Du machst Schule!

Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen.

Die längst fällige Wertediskussion in der Bildungsdebatte.

Autorin: Bettina L’habitant

Klappentext: „Das staatliche Bildungssystem ist am Ende: Allerorten liest man, die Elternhäuser seien überfordert, die Schulen nicht mehr zeitgemäß und die Schüler schlecht ausgebildet – und wenn es darum geht, welche Werte und Inhalte junge Menschen auf die Welt von morgen vorbereiten, verfällt die Gesellschaft in tiefe Resignation. Das hat fatale Folgen für die Heranwachsenden: Mit unbrauchbaren Konzepten im Kopf verlassen sie die Schulen und leiden unter ihrer Orientierungslosigkeit. Weder Schulzeit noch weiteren Lebensweg bringen sie mit ihrem eigenen aktiven Handeln in Verbindung.

In ihrem Buch zeigt die Lehrerin und Persönlichkeitstrainerin Bettina L’habitant Wege aus der Bildungskrise. Im Mittelpunkt steht dabei die Hilfe zur Selbsthilfe: Denn nur mutige Schüler haben Freude am Leben, kennen ihre Ressourcen und Stärken, versöhnen sich mit ihren vermeintlichen Schwächen, sehen optimistisch in die Zukunft und wissen: Ich kann es schaffen. Und genau das brauchen unser Schulsystem und unsere Gesellschaft: Heranwachsende, die an sich glauben, ihre Persönlichkeit akzeptieren und ihr Leben selbst in die Hand nehmen. …

»Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich fest daran glaube, dass die Schule sich ändern kann. Eine Atmosphäre geprägt von Selbstbestimmung, Wertschätzung, Achtsamkeit und Individualität ist die Umgebung, in der jeder Mensch gedeiht. Wir sind alle gefordert dazu beizutragen, dass diese Werte in die Schule einziehen. Holen wir die Schule aus ihrer Sackgasse und machen sie zu einem Lebensraum, den junge Menschen für ein starkes Wachstum brauchen, damit sie eines Tages das Wichtigste wissen: DIE ZUKUNFT BIN ICH!«

Bettina L’habitant hat die Institution Schule als Schülerin, Mutter dreier Kinder und vor allem als Lehrerin aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt. Deshalb ist sie überzeugt: Wir selbst sind gefragt! Eltern, Lehrer und Schüler: Wir selbst müssen Schule machen. Denn Bildung ist erst dann wertvoll, wenn der Mensch etwas damit anfangen kann. Und genau das muss Schule leisten: die Lust am Lernen wecken und vorantreiben!“

Vorwort:

„Schule ist ein Thema, das mir am Herzen liegt. Ich selbst habe diese Institution zuerst als Schülerin, später als Lehrerin und auch als Mutter dreier Kinder aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt. Und ich muss sagen: Unsere Schule ist lebensfremd und nutzlos. Früher wie heute lassen sich die Lehrer, die begeistert ihre Berufung leben, an einer Hand abzählen. Schulen, in denen die Lehrer mit ihren Schülern auf Augenhöhe kommunizieren, Schüler grandioses Sozialverhalten entwickeln, Wertschätzung und Achtsamkeit im menschlichen Miteinander geübt werden, sind winzige Lernoasen in einer Wüste.

Nach wie vor bestimmen an den allermeisten Schulen Langeweile und Bevormundung den Alltag. Eigenständiges Denken wird allen Beteiligten ausgetrieben. Schüler verschlafen kostbare Lebens- und Lernzeit. Wenn sie schließlich mit einem Abschlusszeugnis die Schule verlassen und vor dem Abenteuer Leben stehen, dann wissen sie vor allem eines nicht: Wer bin ich, was kann ich, was will ich.

Aber wieso tragen wir ein Schulsystem mit, das dem von Natur aus neugierigen und lernwilligen Menschen das Lernen abgewöhnt? Ein System, das Individualität und Selbstbestimmung unterdrückt? Wir können uns doch wahrlich nicht darüber beklagen, dass das Thema Bildung zu wenig beachtet wird: Eine Reform jagt die andere, Schule steht ständig im Mittelpunkt von Diskussionen – doch es verbessert sich rein gar nichts. Wäre nicht allmählich die Frage angebracht, ob das Umgestalten unseres Schulsystems endlich im Leben stattfinden muss anstatt an den Schreibtischen bürokratischer Entscheider?

