Vater, Mutter, Staat

Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung.

Wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören.

Autor: Rainer Stadler

Klappentext:

Ihr seid die Experten!

„»Familienfreundliche Politik«, das bedeutet heute, Eltern die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder vom ersten bis zum achtzehnten Lebensjahr von vermeintlichen Experten betreuen zu lassen – und zwar flächendeckend und idealerweise ganztags, damit beide Elternteile bloß keine längeren Ausfälle in ihrer Arbeitsbiografie aufweisen. Wer dagegen ist, gilt schnell als reaktionär und frauenfeindlich, Befürworter eines solchen Systems dürfen sich dagegen auf der Höhe der Zeit wähnen. Gestresste Kinder und unglückliche Eltern sind die Folge der massiven Betreuungspropaganda, die seit Jahren von Politikern jeder Couleur im Namen der Familie betrieben wird. Aber ist dem Wohl der Familie wirklich gedient, wenn sich deren Mitglieder kaum noch sehen? Ist es das, was wir uns vorgestellt haben, als wir uns entschieden, Kinder zu bekommen? Rainer Stadler legte den Finger in die Wunde einer zerrissenen Gesellschaft.“

„Eine aufrüttelnde Streitschrift gegen die zerstörerische Kapitalisierung unserer Familie.“

„Irgendwas läuft hier falsch. Wie sonst ist das wachsende Unbehagen von Eltern zu erklären, die ihre Kinder kaum noch sehen, weil sie im Büro sitzen, vorgeblich um sich selbst zu verwirklichen? Wie die Untersuchungen zu Stresshormonen bei Krippenkindern, die hier locker mit Topmanagern mithalten? Warum überlassen immer mehr Eltern die Verantwortung für ihre Kinder ganz selbstverständlich fremden Menschen? Eltern, die in ihrer Jugend noch »We don’t need no education« riefen. Eltern, die ihren Kindern Pippi Langstrumpf vorlesen. Rainer Stadler, Journalist und Vater, macht sich auf die Suche nach Gründen für den Sinneswandel und erkennt ein System: Aus kühl kalkulierten ökonomischen Gründen propagiert eine Koalition aus Politik und Wirtschaft seit Jahren den massiven Ausbau der Kinderbetreuung und hat das Leben der Familien und der Gesellschaft insgesamt tiefgreifend verändert. Wer sich gegen die verordnete Ganztagsbetreuung stellt, ist auch gegen Emanzipation und Förderung, jeder leise Zweifel wird damit im Keim erstickt. Rainer Stadler stößt eine längst überfällige Diskussion an. Sie betrifft uns alle.“

Presseinformation des Verlags:

Die betreute Generation

Aktuelle Zahlen vom Statistischen Bundesamt belegen: Kleinkinder haben heutzutage eine 38-Stunden-Woche. Ist das wirklich gut für die Kleinsten unserer Gesellschaft, werden sie dadurch am besten gefördert? Oder geraten sie dabei so sehr in Stress, dass es sie im späteren Leben beeinträchtigt? Wer sich heute in der öffentlichen Diskussion gegen Kitas oder Ganztageseinrichtungen ausspricht, wird als frauenfeindlich kritisiert, denn der Ausbau der Ganztagsbetreuung gilt als »familienfreundliche Politik«.

Doch wer profitiert wirklich davon, dass unsere Kinder den ganzen Tag in der Krippe, im Kindergarten oder in der Schule verbringen?

