Kommunikation für die digitale Ära

Wie wir heute miteinander reden – und was dabei immer noch wichtig ist

Autor: Sebastian Pflügler

Klappentext:

„New Work, Home-Office und Digitalisierung haben die Art, wie wir zusammenarbeiten, stark verändert. Teams arbeiten immer verstreuter, globaler und seltener an einem Ort miteinander – die Kommunikation findet daher zunehmend digital statt. Damit der Austausch, die Produktivität und nicht zuletzt das Zwischenmenschliche jedoch nicht leiden, bedarf es einer neuen Art von Kommunikation.

Sebastian Pflügler erläutert, wie man digital effizient kommuniziert, aber auch, dass manches schwierige Gespräch weiterhin besser von Angesicht zu Angesicht stattfinden sollte. Und er zeigt, dass auch digitale Kommunikation empathisch bleiben muss.“

Presseinformation des Verlags:

Kommunikation für die digitale Ära

„Wir alle haben gerade während der Corona-Pandemie noch deutlicher gespürt, wie unser Alltag durch technische Entwicklungen und die Digitalisierung profitiert: Arbeit im Home Office, Besprechungen per Videokonferenz, Einkäufe per Mausklick, Bankgeschäfte via Online-Banking und virtuelle Treffen mit Freunden oder Familie ohne die eigene Wohnung zu verlassen. Doch trotz all der vermeintlichen Vorzüge, hat auch diese Medaille zwei Seiten: formal kommunizieren wir heute zwar mehr, schneller und auf verschiedensten Kanälen, inhaltlich aber häufig unreflektierter, distanzierter, schärfer und mit einem größeren Potenzial an Missverständnissen.

Damit der Austausch, die Produktivität und vor allem das Zwischenmenschliche nicht leiden, bedarf es einer neuen Art von Kommunikation, sagt Kommunikations-wissenschaftler und Wirtschaftspsychologe Sebastian Pflügler. Wie diese aussehen soll, schildert er in seinem Buch »Kommunikation für die digitale Ära« (Erscheinungstermin 14.07.2020). Darin erläutert er u.a.

  • wie man digital effizient kommuniziert,
  • warum manches schwierige Gespräch weiterhin besser von Angesicht zu Angesicht stattfinden sollte,
  • wie auch digitale Kommunikation empathisch bleiben kann
  • und wieso es wichtig ist, die Gefahren der digitalen Kommunikation zu erkennen.

Zum Autor: Sebastian Pflügler ist seit mehr als neun Jahren als Berater, Coach und Speaker für New Work Soft Skills tätig. Er begründete das innovative und praxiserprobte Kommunikationskonzept New Era Communication, für das er unter anderem einen Lehrauftrag an der LMU München besitzt.

Weitere Infos zum Buch und zum Autor sowie eine Leseprobe finden Sie hier.

Eine Leseprobe:

»Die Technik, welche weder gut noch böse ist, ist ohne Bezug zur Moral. Die Moral steckt nicht in dem Hammer, sondern in dem Menschen, der ihn führt.«
(Peter Bamm)

VORWORT

„Die technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte war rasant. Man denke nur mal daran, dass man sich vor 15 Jahren mit einem lauten Piep-Geräusch in das Internet einwählen musste. Heute hat jeder das World Wide Web in seiner Hosentasche und dank Datenflatrates auch meist unbegrenzt zur Verfügung. Diese technische Entwicklung wird in den nächsten Jahren nochmal immens an Fahrt aufnehmen durch Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz, Virtual Reality oder durch Quantencomputer. Das sind gute Nachrichten, da sich hieraus Innovationen ergeben werden, die beispielsweise im Bereich der Medizin, beim nachhaltigen Wirtschaften oder in der Cybersicherheit den Fortschritt beflügeln. Und auch in unserem täglichen Leben und Miteinander profitieren wir durch die technischen Entwicklungen und die damit einhergehende Digitalisierung.2 Wir können mit Freunden und der Familie vernetzt sein und uns täglich austauschen, auch wenn wir Tausende Kilometer voneinander entfernt wohnen oder eine Pandemie die Welt heimsucht. Wir können tolle Momente mit unseren Kameras festhalten, Bankgeschäfte online erledigen, auch sonntags shoppen, Musik hören, uns informieren, orientieren und navigieren. Wir können im Rahmen der Sharing Economy Ressourcen mit Menschen teilen, die wir vorher noch nicht kannten und dank Homeoffice und virtuellen Teams Familie und Karriere besser miteinander vereinen.

