Hieronymus von Prag

Hieronymus von Prag –
Der Philosoph im Schatten von Jan Hus

Mit einer Einführung von Eugen Drewermann

Autor: Dr. Winfried Humpert
Autor: Jürgen Hoeren

Klappentext:

„Können Menschen wissen, was religiös wahr ist? Jahrhundertelang stand Hieronymus von Prag im Schatten von Jan Hus. Hieronymus ist der Philosoph unter den Theologen, er wagte es, die Menschen dazu anzustiften, selber zu denken, und ihnen etwa das Mysterium der Trinität begreifbar zu machen. Mit seinen brillanten Analysen und seiner scharfsinnigen Kritik an der kirchlichen Praxis seiner Zeit machte sich Hieronymus mehr als unbeliebt, was ihm letztlich – wie seinem Weggefährten Hus vor ihm – 1416 die Verurteilung zum Tode und die Verbrennung als Ketzer auf dem Konstanzer Konzil einbrachte. Präzise wie sensibel zeichnet das reich bebilderte Buch die Lebens- und Wirkspuren des unbequemen Hieronymus nach, der als »Globetrotter« ganz Europa bereiste. Eindrücklich wird das Ungleichgewicht der Erinnerungskultur für Jan Hus und Hieronymus von Prag ergründet, bevor letztlich die Aktualität gerade auch von Hieronymus gewürdigt wird. Mit einer Einführung von Eugen Drewermann: »Wenn Menschen selber zu denken wagen …« …“

Presseinformation des Verlags:

Philosoph, Kirchenerneuerer und Vordenker im Schatten von Jan Hus – »Hieronymus von Prag« erscheint im Südverlag

Hieronymus von Prag war nicht nur der Mitstreiter des Kirchenerneuerers Jan Hus,
sondern ein radikaler und progressiver Vordenker seiner Zeit;
ein Buch würdigt nun die Leistung dieses großen Philosophen – jetzt im Südverlag.

„Das 14. und 15. Jahrhundert war eine Zeit der massiven Krise für Kirche und Religion. Eine Krise, die letzten Endes das Tor zur einem neuen Zeitalter aufstieß, in dem der Mensch sich von den Fesseln einer autoritären Glaubensauslegung befreit und zum Subjekt des eigenen Handelns und Denkens wird. Mit dem Buch »Hieronymus von Prag. Der Philosoph im Schatten von Jan Hus« rücken der Theologe Jürgen Hoeren und der Pädagoge Winfried Humpert eben jenen Mann in den Fokus, der parallel mit dem eher volksnahen Reformator und Prediger Hus aus Böhmen daran arbeitete, eine religiöse Erneuerungsbewegung für die Kirche ins Leben zu rufen. Das Buch, für das der bekannte Theologe und Publizist Eugen Drewermann eine einführende Analyse über die Bedeutung des Hieronymus von Prag verfasst hat, erscheint nun im Südverlag.

»Längst aber hat der Islam das Abendland von innen her geistig verändert«, erklärt Drewermann den geistigen Rahmen jener Krisenzeit. »Nicht nur dass er ihm die Mathematik, die Astronomie, die Chemie und die Medizin geschenkt hat, seine Gelehrten in Toledo übersetzen und kommentieren auch die Literatur der altgriechischen Philosophen; und vor allem seine Gotteslehre ist von bestechender Einfachheit und Rationalität. Die Wirklichkeit aus Begriffen erkennen – wie soll das gehen? Die Dinge sind wirklich, weil Gott sie gewollt hat; warum er sie so gewollt hat, wie sie sind, wird nie ein Mensch wissen. Man muss also nachschauen, wie sie sind.«

Hieronymus, der 1380 in Prag geboren wird, tut genau dies. Mit neuen Erkenntnissen will er die verkrustete Theologie vitalisieren, deren Widersprüche zu den korrupten Machenschaften des Papsttums jener Zeit gerade für die einfache Bevölkerung immer offensichtlicher werden. Der umtriebige Philosoph wird von den progressiven Schriften des englischen Kirchenreformers und Vordenkers John Wyclif inspiriert, dessen damals schon verbotene Arbeiten Hieronymus abschreibt. Die Kritik am Ablasshandel und an der traditionellen Abendmahllehre wächst.

Die Autoren Hoeren und Humpert beschreiben anschaulich, tiefgründig und spannend die Zeit, in die Hieronymus mit seinen radikalen Ideen hineinstößt, wie der Provokateur und Philosoph und Jan Hus sich gegenseitig nutzten, wie er sich auf seinen vielen Reisen mit den akademischen Eliten jener Zeit anlegte und wie er 1415 schließlich verhaftet und an das Konstanzer Konzil ausgeliefert wurde, auf dem sein Mitstreiter Hus schließlich als Ketzer verbrannt wurde. Das Buch verfolgt ebenso die immense Wirkung, die Hieronymus auf das Wirken von Martin Luther hatte, wie auch seine Rehabilitierung und die Erinnerungskultur, die diesem philosophischen Vorstreiter zuteil wird. Abschließend analysieren die Autoren, warum Hieronymus auch heute noch aktuell ist. »Er wusste, wie wichtig die Beeinflussung der öffentlichen Meinung war. Ohne Bühne, ohne Publikum, ohne Disput keine Resonanz, keine Unruhe, sondern Stillstand.«

Hieronymus wurde ein Jahr nach Jan Hus schließlich auch verbrannt, was sich in diesem Jahr zum 600. Mal jährt. Hoeren und Humpert ist für dieses Erinnerungsjahr ein wichtiges Buch gelungen, das den »Philosophen im Schatten von Jan Hus« in all seiner Vielschichtigkeit erklärt und ihm endlich seinen verdienten Platz als Vorstreiter für die Moderne zuweist. Die Leistung dieses großen Philosophen unter den Theologen besteht darin, dass er den Glauben zu den Menschen zurückgeholt und ihn damit in gewisser Weise demokratisiert hat.“

Eine Leseprobe:

Können Menschen wissen, was wahr ist?

