische Bilder – illustrieren dieses lange Zeit totgeschwiegene Thema.“

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1) Focke-Museum: „Das Focke-Museum ist als Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte das historische Museum der Stadt Bremen. Das moderne Hauptgebäude liegt, ergänzt durch Gebäude aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, in einem 4,5 Hektar großen Park im Bremer Ortsteil Riensberg. Direktorin des Museums ist seit 2008 die Volkskundlerin und Kunsthistorikerin Frauke von der Haar.“
Quelle: wikipedia.org – Focke-Museum in Bremen

Presseinformation des Verlags:

„Wie stark stellte sich die archäologische Forschung in Deutschland in den Dienst des Nationalsozialismus? Mit diesem brisanten Thema beschäftigt sich ein neues Buch aus dem Konrad Theiss Verlag: »Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz«. Der Titel ist als Begleitband einer großen Ausstellung im Bremer Focke-Museum konzipiert. Die Ausstellung wird vom 10.3. bis 8.9.2013 gezeigt.

Wie weit gingen NS-nahe Archäologen, um Belege für die angebliche Überlegenheit der »germanischen Hochkultur« zu präsentieren, einer Kultur, die es so nicht gab? Kein Stamm bezeichnete sich selbst als Germanen – einzig die Römer verwendeten den Begriff, der im Lauf der Jahrhunderte immer wieder ideologisch »aufgeladen« wurde.

Welche Rolle die Archäologie in der NS-Zeit spielte, zeigen Ausstellung und Buch erstmalig und in umfassender Weise. Es geht um die Funktion führender Wissenschaftler dieser Zeit, aber auch um den Einfluss Hitlers, Himmlers oder des NS-Ideologen Rosenberg. Grabungsfunde wurden zur Propagierung eines neuen Bildes von »den Germanen« missbraucht. Bei den Grabungen kamen auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zum Einsatz. Die Archäologie der NS-Zeit arbeitete mit an einem »Germanen«-Bild, das bis heute nachwirkt und von rechten Kreisen weiter propagiert wird.

»Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz« bietet ein spannendes Kaleidoskop von den antiken Quellen über die ideologischen Debatten um Germanien bis zu den Nachkriegskarrieren der beteiligten Wissenschaftler und der Weitergabe falscher Informationen in der heutigen rechten Szene. Zahlreiche Abbildungen, darunter viele Zeitdokumente, illustrieren dieses lange Zeit totgeschwiegene Thema.“

Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:

  • Germanien – Funde und Erfindung.
  • Germanien – Auf der Suche nach Belegen.
  • Germanien – Propagierung einer Idee.
  • Germanien – Eroberung von Europa und der Welt.
  • Germanien – Der Mythos lebt weiter.

Eine Leseprobe:

Germanien – Auf der Suche nach Belegen

„Archäologen wie Laienforscher suchen seit dem Ende des Ersten Weltkrieges verstärkt nach Belegen für eine vermeintliche Kulturhöhe der Germanen. Die Nationalsozialisten greifen diese Suche zur Stützung ihres eigenen Weltbildes auf. Mit ihrer Machtübernahme 1933 verbessern sie die Finanzen und das Ansehen der Archäologie. Die Universitäten richten neue Lehrstühle ein, die Bodendenkmalpflege wird ausgebaut. Selbst in der NSDAP entstehen entsprechende Forschungseinrichtungen. Die fachlich besten Archäologen der damaligen Zeit führen reichsweit Ausgrabungen mit modernsten Methoden durch. Als überzeugte Nationalsozialisten versuchen sie, die Ursprünge und Kulturhöhe der Germanen bis in die Steinzeit zurückzuverfolgen. So wollen sie eine kontinuierliche Ahnenfolge über die Jahrtausende belegen.“

Nationalsozialisten und Archäologie
Uta Halle

„Es entspricht dem allgemeinen Bild, dass Wissenschaftler und Forscher in Diktaturen nicht frei in ihrer Arbeit und ihren Zielen sein können, sondern unter dem Druck der Machthaber ihre Forschungsergebnisse anpassen oder gar verfälschen müssen. Durch diese Vorstellung entsteht der Eindruck von missbrauchten Wissenschaftlern. In Deutschland setzte sich bald nach dem Ende der NS-Diktatur eine fatale Umdeutung durch, nämlich die Unterscheidung zwischen „NaziVerbrechern“ und „missbrauchten Deutschen“.1
Diese Trennung führte dazu, dass die Deutschen „sich nun auch als Opfer Hitlers“ fühlen konnten, und diese veränderte Gefühlslage nahmen besonders die Archäologen für sich in Anspruch.2
So entwickelten sie nach 1945 die Legende von einer erzwungenen germanischen Forschung im Nationalsozialismus, eine Rechtfertigung, die bis in die 1990er-Jahre hervorragend funktionierte. Seitdem hat eine jüngere Forschungsgeneration diese apologetische Legende entlarvt und aufgezeigt, wie sehr die Archäologen zum Funktionieren des NS-Staates beigetragen haben: Sie gaben den Politikern Ausgrabungen und Forschungsideen zu Germanien bzw. ab 1938 für Großgermanien vor. Dazu benötigten die Fachwissenschaftler die Unterstützung und Finanzierung durch Partei und Staat. Deshalb ist es unabdingbar, einen Blick auf die Haltung der wichtigsten Politiker der NSDAP zur Vorgeschichtsforschung und zu den Germanen zu werfen.

Im „ABC der Volkstumskunde“ aus dem Jahr 1936 heißt es: „Von den Ergebnissen der neubelebten Bodenforschung erwarten wir insbesondere einen tieferen Einblick in die Entstehung unseres Volkes aus glaubensnahen und artverwandten rassischen Elementen unter vorbildlicher Führung der nordischen Herrenschicht.“ Dieses Zitat eines „Vordenkers völkisch inspirierter Großdeutschlandideologie“3, des Volkstumssoziologen Max Hildebert Boehm (1891– 1968), verdeutlicht, dass die Forschung zur Vorgeschichte der Germanen im Mittelpunkt des nationalsozialistischen Interesses stand. Sie war Teil der Kulturpolitik, die schon seit 1871 in der föderalen Reichsstruktur Ländersache war und dies auch im Nationalsozialismus blieb. Vorgeschichtsforschung vollzog sich daher länderspezifisch und in starker Abhängigkeit von regionalen politischen und wirtschaftlichen Konstellationen.
Die Germanenforschung bewegte sich im Spannungsfeld zwischen zwei politischen Parteiorganisationen – dem „Amt Rosenberg“ und dem „SS-Ahnenerbe“ – einerseits sowie den traditionellen Forschungsträgern in den Museen, Universitäten und den entstehenden Landesämtern für Archäologie andererseits. Wissenschaftliche Arbeiten in der Ur- und Frühgeschichtsforschung unterlagen auf Grund ihres hohen ideologischen Stellenwertes der Gefahr der Inanspruchnahme und des Missbrauchs durch die Politik, und das Fach gilt zu Recht neben Volkskunde, Rassenkunde und Anthropologie als Schlüsselfach oder „weltanschauliche Grundwissenschaft“ der NS-Zeit4. …“

Beurteilung des Buches / eigene Meinung:

..

Fazit:

Pressestimmen:

  • …: „…“

Verlag: Theiss Verlag GmbH, 1. Auflage (5. März 2013).
Seitenanzahl: 192 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-806-22673-3.
ISBN-13: 9-783806-22673-7.
Preis: EUR 29,95.

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