Doch neben all den positiven Entwicklungen gibt es auch negative. Und damit meine ich nicht »Whatsappitis«, eine Sehnenscheidenentzündung des zu viel tippenden und wischenden Daumens. Ich meine die negativen Entwicklungen in Bezug auf das zwischenmenschliche Miteinander. Die Technologien haben die Interaktion und auch die Kommunikation zwischen Menschen verändert, sowohl in der Form als auch im Inhalt. Wir kommunizieren formal heute mehr, schneller und auf den verschiedensten Kanälen, inhaltlich aber häufig unreflektierter, distanzierter, schärfer und mit einem größeren Potenzial an Missverständnissen. Dies ist bedingt durch die enorme Beschleunigung, die gestiegene Anzahl an zu verarbeitenden Daten und Botschaften sowie die zwischenmenschliche Distanz, die durch Medien entstehen kann, oder wie es der Medientheoretiker Marshall McLuhan schön ausgedrückt hat: »Wir formen unser Werkzeug und danach formt unser Werkzeug uns.«

Die Digitalisierung und die neuen Technologien bieten, wie jede technische Entwicklung, Chancen und Möglichkeiten sowie Gefahren und Risiken. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die entstandenen Gefahren wahrzunehmen, um die Chancen weiterhin und noch besser nutzen zu können. Es ist ähnlich wie bei einer Beziehung. In der anfänglichen Phase der Verliebtheit ist alles super. Sie erkennen nur die Vorteile Ihres Partners, über kleine Unstimmigkeiten wird hinweggesehen, und Sie fragen sich, wie Sie jemals ohne Ihren Partner leben konnten. Nach der Honeymoon-Phase setzen die ersten Verschleißspuren ein und Sie erkennen, dass doch nicht alles Gold ist, was glänzt. Ich glaube, an einem ähnlichen Punkt sind wir beim Thema Digitalisierung und dem damit einhergehenden zwischenmenschlichen Wandel angekommen. Wir erkennen zunehmend, dass digitale Technologien das Zwischenmenschliche und auch uns selbst belasten, bei allen Vorteilen, die sie auch mit sich bringen. Und wir merken, dass sich die Kommunikation doch irgendwie verändert hat durch diese Technologien und wir auch mit diesen neuen Gadgets anders kommunizieren müssen. Um im obigen Szenario zu bleiben, sollten wir unsere »Beziehung zur Digitalisierung« einer ersten Paarberatung unterziehen, erkennen, wo es Nachbesserungsbedarf gibt und was jeder Einzelne tun kann, um noch mehr Freude an dieser Beziehung beziehungsweise am Kommunizieren im digitalen Zeitalter zu entwickeln. Zeiten des Wandels und der Transformation sind immer Zeiten der Rückbesinnung auf das Wesentliche. Im digitalen Wandel ist es nun Zeit für die Rückbesinnung auf das Menschliche.