Hieronymus bleibt aktuell

„Hieronymus von Prag hatte ein Gespür dafür, dass die Implantation neuer Gedanken ein feines Netzwerk braucht, um bestehen zu können. Wer zu seiner Zeit gehört werden wollte, musste die Provokation wagen. Hieronymus fehlte der Buchdruck, der seinen Reden und Thesen eine schnelle und weite Verbreitung verschafft hätte. Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein Vorläufer von Martin Luther. Er wusste, wie wichtig die Beeinflussung der öffentlichen Meinung war. Ohne Bühne, ohne Publikum, ohne Disput keine Resonanz, keine Unruhe, sondern Stillstand. Hieronymus wagte es, die Menschen dazu anzustiften – wie Eugen Drewermann in der Einführung zu diesem Band treffend schreibt –, »selber zu denken«. So stellte Hieronymus die philosophischen und theologischen Grundfragen, die bis heute immer wieder neu formuliert und kontrovers diskutiert werden: Können Menschen wissen, was religiös wahr ist? Wozu Religion? Was ist die Wahrheit? Kann Theologie oder Philosophie sie objektiv bestimmen oder festschreiben? Hieronymus hat uns wie Jan Hus vorgelebt: Wahrheit zeigt sich allein in der Wahrhaftigkeit unserer Existenz, unseres Lebens. Das Fazit von Eugen Drewermann über Hieronymus von Prag weist auf das Jetzt und die Zukunft: „Wichtig ist nicht das Urteil der Mitwelt, wichtig ist nicht das Urteil der Nachwelt – niemals ist (…) die Weltgeschichte das Weltgericht. Richtmaß der Menschlichkeit ist einzig ER, in dessen Händen wir stehen, berufen zu jenem anderen Leben in seiner Ewigkeit, zu dem wir hier nur erst unterwegs sind.“56 In dieser Nachdenklichkeit bleibt Hieronymus von Prag gemeinsam mit seinem Freund Jan Hus aktuell.“

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 06/2016: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Die beiden Autoren Jürgen Hoeren (kathologischer Theologe) und Dr. Winfried Humpert (Psychologe und Pädagoge) beschreiben in ihrem Buch »Hieronymus von Prag – Der Philosoph im Schatten von Jan Hus« eindrucksvoll wie im 14. und 15. Jahrhundert drei mutige Männer – John Wycliffe (englischer Philosoph, Theologe und Kirchenreformer, 1330 – 1384), Jan Hus (böhmischer Kleriker, Theologe, Prediger und Kirchenreformator, 1369 – 1415) und Hieronymus von Prag (böhmischer Gelehrter, Laientheologe und Philosoph, 1379 – 1416) – neue Wege zu Gott suchen. Diese Männer lebten in einer Zeit, in der viele Menschen die mächtige und reiche Institution Kirche bestehend aus Kardinälen, Bischöfen, Priestern, Theologen und einem kirchlichen Beamtensystem infrage stellten, d. h. die Glaubwürdigkeit an dem Klerus und der kirchlichen Hierarchie schwand und die Kirche erlebte bei den Laien einen Vertrauensverlust. „Das Ordnungssystem Kirche drohte innerlich und äußerlich zusammenzubrechen“ (S. 24). Der Laie drohte den Priester zu ersetzen. Die Menschen begannen kirchenkritisch zu denken und Forderungen nach einer Reform der Kirche wurden gestellt. Jan Hus und Hieronymus von Prag stehen stellvertretend für diese Menschen, die es zur damaligen Zeit wagten, sich kritisch mit kirchlichen Institutionen auseinander zu setzen und eigenständig die Bibel nach der Lehre Jesus Christus zu befragen. Für die Kirche waren diese Männer „unbequeme Denker“, Märtyrer und „Ketzer“, die auf dem Konzil in Konstanz (1414 – 1418) zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden (S. 20).

Im Anhang des liebevoll gestalteten Buches befinden sich noch eine Literaturauswahl zum Weiterlesen, die Endnoten und ein Bildnachweis.

Fazit:

Ein historisch bedeutsames Buch, das dem Leser die Standfestigkeit gläubiger Männer, die sich gegen die mächtige Institution Kirche stemmten und so den Zorn der Kirche heraufbeschworen, dokumentiert.

„Lache nicht vorschnell über jemanden,
der einen Schritt zurückgeht!
Er nimmt vielleicht nur Anlauf.“

Hieronymus (um 347 – 420), Sophronius Eusebius,
katholischer streitbarer Schriftsteller, lateinischer Kirchenvater und Heiliger.

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Buchcover:

Hieronymus von Prag: Der Philosoph im Schatten von Jan Hus. Mit einer Einführung von Eugen Drewermann - von Dr. Winfried Humpert und Jürgen Hoeren ist erschienen in der Südverlag GmbH

Hieronymus von Prag: Der Philosoph im Schatten von Jan Hus. Mit einer Einführung von Eugen Drewermann – von Dr. Winfried Humpert und Jürgen Hoeren ist erschienen in der Südverlag GmbH

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Verlag: Südverlag GmbH, 1. Auflage (13. Juni 2016).
Seitenanzahl: 112 Seiten.
Bindung: Broschierte Ausgabe.
ISBN-10: 3-878-00100-2.
ISBN-13: 9-783878-00100-3.
Preis: EUR 16,00.

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