Ich denke, genau das ist der Punkt: Wir selbst sind gefragt! Eltern, Lehrer und Schüler. Wir selbst müssen Schule machen.

Wir brauchen ein Schulsystem, in dem wir junge Menschen dazu befähigen, sich ihre Lebensziele selbst zu stecken und zu erreichen. Bildung ist erst dann wertvoll, wenn der Mensch etwas damit anfangen kann. Und genau das muss Schule leisten: Die Lust am Lernen aufrechterhalten und vorantreiben, denn jeder lernt gern! Ich sehe es als meine Berufung als Lehrerin, junge Menschen dabei zu begleiten, wie sie über sich selbst hinauswachsen und sich mutig auf ihren Lebensweg machen.

Damit uns das gelingt, müssen wir alle etwas beitragen. Ich hoffe, dieses Buch ist ein Teil davon.

Ihre Bettina L’habitant“

Eine Leseprobe:

„– Praxisbeispiel —
Montagmorgen, 8 Uhr. Der Tag beginnt mit zwei Stunden Religion. Die Lehrerin ist noch nicht da, die Schüler lärmen durch den Schulflur. Endlich hastet sie herbei. Während sie die Tür aufschließt, nuschelt sie eine Entschuldigung, dass ihr Auto nicht angesprungen sei. Man begrüßt sich, die Lehrerin geht die Anwesenheitsliste durch. Schon sind etwa zehn Minuten vergangen.

Der Unterricht könnte nun endlich beginnen. aber die Lehrerin redet aus einem Zufallsgespräch heraus erst einmal 15 Minuten lang über Käpt’n Blaubär. Anschließend redet sie weitere 20 Minuten über das »Nichts«, das die Schüler immer unter dem Tisch haben und tun (»Was machst du da unter dem Tisch?« – »Nichts.«).

Mehr als eine halbe Stunde der Unterrichtszeit ist inzwischen vorbei – und schon geht’s tatsächlich los! Die Lehrerin erklärt weitere 20 Minuten die Aufgabe des heutigen Unterrichts: Die Schüler sollen in Gruppen über ein bestimmtes Thema diskutieren.

Und die Schüler diskutieren. Über das vergangene Wochenende, über die Planung des Nachmittags oder des kommenden Wochenendes …

Nach zehn Minuten wird die Aufgabe in der Klasse besprochen. Die Schüler denken sich rasch Antworten dazu aus, da sie ja gar nicht über das Thema diskutiert haben. Die Lehrerin beantwortet die gestellte Aufgabe schließlich selbst in einem 15-minütigen Vortrag.

Es ist geschafft: Die erste Doppelstunde ist beendet.

Ergebnis der Stunde: Die Schüler sind jetzt schon ermüdet, diese 90 Minuten haben niemandem etwas gebracht.

Weiter geht’s mit 90 Minuten Mathematik. Als der Lehrer nach der Pause ins Klassenzimmer kommt, schreien, diskutieren und blödeln die Schüler herum. Der Lehrer stellt seine Sachen ab und wartet, bis die Klasse irgendwann von selbst leise wird. Gemeinsam mit den Schülern kontrolliert er nun die Hausaufgaben (zwei Mathematikaufgaben). (S. 9f) …

Kinder für den Weg ins Leben stark machen

Kürzlich fielen mir die 11 Regeln in die Hände, die an ein Buch des amerikanischen Autors Charles J. Sykes angelehnt sind. Ich habe sie sinngemäß übersetzt, weil sie unterstreichen, was ich den Schülern gern in der Schule mitteile und was hin und wieder unter den Eltern heftige Diskussionen auslöst: Die Welt ist ein Haifischbecken und die kleinen Goldfischchen darin müssen als Erste dran glauben. Mehr denn je sollte ins Erziehungsbewusstsein rücken, was schon Charles Darwin beobachtet hat: Es überleben nicht unbedingt die Stärksten oder die Klügsten. Sondern es setzen sich genau diejenigen durch, die ihre Ziele kennen, danach streben, diese Ziele zu erreichen, dafür flexibel auf Veränderungen reagieren und sich ihrer Umwelt immer wieder anpassen können! Kindheit hier und heute führt allerdings für viele Heranwachsende in die erlernte Abhängig- und Hilflosigkeit.

Die 11 Regeln, sinngemäß übersetzt

REGEL 1: Das Leben ist nicht fair. Finde dich damit ab!