»Wie genau verändert sich das Miteinander und worauf kommt es heute in der Kommunikation an?« Mit dieser Frage tun sich auch viele meiner Kunden und Workshop-Teilnehmer schwer und darauf soll dieses Buch Antworten geben. Lassen Sie uns also neben all dem Licht, das Technologien täglich in unser Leben bringen, auch die Schattenseiten beleuchten, die dadurch im Zwischenmenschlichen entstanden sind. Denn durch diese negativen Entwicklungen lassen sich wesentlich größere Implikationen für die zwischenmenschliche Kommunikation ableiten als durch die positiven. Und um Kommunikation geht es in diesem Buch. Das erste Kapitel wird die Frage beleuchten, wie die neuen Technologien die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander kommunizieren und interagieren, verändern. Erst wenn wir verstehen, wie sich das gesellschaftliche und individuelle Miteinander und damit zusammenhängend die Kommunikation verändert haben, können wir entsprechend handeln. Doch manches hat sich auch nicht verändert. Darum geht es im zweiten Kapitel. Worauf können wir in unserer Kommunikation aufbauen und was können wir guten Gewissens beibehalten? Durch die ersten beiden Kapitel bekommen wir einen Einblick in die Kommunikation und das Miteinander unserer Zeit, um dann im dritten Kapitel die Fragen zu beleuchten: Wie kommunizieren wir in der heutigen Welt mit all den Technologien gewinnbringend? Welche Gesprächskompetenzen braucht es in der heutigen Zeit? Und sprechen wir bald alle nur noch auf digitalem Wege miteinander, oder wird es auch noch einen Platz und vor allem einen Mehrwert für das analoge Gespräch geben? Was werden wir in diesen Face-to-Face-Settings dann noch besprechen und wie führt man diese analogen und digitalen Gespräche schließlich optimal? Wir gehen also von der Diagnose zur Intervention, um schließlich im letzten Kapitel aufzuzeigen, wie sich die Zukunft der Kommunikation entwickeln und was letztendlich ihr menschliches Ziel sein wird.

Dieses Buch ist nicht gegen Technologie gerichtet, sondern spricht sich für Kommunikation aus. Es beinhaltet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, weil man alle Zeitdimensionen mit bedenken muss, um zwischenmenschliche Veränderungen zu verstehen. Alles hängt mit allem zusammen. Und so muss auch ein Buch, das den Entwicklungen unserer Zeit gerecht werden will, nicht nur Entwicklungen aus allen Zeitdimensionen, sondern auch Veränderungen in den Bereichen Medien, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufgreifen, um zu verstehen, wie dadurch das Miteinander und letztlich die Kommunikation geprägt wird. Dieses Buch ist wissenschaftlich und alltagsnah, analog und digital, technologie- und menschenorientiert, es verbindet Theorie und Praxis, ist einfach und komplex, flexibel und agil sowie solide und greifbar. Falls Ihnen diese Gegensätze unvereinbar erscheinen: Willkommen in der heutigen Kommunikations- und Lebenswelt, die so unglaublich facettenreich und durch »Gleichzeitigkeit« geprägt ist, dass uns manchmal ganz schwindelig werden kann. Es ist das Zeitalter der Wechselbeziehungen und Prozesse, nicht der starren Ergebnisse. Und diese Wechselbeziehungen im kommunikativen Miteinander werden in diesem Buch beleuchtet. Es ist dabei sowohl Navigationshilfe durch die einzelnen digitalen Veränderungen als auch ein konkreter Ratgeber, der Ihnen helfen soll, Kommunikation in diesen digitalen Zeiten erfolgreich zu gestalten.

Schließlich soll Sie dieses Buch zum Nachdenken anregen und einen bewussten Umgang mit Technologie und der Digitalisierung in der Kommunikation fördern. Denn wo Bewusstheit ist, können wieder bewusste und damit stimmige Entscheidungen getroffen werden. Und gerade in der digitalen Kommunikation, in der eine schnell getippte Äußerung für alle dauerhaft sichtbar bleiben kann, ist es wichtiger denn je, die eigene Kommunikation bewusst zu steuern. Auch in einer durchdigitalisierten Welt bleiben der Mensch und seine Kommunikation essenziell, oder um es mit meinem Lebensmotto auszudrücken: Das Passwort zum Erfolg im Leben heißt Kommunikation.