Rainer Stadler, Journalist und Vater zweier Kinder, deckt in seinem Buch »Vater Mutter Staat. Das Märchen vom Segen der Ganztagesbetreuung«, das am 27. Oktober im Ludwig Verlag erscheint, die wahren Hintergründe der Betreuungskampagne auf. Kitas und Ganztagesschulen werden nicht geschaffen, um die Bedürfnisse von Familien zu erfüllen, sondern damit mehr Eltern erwerbstätig sind. Davon profitieren lediglich der Staat und die Wirtschaft, doch das Kindeswohl spielt dabei keine Rolle. Eindrucksvoll beschreibt der SZ-Journalist, wie Eltern vom Staat unter Druck gesetzt werden, ihre Kinder so früh wie möglich abzugeben. Seine These lautet: Unsere Familienpolitik geht auf Kosten der Kinder und zerstört die Familien.“

Eine Leseprobe:

VORWORT – KINDER HABEN EIN RECHT AUF FREIHEIT

„Zürich im Jahr 1954: Astrid Lindgren, die geistige Mutter von Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga, Erich Kästner, der Schöpfer von Pünktchen und Anton und Emil und die Detektive und die Engländerin Pamela Travers, die Mary Poppins geschrieben hat, unterhalten sich über das Geheimnis gelungener Kinderbücher. Kästner schreibt später, die Frauen hätten sich erkundigt, »wie denn ich dazu käme, Bücher zu schreiben, die den Kindern in aller Welt gefielen. Und als ich sagte, bei mir läge das wohl daran, dass ich von dem Talent zehrte, mich meiner eigenen Kindheit anschaulich erinnern zu können, da stimmten beide Frauen lebhaft zu und sagten, genauso sei es bei ihnen auch.«1) Aus ihrer Sicht entstünden gute Kinderbücher nicht, weil man Kinder habe und kenne, sondern weil man, aus vergangener Zeit, ein ganz besonderes Kind kenne: sich selber.

So geht es nicht nur Kinderbuchautoren. Jeder erinnert sich an seine Kindheit, auch wenn sie lange zurückliegt. Mal sind die Erinnerungen diffuser, mal deutlicher. In meinem Fall waren sie jedenfalls so lebendig, dass ich misstrauisch wurde, als ich die öffentliche Debatte über die Betreuung von Kindern außerhalb des Elternhauses verfolgte. Wobei von Debatte kaum die Rede sein kann: Egal, ob die Familienministerin Renate Schmidt, Ursula von der Leyen oder Manuela Schwesig heißt – in der Politik herrscht seit Jahren nahezu einhellig die Meinung vor, dass Kindern nichts Besseres passieren kann, als den ganzen Tag in der Krippe, dann im Kindergarten und später in der Schule zu verbringen. Für einige Kinder stimmt das vielleicht tatsächlich, aber für alle? Ich glaube das nicht. Vieles in meiner Kindheit, woran ich mich heute gern erinnere, spielte sich jenseits von Kindergarten und Schule ab. Nicht, dass ich ungern in den Kindergarten oder die Grundschule gegangen wäre. Aber den ganzen Tag? Auf keinen Fall. Wenn es im Sommer hitzefrei gab – was heute übrigens weitgehend abgeschafft ist, weil es nur noch schwer in den eng getakteten Familienalltag passt, wenn das Kind eine Stunde eher vor der Haustür steht –, rannte ich, und alle anderen Kinder mit mir, jubelnd aus dem Schulhaus. Es gab zwar keinen speziellen Grund, denn zu Hause warteten keine Highlights, nur das Übliche: Fußballspielen, Versteckspielen, Schnitzen. Die Mädchen vertrieben sich den Tag mit Schaukeln, Gummitwist, Seilhüpfen und hundert anderen Dingen. Wir wurden nicht betreut oder gefördert, sondern waren einfach glücklich, wenn wir am Nachmittag tun und lassen konnten, was wir wollten. Manchmal war uns auch langweilig, und nicht alles, was wir dagegen unternommen haben, deckte sich mit dem, was Lehrer, Pädagogen oder Politiker unter sinnvoller Freizeitgestaltung verstehen, aber es war unsere Gestaltung. Die Soziologen haben dafür den Begriff Straßenkindheit erfunden. Für uns bedeutete das Freiheit.

