Die Diktatur der Moral

Wie »das Gute« unsere Gesellschaft blockiert.

Autor: Günter Ogger

Klappentext:

Wo die Moral ihre Macht zeigt, ist die Heuchelei nicht weit.

„Wer heute lügt, betrügt, sich daneben benimmt und erwischt wird, muss mit gesellschaftlicher Ächtung rechnen, auch wenn es sich um ein Mitglied der Eliten handelt. Das war nicht immer so. Das ist die neue Macht der Moral. Sind wir wirklich moralischer geworden? Ist diese Entwicklung ein Symptom für eine zunehmende Moralisierung der Gesellschaft? Auf jeden Fall ist das Spiel mit der Macht der Moral auch ein Geschäft.

Anhand einer Fülle von Beispielen zeigt Günter Ogger auf wo, sich die neue Moral überall entfaltet und welche Folgen das hat. Wer steht auf der Gewinner-, wer auf der Verliererseite? Welche neuen Spannungslinien entstehen dadurch in der Gesellschaft? Wie verändern sich die Machtverhältnisse?“

Der Heiligenschein der Heuchelei.

„Wer heute lügt, betrügt, sich daneben benimmt und erwischt wird, muss mit gesellschaftlicher Ächtung rechnen, auch wenn er/sie zur Elite gehört. Das war nicht immer so. Das ist die neue Macht der Moral.

Ist diese Entwicklung ein Symptom für eine zunehmende Moralisierung der Gesellschaft? Sind wir wirklich moralischer geworden oder kennzeichnen die Skandale um Korruption, Doping und Steuerhinterziehung die sozialen Spannungen in einer von Neid durchzogenen Wettbewerbsgesellschaft? Es lohnt sich darüber nachzudenken, meint Günter Ogger. Denn das Spiel mit der Macht der Moral ist auch ein Geschäft.“

Klappentext / Innenseite:

„Erfolge wurden früher gefeiert und bewundert. Heute werden sie hinterfragt. Niemand soll sich mehr einen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen dürfen. Moral geht vor Geld und Macht. Das ist neu in unserer Gesellschaft.

Doch was ist das für eine Moral, die im 21. Jahrhundert alles andere dominiert? Die Konzerne wie Daimler, Deutsche Bank oder Siemens zwingt, Milliarden für die Einhaltung ethischer Prinzipien auszugeben? Die unser aller Leben verändert: unsere Sprache, unser Verhalten, unsere Wertvorstellungen?

Wir erregen uns über Steuerbetrug, falsche Doktortitel, Korruption, Diskriminierung und nehmen gleichgültig hin, dass die Moralisierung unsere persönliche Freiheit einschränkt. Unterm Vorwand, Moral und Sicherheit zu garantieren, setzen die Staaten modernste Überwachungstechnik ein. Dient die Moral am Ende nur der Kontrolle der Bürger?“

Presseinformation des Verlags:

dtv-Autor Günter Ogger: Die Moral hat Hochkonjunktur +++ Warum? +++

„In diesen Tagen erscheint das neue Buch von Günter Ogger, »Die Diktatur der Moral«.

Günter Ogger wagt darin eine provokante These: Er ist der Meinung, die neue Hochkonjunktur der Moral ist kein Symptom für eine zunehmende Moralisierung unserer Gesellschaft. Im Gegenteil – die Moral ist zum Machtinstrument geworden und dient als Mittel zum Zweck, um unliebsame Gegner an den Pranger zu stellen oder Bürger zu kontrollieren. Die aktuellen Skandale um Doping, Steuerhinterziehung und Korruption sind demnach ein Kennzeichen für die sozialen Spannungen in unserer von Neid durchzogenen Wettbewerbsgesellschaft. Staaten setzen modernste Überwachungs-techniken ein, um angeblich Moral und Sicherheit zu garantieren.