Genießen Sie das Buch!“

I.
MITEINANDER REDEN UND
LEBEN IM DIGITALEN ZEITALTER
– WAS HAT SICH VERÄNDERT?

„Die große Liebe über Tinder gefunden, das zehnjährige Abitreffen über WhatsApp organisiert und immer noch up to date sein über das Leben der Freunde aus dem Auslandssemester via Instagram-Stories.

Die Möglichkeit mit vielen Menschen gleichzeitig verbunden zu sein ist heute so groß wie noch nie. »Bringing people closer together«: Das hat Facebook versprochen und zumindest in quantitativer Hinsicht gehalten.

MEHR VERBINDUNG, WENIGER VERBUNDENHEIT

Wir kommunizieren heute mehr denn je, über die verschiedensten Kanäle zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Gemäß einer ARD- und ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr 2019 tun die meisten Deutschen das über WhatsApp, gefolgt von Facebook und Instagram, das den größten Zuwachs verzeichnen kann.4 Die Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, haben sich vervielfacht, und wir nutzen das auch rege, was gut ist. Nun geht es bei Kommunikation aber nie um die Quantität, sondern immer um die Qualität. Es geht nie darum, wie viel Sie sagen oder mit wie vielen Personen Sie kommunizieren, sondern darum, ob das Gesagte einen Effekt auslöst, welchen Wert das Gesagte für den Gegenüber hat und ob es uns näher zusammenbringt. Gerade bei Letzterem habe ich Zweifel, denn wir sind zwar ständig miteinander verbunden, aber so ein richtiges Gefühl der Verbundenheit stellt sich selten ein.

Im Jahr 2019 stellte das Digitalfestival »South by Southwest« (SXSW), eines der größten und wichtigsten jährlichen Treffen zum Thema Digitalisierung, das Thema Digitale Isolation ins Zentrum. In über tausend Vorträgen und Diskussionsrunden beleuchtete man die Frage, wie es sein könne, dass trotz sozialer Netzwerke die Menschen einsamer sind als jemals zuvor. Einsamkeit nimmt in allen Altersgruppen zu und ist inzwischen so weit verbreitet, dass sich sogar die Bundespolitik dieses Themas annimmt. »Angesichts einer zunehmend individualisierten, mobilen und digitalen Gesellschaft werden wir Strategien und Konzepte entwickeln, die Einsamkeit in allen Altersgruppen vorbeugen und Vereinsamung bekämpfen«, heißt es im Koalitionsvertrag.5 Theresa May, die ehemalige britische Premierministerin, ernannte im Jahr 2018 sogar einen Minister gegen Einsamkeit, als Studien herausfanden, dass rund 200.000 ältere Menschen in Großbritannien innerhalb eines Monats maximal mit einem Bekannten gesprochen hatten.6 Gerade für die Gruppe der Senioren bieten digitale Dienste unglaubliche Chancen, wenn sie zum Beispiel mit ihren Enkeln skypen können. Als ich selbst in Finnland mein Auslandssemester verbrachte, war das eine tolle Art, um mit meinen Großeltern in Kontakt zu bleiben.