Vor wenigen Jahren habe ich diese Freiheit noch einmal bei meinen eigenen Kindern erlebt. Mein Sohn war damals fünf, meine Tochter zwei, wir zogen vom urbanen München-Schwabing in den Randbezirk Trudering, von der viel zu kleinen Altbauwohnung in ein Reihenmittelhaus. Unsere Siedlung war frisch aus dem Boden gestampft worden, wärmegedämmte Fertighäuser, aus architektonischer Sicht eher prekär, aber – selten genug in München – für junge Familien mit mittlerem Einkommen gerade noch bezahlbar. In praktisch jedes der Häuser zog ein Paar mit ein, zwei kleinen Kindern. Zugegeben, die Siedlung ist ein Alptraum für Kinderlose, Individualisten und Hedonisten. Aber die Kinder waren glücklich, sie rannten in Scharen durch die handtuchgroßen Gärten und über den angrenzenden Acker, der sich im Sommer in ein riesiges Erdbeerfeld verwandelte – ein kleines Bullerbü. Ich erinnere mich noch gut an den Verantwortlichen der Baufirma, der das Treiben einmal von unserer Terrasse aus beobachtete und mit verstörendem Gleichmut meinte: »In zwanzig Jahren leben hier keine Jungen mehr, sondern nur noch Alte. Dann ist hier alles tot.« Wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann, wunderte ich mich, weil ich beim selben Anblick dachte: Wie herrlich, endlich können sich die Kinder austoben, wie sie wollen, und haben immer jemanden zum Spielen – ganz anders als in Schwabing, wo es auf einem Straßenzug von 500 Metern Länge außer uns nur noch drei andere Familien mit Kindern gab.

Doch der Mann von der Baufirma und ich, wir hatten uns beide geirrt: Die »Jungen« in unserer neuen Heimat waren nämlich viel schneller von der Bildfläche verschwunden, als wir es für möglich gehalten hätten. Ein Kind nach dem nächsten aus unserer Reihenhaussiedlung wurde in einer Betreuungseinrichtung untergebracht. Und auch am Wochenende gab es nur noch selten Bullerbü, weil die Eltern der ganztagsbetreuten Kinder sich regelmäßig zu Ausflügen oder Aktivitäten aufmachten, um am Samstag und Sonntag das Familienleben nachzuholen.

Selten gaben allein finanzielle Gründe den Ausschlag, dass sich beide Elternteile entschlossen, ganztägig zu arbeiten. Es war vielmehr der angenommene Normalfall: Nach der Geburt wird für die Kleinen ein Krippenplatz gesucht, spätestens zum ersten Geburtstag kehren die Eltern an den Arbeitsplatz zurück und alle sind glücklich. Vor lauter Organisation – welche Krippe hat wie lange offen? Ist an die Einrichtung auch ein Kindergarten angeschlossen, mit Ganztagsbetreuung? Was lernen die Kinder dort? Vielleicht Fremdsprachen? – ging die entscheidende Frage oft unter oder wurde gar nicht erst gestellt: Was ist mit den Kindern? Was halten sie von ihrem neuen Leben? …“

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1) Felizitas von Schönborn: Astrid Lindgren – Das Paradies der Kinder, Freiburg 1997, S. 156.

Pressestimmen:

  • www.media-spider.com, 10/2014: „…“

Eigene Meinung / Beurteilung des Buches:

Fazit:

„Die Familie ist es, die unsren Zeiten nottut.“

Adalbert Stifter (1805 – 1868),
österreichischer Erzähler, Romanschriftsteller, Novellist und Maler.

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Buchcover:

Vater, Mutter, Staat: Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung - Wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören - von Rainer Stadler ist erschienen im Ludwig Verlag

Vater, Mutter, Staat: Das Märchen vom Segen der Ganztagsbetreuung - Wie Politik und Wirtschaft die Familie zerstören - von Rainer Stadler ist erschienen im Ludwig Verlag

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Verlag: Ludwig Buchverlag; 1. Auflage (27. Oktober 2014).
Seitenanzahl: 272 Seiten.
Bindung: Gebundene Ausgabe.
ISBN-10: 3-453-28061-X.
ISBN-13: 9-783453-28061-8.
Preis: EUR 19,99.

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