Was glauben Sie? Ist die allgegenwärtige Moral berechnende Heuchelei oder Kennzeichen für eine neue Ethik in unserer Gesellschaft? Uns interessiert Ihre Meinung! Blogger sind herzlich eingeladen, das Thema in dem dtv-Blog zum Magazinbeitrag zu diskutieren und Stellung zu beziehen.“

Veranstaltung:

Buchpremiere „Die Diktatur der Moral“ mit Günter Ogger

Wie »das Gute« unsere Gesellschaft blockiert

  • Buchpremiere: Montag, 29. Juni 2015, 19:00 Uhr
  • Ort: PZ-Forum, Poststraße 12 / Ecke Luisenstraße, 75172 Pforzheim
  • Buchautor: Günter Ogger

Eine Leseprobe:

Prolog

Moral mit Behinderung

„Die Begegnung, die meinen Blick auf die Welt veränderte, fand im Parkhaus statt. Es war Freitagnachmittag, und ich hatte einen Notartermin in der Münchner Innenstadt. Mein Lieblingsparkhaus war ziemlich neu und ziemlich besetzt. Suchend kurvte ich von Etage zu Etage nach unten, dann wieder nach oben.

Frei waren nur die Behindertenplätze, und davon gab es jede Menge. Also stellte ich meinen Wagen auf einem Platz ab, über dem ein gelbes Schild hing: Reserviert für Behinderte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, obwohl ich kurz nach einer Rücken-OP auch nicht ganz frei von Behinderung war. Das rechte Bein schmerzte, aber ich hatte keinen Behindertenausweis.

Als ich mich davonmachen wollte, kam ein älteres Paar auf mich zu. Die Frau, Mitte 50, Typ Studienrätin, deutete mit dem Finger strafend auf das gelbe Schild über mir:

»Sie wissen schon, dass dies ein Platz für Behinderte ist?«
»Ja, ich kann lesen.«
»Und Sie stellen sich trotzdem hin?«
»Ja.«
»Damit nehmen Sie einem behinderten Menschen die Möglichkeit zur Mobilität.«
»Ich weiß. Aber in diesem Haus werden so viele Behindertenplätze frei gehalten, dass es auf einen wohl nicht ankommt.«
»Sie sollten sich schämen!« Sprach’s und ging mit ihrem Begleiter kopfschüttelnd von dannen.

Ich stand wie ein begossener Pudel da und dachte nach. Die Frau hatte recht – und ich hatte einen Termin. Plötzlich steht einem die Moral gegenüber, und sämtliche Argumente, die man im Hinblick auf das Gebot der Fairness vorbringen könnte, wirken so schal wie aufgewärmtes Bier. Erst vor kurzem war ein höchstrichterliches Urteil verkündet worden, das meine Parksünde straffrei stellte. In einem privaten Parkhaus muss zwar ein bestimmter Prozentsatz der Stellplätze für Behinderte frei gehalten werden, doch da hier die StVO nicht gilt, bleibt die Fehlbelegung ohne juristische Folgen. Ich hatte mich nicht strafbar gemacht, war aber dennoch im Unrecht. Das hätte ich der Frau sagen können, wenn es mir rechtzeitig eingefallen wäre.

Mein Verstoß gegen die Moral öffnete mir die Augen. Die Schmerzen im Bein zählten, weil ohne Bescheinigung, so wenig wie das Wissen um die Rechtslage. Wer die Moral auf seiner Seite hat, ist immer im Recht. Frau Studienrätin war unangreifbar. Früher hätte ich die Frau ohne ein Wort stehenlassen und mir höchstens gedacht: Was geht die das an, soll sie sich doch um ihren eigenen Kram kümmern. Als Wirtschaftsjournalist war ich daran gewöhnt, alles und jedes unter ökonomischen Aspekten zu sehen. Um Geld zu verdienen, stand man morgens auf und ging mit dem Gedanken, morgen noch mehr zu verdienen, am Abend ins Bett. Ums Geld drehte sich einfach alles, und wer vorgab, ihm ginge es um eine tolle Produktidee, um den Nutzen für den Kunden, um eine saubere Umwelt, um soziale Gerechtigkeit, ums Weltklima oder auch nur um bessere Nachbarschaft, den hielten viele für einen Lügner. Jeder wollte seinen Vorteil und sonst nichts. Schlagartig wurde mir in diesem Parkhaus bewusst, wie sehr sich die Welt verändert hat. Die Moral ist zurück, und sie sitzt in jedem von uns. Doch inzwischen sind mir einige Zweifel gekommen. Die Frau im Parkhaus zum Beispiel. War sie wirklich um die behinderten Menschen besorgt, die nun vergeblich nach einem Parkplatz Ausschau hielten? Oder wollte sie sich nur wichtigmachen? Vielleicht freute sie sich über die Gelegenheit, jemand anderen maßregeln zu können? …“