Die Senioren sind beim Thema Einsamkeit in absoluten Zahlen zwar ein großes Problem, aber nicht das größte, wenn man sich den Trend ansieht. Denn die am stärksten wachsende Gruppe einsamer Menschen findet sich in den Generationen Y und Z7, also bei jenen, die seit den 1980er-Jahren geboren wurden. Dies hat mehrere Gründe, wie beispielsweise die zunehmende Individualisierung oder steigende Mobilität unter jungen Erwachsenen. Aber eben auch die Nutzung von Social-Media-Kanälen trägt zu diesem Trend bei, wie Wissenschaftler der Universität Pennsylvania in einem Experiment nachweisen konnten.8 So zeigte sich, dass die Studienteilnehmer sich weniger einsam fühlten, je weniger Zeit sie auf Facebook, Instagram oder Snapchat verbracht hatten. Das rührte schlicht und ergreifend auch daher, dass ihnen so mehr Zeit zur Verfügung stand, um sich mit nahestehenden Personen im wahren Leben zu treffen. Dieses Phänomen ist in der kommunikationspsychologischen Literatur auch als Verdrängungshypothese bekannt. Sie besagt, dass durch Onlinekommunikation vor allem die Verbindung zu sogenannten »weak ties«, also schwache menschliche Verbindungen gestärkt werden.9 Die User erfahren viel über entfernte Bekannte durch ihren Newsfeed, was allerdings auf Kosten der »strong ties«, der tiefen Verbindungen mit ihrem engsten Kreis geht. Das Smartphone mag sie Personen näherbringen, die weit weg oder nicht so nahestehend sind, es entfernt sie aber auch von jenen, die neben ihnen leben oder ihnen am Herzen liegen. Durch all das Scrollen durch die Social-Media-Kanäle fehlt letztlich die Zeit zum realen Social Meeting.

Wenn wir das Smartphone nutzen, erleben wir Wirklichkeit sehr intensiv, aber eben nur die Medienwirklichkeit. Wir gehen bei Rot über die Straße, rempeln Menschen an und blenden die Gespräche der Kollegen um uns herum aus. Wir setzen uns weniger mit anderen Menschen in Beziehung als vielmehr mit unserem Smartphone. Der mobile Begleiter als Imprägnierspray gegen menschliche Beziehungen. Dabei sind diese Beziehungen zwischen Menschen doch genau das, was Menschsein ausmacht. »Leben heißt angeredet werden« und »Der Mensch wird am Du zum Ich«, sagte schon der Philosoph Martin Buber.10 Was er damit meint? Sich mit anderen Menschen in Beziehung zu setzen bringt Lebendigkeit in unser Leben und hilft uns auch, uns selbst besser zu verstehen und zu erkennen, wer wir sind oder sein wollen.

Doch wieso fördert Social Media keine tief greifenden Verbindungen zwischen Menschen? Das hat mehrere Gründe. Erstens kommunizieren wir Menschen meist sehr oberflächlich in sozialen Netzwerken. Dabei haben viele Dialoge und Chats in sozialen Netzwerken ein Narrativ à la: »Ich bin da und denke an dich, bist du auch noch da und denkst an mich?«11 Und das ist übrigens nicht nur in sozialen Netzwerken der Fall. Ich war Teil eines Forschungsprojektes, in dem wir den Austausch über das damalige Freihandelsabkommen TTIP in Kommentarbereichen von Onlinezeitungen untersuchten. Zu unserem Entsetzen fand kaum etwas wie ein Dialog statt. Im besten Fall bezogen sich die Diskussionsteilnehmer sehr oberflächlich aufeinander mittels kurzer Bewertungen wie »Super« oder »Unfug«. Weitaus häufiger fand gar kein Bezug aufeinander statt, die Leute führten also jeweils Monologe oder sie beschimpften sich auf unterstem Niveau. Auch auf solchen Seiten ist also ein Dialog eher die Ausnahme, und wenn doch einer zustande kommt, dann handelt es sich meist um einen sehr oberflächlichen Austausch.

Zweitens eignet sich Onlinekommunikation schlicht nicht für tiefgründige Gespräche. Wir führen selten bis nie schwierige, komplexe und heikle Gespräche per Social Media oder E-Mail. Auch weil viele von uns schon die Erfahrung gemacht haben, dass das meist nicht gut endet, weil extrem wichtige Bestandteile der Kommunikation fehlen. Es fehlen Gestik und Mimik, das Augenzwinkern, das uns Ironie verdeutlicht, der Blickkontakt, der warme Herzlichkeit transportiert oder die Stimme, die uns zeigt, dass jemand etwas wirklich ernst meint. Und egal wie viele zwinkernde Smileys oder lustige GIFs eine Nachricht enthält, sie bietet einfach mehr Quellen für Missverständnisse und Fehlinterpretationen als das Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Je mehr Informationsquellen uns zur Interpretation des Gesagten fehlen, desto mehr Missverständnisse entstehen.

