Der Sommer, als ich beinahe vom Blitz getroffen wurde

Wunderschönes Jugendbuch – voller Phantasien und Abenteuern

Autor: Danette Haworth
Übersetzer: Brigitte Jakobeit
Illustrator: . /.

Klappentext: „»Ich hatte nicht etwa Angst, als Eddie B. mich aufforderte, auf der Hängebrücke über den Elijah Hatchett River zu laufen. Dort, wo wir einen Alligator gesehen hatten und ein anderes Kind von einer Korallenschlange gebissen worden war. Mir war in diesem Moment einfach nicht danach.« Überhaupt hat Violet vor kaum etwas Angst. Im Gegenteil, trotz der Krokodile streift sie die meiste Zeit durch die Wiesen am Fluss, am liebsten mit Eddie B., der genauso schnell Eidechsen fangen kann wie sie. Oder sie ist bei ihrer besten Freundin Lottie. Wenn es nach ihr ginge, könnte alles so bleiben, wie es ist. Doch dann zieht ein neues Mädchen in die Stadt und mit einem Mal ist alles ganz anders. Lottie versteht sich auf Anhieb mit dieser Melissa, während Violet nicht verstehen kann, warum sie sich plötzlich für Lippenstifte und BHs und so ein Zeug interessieren soll. Dass es da zwischen den Freundinnen gehörig kracht ist kein Wunder. Und das in einem Sommer, in dem es schon genug echte Blitze gibt.“

Hauptpersonen:

  1. Violet: Violet lebt in einem Dorf in Florida in dem sich die Leute untereinander kennen und alles sehr gemächlich und ländlich zugeht.
  2. Lottie: Ihre beste Freundin Lottie lebt gleich nebenan und die beiden verbringen fast ihre ganze Freizeit miteinander.
  3. Melissa: Als eines Tages ein neues Mädchen – Melissa – mit ihrer Familie in das Dorf zieht, ahnt Violet schon irgendwie, dass sich etwas ändern wird. Während sich Lottie immer besser mit Melissa anfreundet, kann Violet so gar nichts mit dem Mädchen aus der Stadt anfangen, welches auf Stars steht und Make-up toll findet. Als Lottie immer öfter mit Melissa zusammenhängt brodelt in Violet die Eifersucht.
  4. Eddie B.: Neben Lottie ist da auch noch Eddie B., Violets Sandkastenfreund mit dem sie gern in den Wäldern umherstreift, am Fluss den Alligator beobachtet oder sich in der Baumhöhle versteckt.

Ort: In einem Dorf irgendwo in Florida, USA.
Zeit: 21. Jahrhundert.

Eine Leseprobe:

„Ich sitze immer noch auf der Verandaschaukel, als ein Gewitter aufzieht. Der Himmel ist dunkel und launisch – genau wie meine Stimmung. Die Luft prickelt. Aber es regnet nicht, noch nicht. Der erste Blitz zerreißt den Himmel, und ich kann kaum »eintausendeins« sagen, da grollt schon der Donner. Wenn man wissen will, wie nah ein Gewitter ist, zählt man nach dem Blitz »eintausendeins, eintausendzwei« und so weiter, bis man den Donner hört. Jeder gezählte »Tausender« steht für eine Meile1). Und der Blitz eben war nur eine Meile entfernt. Ich laufe ins Haus und stelle den Ofen aus, in dem Momma gerade der Auflauf für heute Abend aufwärmt. Man darf keine elektrischen Geräte eingeschaltet lassen, wenn ein Gewitter in der Nähe ist – das Haus könnte explodieren.

Ich gehe wieder auf die Veranda und setze mich hin. Am Himmel blitzt und donnert es. Momma hat früher immer gesagt, der Donner käme von Engeln, die im Himmel Bowling spielen. Und man wisse immer genau, wann die ungeschickten Engel an der Reihe sind, denn manche Donnerschläge sind leise, aber bei den lauten hat der Engel, der gerade dran war, alle Kegel beim ersten Versuch umgeworfen. Natürlich ist das nur eine Geschichte, die kleinen Kindern bei einem Gewitter die Angst nehmen soll. Aber manchmal erinnere ich mich gern daran.