Kapitel I Kapitel I

Vom Egoismus zum Moralismus

Das Gute – dieser Satz steht fest –
ist stets das Böse, das man lässt.

Wilhelm Busch

Wenn uns ein Glaube eint, dann ist es dieser: Die Welt ist schlecht, und wir sind es auch. Wir: Das sind die Menschen in den Demokratien der westlichen Welt, die ihren Lebensweg selbst bestimmen und für sein Ge- oder Misslingen Verantwortung tragen. Wir gehen davon aus, dass man die Ellbogen ausfahren muss, wenn man sich im wirtschaftlichen und sozialen Wettbewerb behaupten will.

Unseren Mitmenschen begegnen wir mit Vorsicht, weil wir, bis zum Beweis des Gegenteils, in jedem einen potentiellen Feind, Rivalen, mindestens aber einen Störenfried vermuten. Konkurrenten machen wir, so gut es geht, platt, und mit den Arbeitskollegen verkehren wir nur so lange freundlich, wie sie uns nützlich sind. Dem direkten Vorgesetzten dienen wir uns beflissen an, auch wenn wir ihn für ein Arschloch halten. Wir wollen nach oben, und dafür ist uns jedes Mittel recht.

Effizienz bestimmt unser Leben, denn wir wähnen uns in einer Gesellschaft von Egoisten und pflegen, um nicht unterzugehen, den Egoisten in uns. Klamotten, Schuhe oder Einrichtungsgegenstände erstehen wir grundsätzlich im Ausverkauf, beim Auto handeln wir zweistellige Rabatte aus, und das Konto lassen wir kostenlos von der Direktbank führen. Wir sind ja nicht blöd.

Deshalb finden wir auch nichts dabei, in der Steuererklärung bei den Fahrten zum Arbeitsplatz ein paar Kilometer zu viel abzurechnen oder private Bewirtungen steuermindernd abzusetzen. Kontrolliert doch eh niemand. Dass wir die polnische Putzfrau wie die ukrainische Pflegerin für die Oma steuertechnisch unter den Tisch fallen lassen, versteht sich von selbst. Das bisschen Schwarzarbeit am Wochenende verdient ja ohnehin keine Erwähnung. Mitunter vergessen wir auch, die Einnahmen aus einem Nebenjob anzugeben, und im Kaufhaus kann es schon mal vorkommen, dass wir nicht wirklich jeden (!) der mitgenommenen Artikel auf den Kassentisch legen. …“

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 05/2015: „…“

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Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

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„Die Moral,
die gut genug war für unsere Väter,
ist nicht gut genug für unsere Kinder.“

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916),
österreichische Erzählerin, Novellistin und Aphoristikerin.

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Buchcover:

Die Diktatur der Moral - Wie »das Gute« unsere Gesellschaft blockiert - von Günter Ogger ist erschienen im Deutscher Taschenbuch Verlag

Die Diktatur der Moral - Wie »das Gute« unsere Gesellschaft blockiert - von Günter Ogger ist erschienen im Deutscher Taschenbuch Verlag

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Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Mai 2015).
Seitenanzahl: 400 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-423-28053-0.
ISBN-13: 9-783423-28053-2.
Preis: EUR 21,90.

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