Drittens leidet auch das analoge Miteinander darunter, wenn Technologien sichtbar sind. So konnten Wissenschaftler anhand einer Untersuchung zeigen, dass die bloße Anwesenheit eines Smartphones zu geringerer kognitiver Leistung der Teilnehmer führte, selbst wenn diese das Mobiltelefon nicht mal nutzten. Getestet wurde dies, indem zwei Gruppen dieselben Denkaufgaben lösen sollten. Die eine Gruppe hatte ein stummgeschaltetes Smartphone auf dem Tisch, die andere nicht. Die Gruppe, die das Smartphone sah, löste die Aufgaben signifikant schlechter als jene ohne digitale Ablenkung. Die Forscher folgerten, dass die bloße Anwesenheit eines Smartphones unsere Aufmerksamkeit fordere, die dann nicht mehr für unseren Gesprächspartner oder eben Denkaufgaben zur Verfügung stünde.13 Für dieses Phänomen gibt es mittlerweile den Begriff des »Phubbing«. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Verb to snub, jemanden vor den Kopf stoßen, und dem »Ph für Phone zusammen. Also jemanden vor den Kopf stoßen, indem man sich tatsächlich oder kognitiv mit dem Smartphone statt mit dem Gesprächspartner beschäftigt. Da Phubbing noch ein recht neues Phänomen ist, gibt es noch nicht allzu viele Studien dazu. Wie Wissenschaftler aus China jedoch zeigen konnten, leidet die Zufriedenheit beider Partner in einer Ehe unter Phubbing, und der sich zurückgewiesen fühlende Partner kann sogar Depressionen entwickeln, wenn er das Gefühl hat, immer die zweite Geige zu spielen.14 Das Smartphone verschlechtert also die Qualität des zwischenmenschlichen Miteinanders ganz erheblich. … Wenn Smartphones zugegen sind und die Aufmerksamkeit unseres Gesprächspartners auch immer ein wenig dort ist, dann merken wir das und das Gespräch bleibt oberflächlich und behandelt lediglich solche Themen, die eben auch Unterbrechungen vertragen. Oder würden Sie jemanden Ihr Herz ausschütten, der gedanklich gerade woanders ist? Tiefe geht verloren, wenn wir immer halb dabei und halb abwesend sind. Das fanden auch Wissenschaftler der Virginia State University heraus, die die Gesprächsqualität zwischen Probanden beobachteten.16 Es zeigte sich, dass, sobald ein Handy auf dem Tisch lag, das Gespräch als oberflächlicher und weniger empathisch beschrieben wurde. Fremde, die sich das erste Mal trafen, führten ohne Handy bessere Gespräche als langjährige Freunde mit Smartphone auf dem Tisch! Die Wissenschaftler nannten das den »iPhone-Effekt«. …“

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 08/2020: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:


„Kommunikation ist ein angemessenes Mittel,
um Missverständnisse auszuräumen.“

Franz Schmidberger (*1942),
deutscher Publizist.

Buchcover:

Kommunikation für die digitale Ära - Wie wir heute miteinander reden – und was dabei immer noch wichtig ist - von Sebastian Pflügler ist erschienen im Redline Verlag

Kommunikation für die digitale Ära – Wie wir heute miteinander reden – und was dabei immer noch wichtig ist – von Sebastian Pflügler ist erschienen im Redline Verlag


Verlag: Redline Verlag (14. Juli 2020).
Seitenanzahl: 224 Seiten.
Bindung: Taschenbuch Ausgabe.
ISBN-10: 3-868-81795-6.
ISBN-13: 978-386-881795-9.
Preis: EUR 19,99.

Dieser Beitrag wurde unter Sachbücher abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.

Weitere interessante Fachartikel

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Noch keine Bewertungen)
Loading...