Plötzlich platzt der Regen los, hämmert auf die Bäume und das Haus ein. Ohne Vorwarnung prasselt er einfach so mit voller Wucht herunter. Es blitzt und donnert, aber ich sitze warm und trocken auf unserer Veranda.

Ich sitze da und betrachte das Schauspiel, als Eddie mit seinem Fahrrad durch den Regen kommt. Ich springe auf und schreie: »Was machst du da draußen? Komm rauf!«

Er lässt sein Rad fallen und stapft wie ein Sumpfungeheuer die Verandastufen hoch. Seine Turnschuhe machen nasse, quietschende Geräusche. Er ist bis auf die Knochen durchgeweicht.

»Ach, du meine Güte«, sage ich. »Was machst du denn bei solchem Regen draußen? Deine Mutter hat dir das bestimmt nicht beigebracht.«

»Oh, Mann«, erwidert er und schüttelt sein Haar aus. Das Wasser spritzt in sämtliche Richtungen.

Ich zucke zurück. »Hör auf damit! Ich hol dir ein Handtuch. Und setz dich bloß nicht hin, bis ich wiederkomme.«

Nachdem er sich trocken gerubbelt hat, setzen wir uns auf die Verandaschaukel. Seine Beine sind länger als meine, deshalb stößt er uns ab, während ich bequem auf meiner Seite sitze. Der Regen trommelt auf das Dach. Am Himmel zerbersten Blitze wie Feuerwerksraketen.

»Dem gebe ich eine Sieben«, sagt Eddie.

Ich nicke, auch wenn er nicht besonders hell oder laut war. »Vielleicht doch nur eine Sechs.«

Wir beobachten den Himmel und geben nach jedem Blitz unsere Punktzahl ab.

»Acht«, sagt er.

Eddie ist einfach zu großzügig. »Sieben«, widerspreche ich.

Im selben Moment rauscht die Luft nach oben, als wäre ein riesiger Staubsauger am Himmel. Ich schiele zu Eddie, dessen Augen so groß sind, wie meine sich anfühlen, und dann rast ein statisches Knistern über mich, das mir die Haare zu Berge stehen lässt. Mein Herz macht einen Satz, doch noch ehe ich den Mund öffnen kann, fährt ein leuchtender Blitz nieder und zittert über dem Wald auf der anderen Straßenseite, während es gleichzeitig Rrrums macht wie bei einem Erdbeben.

Mein Blut pulsiert wie ein reißender Fluss. Mein Herz rast. Ich höre nichts mehr, und als ich die Augen schließe, sehe ich immer noch den Lichtblitz, als hätte er sich auf der Innenseite meiner Lider eingebrannt. Eddie dreht sich zu mir, seine Augen lodern.

»Ich glaube, der ist irgendwo eingeschlagen«, sagt er.

Ich nicke. Meine Hände zittern. »Hast du es gespürt?«

Seine Augen leuchten in einem hellen Blau. »Ja, hab ich.«

»Ich auch.« Wir sehen uns verblüfft an.

Die Luft um uns herum ist elektrisch aufgeladen. Ich warte. Etwas Wichtiges wird geschehen, ich weiß es ganz genau. …“

____

1) 1 Meile = 1,609344 Kilometer.

Eigene Meinung / Fazit:

„Ein wunderbar herzerfrischendes Buch darüber, wie es ist, erwachsen zu werden und trotzdem man selbst zu bleiben.“

Beurteilung des Buches:

  1. fantasievoll.
  2. spannend.

Steht auf der Bücherliste 2012 vom JULIUS-CLUB.

Lesealter: ab 12 Jahre.
Verlag: Carlsen Verlag GmbH; Auflage: 1 (März 2011).
Seitenanzahl: 144 Seiten.
Bindung: gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-551-58233-5.
ISBN-13: 9-783551-582331.
Preis: EUR 11,90.

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