REGEL 2: Die Welt interessiert sich nicht dafür, ob du dich gut fühlst. Im wahren Leben wird erwartet, dass du erst einmal etwas geleistet hast, DAMIT du dich gut fühlst.

REGEL 3: Wenn du nach Abschluss von Schule, Ausbildung oder Studium in die Arbeitswelt kommst, wirst du NICHT direkt 50.000 Euro im Jahr verdienen. Du wirst erst ein Vizepräsident mit einem eigenen Autotelefon sein, wenn du es dir verdient hast.

REGEL 4: Hart zu arbeiten und auch einfache Jobs zu erledigen, ist nicht unter deiner Würde. Deine Großeltern bezeichneten solche Jobs zu ihrer Zeit noch als „Chancen“.

REGEL 5: Wenn du Mist baust, ist das nicht die Schuld deiner Eltern – oder irgendwelcher anderer Leute. Heul nicht über deine Fehler, lerne aus ihnen!

REGEL 6: Bevor du geboren wurdest, waren deine Eltern noch nicht so langweilig, wie sie es jetzt sind. Sie wurden es im Laufe der Zeit, während sie deine Rechnungen bezahlten, deine Klamotten wuschen, dir zuhörten und dich darin bestärkten, wie cool du dich selbst findest. Bevor du dich also daran machst, den Regenwald vor den Parasiten deiner Elterngeneration zu retten, räum erst einmal dein eigenes Zimmer auf.

REGEL 7: Deine Schule mag die Begriffe „Verlierer“ und „Gewinner“ abgeschafft haben, aber das Leben hat es NICHT! In manchen Schulen gibt man den Schülern vielleicht immer wieder neue Gelegenheiten, ein und dieselbe Aufgabe zu lösen, bis es auch der Letzte kapiert hat. Das hat jedoch mit dem wirklichen Leben NICHT DAS GERINGSTE zu tun.

REGEL 8: Wenn du denkst, dass dein Lehrer streng ist, warte mal ab, bis du einen Chef bekommst.

REGEL 9: Das Leben ist nicht in Schuljahre eingeteilt. Du bekommst keine Sommerferien, und nur sehr wenige Arbeitgeber sind daran interessiert, dir bei deinem Selbstfindungsprozess zu helfen. Das ist ganz allein deine eigene Sache.

REGEL 10: Das Fernsehen ist NICHT das wirkliche Leben. Im wahren Leben müssen die Leute tatsächlich die Cafés verlassen und zur Arbeit gehen.

REGEL 11: Sei nett zu Strebern! Vielleicht arbeitest du eines Tages für einen.

Schüler müssen mehr denn je wieder lernen, dass sie ihr Leben aktiv gestalten können. Solange all die Mütter morgens ihre Kinder zur Schule fahren und ihre Schultaschen tragen, werden ihre Kinder von ihnen immer abhängiger und mit jedem Tag ängstlicher. Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass unsere Kinder Schritt für Schritt lernen, sich selbst zu behaupten und ihre eigenen Wege zu gehen. Und das lernen sie nur, wenn wir ihnen nicht jedes Hindernis aus dem Weg räumen.“ (S. 158f)

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 06/2014: „Ein Buch, das Eltern, Schüler und Lehrer gelesen haben müssen, denn es dient gleichsam als Leitfaden, um Heranwachsende für die Bühne des Lebens bestens vorzubereiten.“

Eigene Meinung / Fazit:

Mit viel Insiderwissen zeigt die Autorin dem Leser einen Weg aus dem momentan desolaten Bildungssystem hin zu einer Reformschule – zu einer Schule der Zukunft, in der auch handwerkliche Erziehung hoch im Kurs steht. Die Autorin appelliert an die Heranwachsenden: „Nehmt Euer Leben selbst in die Hand!“ …

Beurteilung des Buches:

Ein Buch, das die Probleme in unserem Bildungssystem offen anspricht, das aber auch mögliche Wege aus der Bildungskrise aufzeigt.

»Zur Erziehung eines Kindes braucht man ein ganzes Dorf.«

Afrikanisches Sprichwort

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Buchcover:

Du machst Schule! Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen - von Bettina L'habitant ist erschienen im Südwest Verlag

Du machst Schule! Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen - von Bettina L'habitant ist erschienen im Südwest Verlag

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Verlag: Südwest Verlag (27. August 2012).
Seitenanzahl: 256 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-517-08758-0.
ISBN-13: 9-783517-08758-0.
Preis: EUR 18,99.

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